0090 - Jagd auf die Dämonenwölfe
ermordete seine Frau Karin. [1]
Es war wohl der schlimmste Fall in meiner Laufbahn gewesen, und die Szene, als wir aus der kleinen Kirche traten, stand noch deutlich vor meinen Augen.
Nie würde ich das Bild vergessen, wie Kommissar Mallmann seine sterbende Frau in den Armen hielt und in seinem Schmerz und in seiner Verzweiflung nicht mehr ein noch aus wußte.
Es war ein schlimmer Tag gewesen damals. Ich hatte zwischendurch ein paarmal mit Will Mallmann telefoniert. Er hatte sich noch nicht erholt, doch beim letzten Telefonat hatte er mir gesagt, daß er den Kampf fortführen wollte. Verbissener denn je.
Trotzdem hatte ich ihn gewarnt. Rache ist eine schlechte Triebfeder. Rache macht unüberlegt, sie läßt zu gefühlsmäßig handeln und verschleiert oft den Blick für das Reale. Ich war froh, daß Mallmann noch nicht in einen Fall mit hineingezogen war.
Der Captain faßte nach meiner Hand und drückte sie fest. »Gehen Sie jetzt, Sinclair, und bringen Sie die Sache in Ordnung. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß, daß es hinter diesem Damm Dörfer gibt, in denen schutzlose Menschen wohnen. Die Werwölfe sollen kein weiteres Opfer mehr finden.«
Das war auch meine und Bills Meinung.
Ganz wohl war mir nicht, daß wir den Captain allein lassen mußten, doch es gab keine andere Alternative. Er hätte uns nicht helfen können.
Wenig später kletterten Bill Conolly und ich den Damm hoch. Beide waren wir fest entschlossen, die Werwölfe zu stellen. Auch ohne mein Kreuz…
***
Susan Howard wußte genau, daß die Werwölfe und auch Sergeant Rapp nicht spaßten. Sie würden Susan eiskalt umbringen, wenn es dabei um ihren Vorteil ging.
Und trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Sie mußte einfach von diesem Schiff runter.
Als sich die Tür hinter Rapp geschlossen hatte, blieb sie auch nicht lange liegen, sondern machte sich trotz seiner warnenden Worte daran, ihr Gefängnis genau zu untersuchen. Sie hatte zuvor vergessen, sich die Kabine genauer anzusehen, nun aber wollte sie es wissen.
Die Tür war abgeschlossen, wie nicht anders zu erwarten. Ein Fenster oder Bullauge gab es auch nicht, doch das Girl entdeckte nach genauem Hinsehen unter der Decke einen Abdruck, der eine rechteckige Form aufwies.
Eine Klappe…
Wahrscheinlich sogar ein Notausstieg.
Su begann zu überlegen. Sie dachte an die modernen Fahrstühle, die auch einen Notausstieg besitzen mußten. Ähnlich war es hier sicherlich auch. Wenn durch den Untergang eines Schiffes der übrige und normale Weg nach draußen versperrt war, konnte man eben durch die Decke entkommen.
Nur sie war sehr hoch, und Susan Howard suchte nach einem Gegenstand, auf den sie sich stellen konnte.
Das Bett kam nicht in Frage.
Es war am Boden festgeschraubt, ebenso der Tisch.
Blieb der Stuhl.
Ihn untersuchte Susan genauer. Auch dieses Möbel war im Boden verankert, nur hatte sich die Verschraubung im Laufe der Zeit gelockert, so daß Susan den Stuhl hin- und herbewegen konnte.
Sie drehte ihn nach links und auch zur anderen Seite hin. Rechts ging es besser. Links hakte er zu sehr fest.
Susan Howard bückte sich und sah nach den Schrauben. Sie saßen schon ziemlich locker. Wenn sie Kraft einsetzte, müßte es eigentlich gehen.
Das Girl war wie elektrisiert. Vor Aufregung hatte sie einen roten Kopf bekommen, und eine vorwitzige Haarsträhne war ihr in die Stirn gefallen.
Bevor sie sich an die eigentliche Arbeit machte, ging sie zur Tür und legte ihr Ohr dagegen.
Sie vernahm nichts. Auf dem Gang war es ruhig.
Susan Howard lief wieder zurück zum Stuhl, packte die Lehne mit beiden Händen, holte noch einmal tief Luft und begann zu ziehen und zu reißen.
Sie setzte all ihre Kraft ein, riß, drückte und zog. Die Adern auf ihrer Stirn schwollen, so sehr strengte sie sich an. Und sie gab nicht auf, ruckte und riß weiter, hörte etwas knirschen, und dieses Geräusch gab ihr Mut.
Auf einmal ging alles blitzschnell. Ein letzter Ruck, und sie hatte den Stuhl frei. Allerdings konnte sie den eigenen Schwung nicht mehr bremsen, und sie flog quer durch die Kabine. Zum Glück entgegengesetzt der Tür, so daß sie auf dem Bett landete und sich die Geräusche in Grenzen hielten.
Erschöpft blieb Susan Howard einige Sekunden liegen. Ihr Herz schlug hoch im Hals, auf ihrer Stirn lag der kalte Schweiß, aber sie hatte es geschafft.
Das Girl richtete sich wieder auf, nahm den Stuhl mit und stellte ihn unter die Klappe.
Jetzt mußte es reichen.
Es reichte tatsächlich. Susan
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