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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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Vermisstenanzeige aufgegeben. Da es wieder einmal ein Chinesenmädchen war, ließ ich ihn sofort holen, als wir vom Auffinden der Leiche unterrichtet wurden. Er beschwört, dass es seine Tochter ist.«
    »Ob man mit ihm sprechen kann?«, fragte ich leise. Robson zuckte die Schultern.
    »Wir können es versuchen. Dort drüben steht der große Einsatzwagen der Mordkommission. Setzen wir uns da hinein. Ich werde eine Bandaufnahme von unserem Gespräch machen.«
    Er ging zu dem unglücklichen Mann und sprach leise auf ihn ein. Zuerst schien es, als hörte der Alte gar nicht zu. Dann schob er den verdutzten Robson zur Seite, bückte sich und riss mit einem Griff die Gummidecke weg.
    Uns stockte der Atem. Chenangs schrill gellender Schrei trieb uns eine eisige Kälte durch die Adern.
    Wir wanden uns ab. Ich wollte mir eine Zigarette anstecken, aber die Schachtel fiel mir aus den zitternden Händen.
    ***
    Es sind immer die gleichen entsetzlichen Szenen, die man erlebt. Und doch ist es jedesmal anders. Man kann hundertmal mit einem Vater gesprochen haben, der gerade die Leiche seines ermordeten Kindes identifiziert hat, man wird sich nie daran gewöhnen.
    Die Väter reagieren unterschiedlich. Die einen laut, die anderen unheimlich leise, die einen weinen, die anderen haben keine Träne in den starr blickenden Augen. Der letzte seelische Schmerz hat tausend und abertausende verschiedene Weisen sich zu offenbaren. Gemeinsam ist allen nur der Schmerz.
    Mit Gewalt musste Chenang daran gehindert werden, sich von der Kaimauer ins offene Hafenbecken zu stürzen. Zwei Mann hielten ihn noch fest, als ihm der Arzt der Mordkommission eine Beruhigungsspritze injizierte.
    Dann legte sich allmählich seine schäumende Raserei. Nach zehn Minuten war er ein stiller, in sich gebrochener Mann. Widerstandslos ließ er sich zu dem großen Einsatzwagen der Mordkommission führen, der innen wie ein kleines Büro eingerichtet ist mit versenkbarer Schreibmaschine.Telefon und Batterie-Tonbandgerät.
    Robson, Phil und ich setzten uns mit in den Wagen Chenang hockte auf seinem Klappsitz und sah starr vor sich hin.
    »Ich glaube, ich habe vorhin etwas verkehrt gemacht«, murmelte Robson ärgerlich.
    Ich wusste, dass er sich für den plötzlichen Ausbruch des gepeinigten Vaters verantwortlich machte, weil er ja gerade mit Chenang gesprochen hatte.
    »Unsinn, Robson«, raunte ich ihm zu. »Das wäre gekommen, ob Sie mit ihm gesprochen hätten oder nicht. Er hielt einfach die Ungewissheit nicht aus. Sie haben ihm wahrscheinlich zuerst nur das schmerzverzerrte Gesicht gezeigt, nicht wahr?«
    Robson nickte stumm.
    »Sehen Sie«, sagte ich leise. »Da wurde seine Phantasie auf eine fürchterliche Weise angeregt. Er musste einfach wissen, was man mit seiner Tochter angestellt hatte. Es hätte ihn um den Verstand gebracht, wenn er sich diese Gewissheit nicht verschafft hätte.«
    »Trotzdem, Cotton«, murmelte Robson. »Ich bin wütend auf mich selbst. Das ist nicht die Stimmung, in der man ein Verhör führen kann. Tun Sie’s für mich.«
    »Okay, wenn Sie wollen.«
    Ich hielt Mr. Chenang meine Zigaretten hin. Erst als ich die Schachtel vor seinem Gesicht leise schüttelte erwachte er aus seiner abwesenden Geisteshaltung und bediente sich mit einer höflichen Verneigung. Ich gab ihm Feuer, dann begann ich in unverbindlichem Gesprächston.
    »Sie heißen Chenang, nicht wahr?«
    »Ja, Sir. Ich habe eine Großwäscherei mit Filialen in der ganzen Stadt. Mein Name ist…«
    »Jedem Kind in Frisco bekannt«, fiel Robson ein. »Man sieht ja Ihre Firmenwagen in jeder zweiten Straße.«
    Der Chinese zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen, nun ja, ich habe eben eine große Firma. Ihm war nichts von dem selbstgefälligen Stolz anzumerken, mit dem viele Emporkömmlinge auf ihre Besitztümer verwiesen.
    »Sie sind verheiratet, Mr. Chenang. Nicht wahr?«, fuhr ich fort, um langsam an das Thema heranzukommen.
    »Ja, sicher. Schon seit zwanzig Jahren.«
    »Malo war ihre einzige Tochter?«
    »Mein einziges Kind, ja«, sagte er tonlos.
    Ein trockenes Schluchzen würgte ihn. Er schüttelte den Kopf, als ob er es einfach nicht begreifen könnte. Kein Wort kam mehr über seine Lippen.
    Wir warteten ein paar Minuten schweigend, dann sprach ich ihn noch einmal an. Er schüttelte den Kopf und meinte schluchzend, es hätte doch keinen Zweck, jetzt noch stundenlang darüber zu reden. Niemand könnte seine Tochter wieder lebendig machen.
    Natürlich hatte er Recht. Aber wir

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