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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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Holzkohle. Dieses Spiel wiederholte sich noch dreimal, aber in den anderen Gefäßen befand sich jedesmal eine anders aussehende Flüssigkeit. Die drei letzten hatten keinen öligen Charakter gehabt.
    Und dann wurden getrocknete Kräuter über die getränkte Holzkohle gestreut.
    Als Trifallini aus dem Geruchs-Tohuwabohu eindeutig Weihrauch herausroch, dämmerte es ihm.
    »Luigi, du… ich werd' verrückt! Du, bestimmt… die meinen, wir wären von bösen Geistern besessen, und die wollen uns gleich mit ihrem Theater davon erlösen!«
    Mente glaubte seinem Kollegen kein Wort. Er hatte auch nicht zugehört. Er sah bloß, wie einer der beiden Vermummten den Versuch machte, das Zeug in der flachen Eisenschale in Brand zu setzen. Erst als der andere half, gelang es.
    Die beiden Beamten der Polizia stradale, die, unfähig sich zu bewegen, über den steinernen Rollen lagen und mit ihrem Kopf an den Rand der Schale reichten, sahen, wie sich das Feuer in der durchtränkten Holzkohle immer schneller nach allen Seiten ausbreitete.
    Die erste Hitzewelle traf sie. Die ersten Essenzen und Kräuter begannen zu verbrennen und eine dementsprechende Rauchmenge zu entwickeln. Die Öllichter an den Wänden ringsum verschwanden im immer dunkler werdenden Rauch.
    »Die ersticken uns, die Hunde!« stieß Luigi Mente in ohnmächtiger Wut aus.
    Arturo Trifallini glaubte auch nicht mehr an eine Geisteraustreibung.
    Jetzt schlugen Flammen aus der flachen Schale. Wie der dunkle und drohend aussehende Kopf einer tückischen Gewitterwolke wallte plötzlich unwahrscheinlich duftender Rauch auf, schien zu versuchen, diesen steinernen Tempelraum zu sprengen, und ließ die beiden gefesselten Männer verzweifelt nach Luft schnappen.
    Man grillte sie nicht, aber man sorgte dafür, daß sie erstickten.
    Arturo fluchte wie ein neapolitanischer Muschelfischer.
    Luigi hatte sich in sein Schicksal ergeben. Beide rangen nach Luft. Sie begannen, Gespenster zu sehen. Die gräßlichsten Ungeheuer kamen aus allen Richtungen und versuchten, sie zu verschlingen. Es waren Wesen, wie sie eine wahnwitzige Phantasie niemals erfinden konnte.
    Arturo Trifallini schrie, denn sein Kopf befand sich im Rachen eines bestialischen Krallenungeheuers. Carabiniere Mente gelang es in diesem Augenblick, mit den nackten Füßen auf dem Boden Halt zu finden und sich abzudrücken. Die steinerne Rolle unter ihm bewegte sich. Er kam dem Rauch speienden Höllenfeuer dadurch noch näher, aber nur für einen Augenblick, dann rutschte er nur von der steinernen Unterlage herunter und blieb neben der Schale auf dem kühlen Steinboden liegen.
    Ununterbrochen schrie Trifallini. Er steckte mit dem Kopf nicht mehr im Rachen der Krallenbestie. Jetzt bohrte sich der Giftstachel eines Riesenskorpions in seinen ungeschützten Leib. Er war dem Wahnsinn nahe und - dem Ersticken.
    Luigi Mente hatte eine scharfe Kante am Fuß der Schale entdeckt. Wie er es schaffte, an dieser Kante entlang eine Lederwindung zu wetzen, war für ihn bedeutungslos. Er wollte seine Fessel zerschneiden, das erreichen, bevor er in diesem verdammten Qualmloch erstickte.
    Warum schrie Arturo bloß so gellend? fragte er sich und hatte völlig vergessen, vor wenigen Augenblicken auch die gräßlichsten Ungeheuer gesehen zu haben.
    Warum sparte Arturo das bißchen Luft nicht zum Atmen auf?
    Mit der Verbissenheit eines zum Tode Verurteilten wetzte Mente die Lederwindung an der Fußkante der Schale hin und her.
    Und dann war er durch.
    Und dann konnte er die letzte Fessel abstreifen.
    Der schreiende Trifallini ließ ihn die eigene Lebensgefahr vergessen. Dicht unter der leichten Wölbung der Schale kroch er entlang. Auf diesem Weg mußte er zu Arturo kommen. Mit dem Kopf krachte er gegen die Kante der Säule, auf der sein Kollege lag. Mente achtete auf die Blitze nicht, die hinter seinem Schädeldach explodierten. Er riß Trifallini zu sich herab, und im gleichen Moment schrie der nicht mehr und wußte auch nicht mehr, daß die höllischsten Ungeheuer versucht hatten, ihn zu verschlingen, erschlagen und vergiften, denn er erlebte sie nicht mehr. Sie waren verschwunden.
    Er fühlte Mentes Hände nach dem Knoten suchen. Er hörte ihn fluchen. Er konnte wieder freier atmen. Die Todesangst war von ihm abgefallen. Und dann löste Mente seinen Knoten.
    Er war frei.
    Oder…?
    Da warfen sich Körper über sie, und gnadenlose Pranken versuchten, sie zu erwürgen.
    Ihr Traum von der Freiheit war ausgeträumt!
    Aber sie wollten hier unten in

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