0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
machte, herausbekommt, dass wir noch einen Haufen Dollar bei uns haben, geht es uns nicht besser, und ich will lieber ein paar Jahre brummen als von den Haien gefressen werden. Mit Stawford darüber zu sprechen, war sinnlos. Für ihn liegt die Sache anders. Wenn ihr ihn bekommt, schickt ihr ihn auf den Stuhl. Er muss die Chance trotz der Haie wahrnehmen.«
»Okay, Slim. Hat Stawford gemerkt, dass du getürmt bist?«
»No, wir haben uns bei Einbruch der Dunkelheit getrennt. Er meinte, es sei besser, wenn wir nicht zur gleichen Zeit und aus dem gleichen Winkel das Schiff ansteuerten. Es könnte den Verdacht der Hafenwache erregen. Ich blieb in dem alten Lagerschuppen.«
»Und wo wollte er sich während dieser Nacht aufhalten?«
»Das weiß ich nicht, G-man.«
»Hm. Und welches Schiff wollte euch mitnehmen?«
Noch einmal zögerte Slim Pund, aber ich brauchte nicht nachzuhelfen.
»Die Vera Cruz III aus Havanna«, sagte er leise. »Um fünf Uhr morgens.«
Ich ging zum Telefon und wählte die Nummer des FBI.
»Schickt zwei Leute mit einem Wagen«, befahl ich. »In meiner Wohnung sitzt ein Mann, der vorläufig gut verwahrt werden muss.«
***
Über dem Wasser des Hafens wallte ein leichter Nebel, der sich an der Kaimauer wie eine Luftwoge brach, hochstieg und zusammenfiel. Es ging auf fünf Uhr zu, und die Dunkelheit der Nacht begann, einem schemenhaften Grau zu weichen.
Ich stand hinter dem Gerüst eines Verladekrans. Unmittelbar vor mir ragte die Bugwand eines schmierigen kleinen Dampfers auf, wie sie sich zu Hunderten die Küste entlang tasten. Es war schon hell genug, um die zerfressenen Messingbuchstaben an seinem Heck lesen zu können: Vera Cruz III, das Schiff, mit dem Pat Stawford der Gerechtigkeit zu entgehen hoffte.
Nicht viele G-men standen außer mir auf dem Pier 93 verteilt. Ein großer Aufmarsch barg die Gefahr in sich, auch während der Nacht bemerkt zu werden. Nur vier Leute außer Phil und mir standen in Deckung hinter Aufbauten und Kistenstapeln.
Aus der Ferne hallten leise Glockenschläge. Fünf Uhr. Wenn Slim Pund nicht gelogen hatte, dann musste Pat Stawford jeden Augenblick auf tauchen.
Noch lag die Dämmerung mit undeutlich grauem Licht über dem Pier. Aus dieser halben Dunkelheit tauchte ein Mann auf, der mit großen Schritten dem Dampfer zustrebte. Noch sah ich nur die Umrisse seiner Gestalt. Dann sah ich, dass er eine mächtige, dick geschwollene Aktentasche trug.
Er ging schnell und drehte den Kopf ständig nach allen Seiten.
Jetzt erreichte er den Laufsteg, der vom Schiff zum Hafen führte, ein Steg, der praktisch aus nichts anderem als einem morschen Brett bestand.
Ich trat hinter dem Kransockel hervor. Ich hielt die Waffe in der Hand, und ich hatte sie entsichert. Ich wollte Pat Stawford nicht noch einmal die geringste Chance einräumen.
Er prallte zurück, als ich vor ihm auftauchte.
»Hände hoch, Stawford!«, befahl ich. »Es ist aus!«
Er dachte nicht daran zu gehorchen, sondern seine Hand fuhr in die Manteltasche. Er bekam seine Kanone bis zur halben Höhe, bevor meine Kugel ihn in die Schulter traf.
Er schrie auf und ließ die Waffe fallen. Ich hörte das Klatschen, als sie im Wasser zwischen Kaimauer und Schiffswand verschwand.
Stawford gab sich noch nicht geschlagen, oder richtiger gesagt, er handelte einfach blindlings. Er stürmte den Laufsteg hinauf. Ich hätte ihn dreimal erschießen können, bis er das Deck erreichte, aber ich wollte ihn lebendig fassen, und so hinderte ich seine Flucht, die ihn doch nicht in Sicherheit bringen konnte, nicht.
Der Schuss weckte eine Menge Leute auf. Nicht nur Phil und die vier Kollegen eilten aus ihren Deckungen herbei, sondern auch auf der Vera Cruz III erschollen Stimmen, tauchten Köpfe auf.
Phil und die G-men stoppten bei mir.
»Er ist an Bord gerannt«, erklärte ich. »Ich schoss ihn in die Schulter. Ich glaube nicht, dass er noch eine Waffe besitzt. Wir holen ihn heraus.«
Wir gingen an Bord. Als ich den Fuß auf das Schiffsdeck setzte, stürmte mir ein halb bekleideter Mann entgegen, der einen spanischen Wortschwall auf mich niedersprudeln ließ. Ich schob ihn zur Seite.
Weitere Männer, mehr oder weniger bekleidete Matrosen, wimmelten um uns herum. Sie schnatterten wie die Gänse!
»Hört mal zu!«, überbrüllte ich ihren Lärm. »Wir holen einen gesuchten und angeschossenen Gangster von eurem Schiff. Schert euch in die Kojen und steht uns nicht im Weg.«
Sie trollten sich.
Wir verteilten uns über das Schiff
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