0093 - Dreimal hupen bringt den Tod

Raum gleiten, bis er den Lichtschalter gefunden hatte.
    Mit vor Aufregung zitternden Händen arbeitete er sich langsam durch die verschiedenen Türen vor. Mail hatte ihm die Verhaltungsmaßnahmen nicht nur genau beschrieben, er hatte ihm sogar eine Liste angefertigt, auf der jeder einzelne Handgriff genau vermerkt war.
    Um ganz sicher zu gehen, hakte Lisbord das ab, was er schon getan hatte.
    Er hätte es in zehn Minuten schaffen können. Er brauchte dreißig, bis er endlich im Keller vor der Gitterwand stand.
    Nach weiteren zwanzig Minuten stand er im Innern des großen Tresorraums. Er stellte seine mitgebrachte große Tasche ab und holte das Brecheisen heraus.
    Einen Augenblick lang verschnaufte er. Er wischte sich den Schweiß der Aufregung von der Stirn.
    Bisher war ja alles wunderbar gut gegangen. Er hatte befürchtet, dass vielleicht ein Wächter vorhanden wäre, aber Mail hatte ihm ein paar Mal versichert, dass kein Wächter vorhanden sein könnte. Sonst hätte er, Mail, etwas davon erfahren. Tatsache war, dass tatsächlich nicht einmal der Prokurist etwas von dem Wächter wusste, den Studdway selbst engagiert hatte.
    Studdway war nämlich wie die Polizei von der Voraussetzung ausgegangen, dass mindestens einer der Eindringlinge zur Firma gehören musste. Also sagte.er sich, dass mit einer Wiederholung gerechnet werden könnte, wenn man die Firma in dem Glauben ließ, es werde trotz des Einbruchs kein Wächter eingestellt.
    Lisbord machte sich an die Arbeit. Nach und nach erbrach er ein Fach nach dem anderen. Jede Firma, die ihre Lohngelder von der STC geliefert bekam, hatte ihr eigenes Fach. Da Freitag der Tag der Zahlungen war, lagen in sämtlichen Fächern die von den Firmen angeforderten Lohnbeträge nach genau aufgeschlüsselten Summen. Die Zehn-, Zwanzig- und Fünfzigdollarnoten Waren recht häufig vertreten, ebenso wie kleinere Münzen.
    Lisbord sah bald, dass seine Tasche zu schwer werden würde, wenn er alle Münzrollen mitnähme. Deshalb kippte er seine Tasche noch einmal um und ließ die Münzen jetzt zurück.
    War er bis zu diesem Augenblick noch aufgeregt gewesen vor Angst, so änderte es sich jetzt. Die Angst verflog, und dafür packte ihn das Fieber beim Anblick des vielen Geldes.
    Aus einem Fach holte er allein gut hundertfünfundfünfzigtausend Dollars. Seine Augen glänzten, seine Handgriffe wurden schneller.
    »Die werden Augen machen!«, murmelte er. »Augen werden die machen! Ich bringe gut und gern eine Million mit! Das sollen sie mir nachmachen! Schlappschwänze sind es! Zu viert konnten sie knappe dreißig Mille herausholen, und ich bringe allein eine Million. Mussten sie denn auch nervös werden, nur weil ich dreimal gehupt habe? Ha, ich zeige ihnen, wie man so was macht!«
    Er lachte ein paar Mal vor sich hin. Das Krachen der aufbrechenden Stahlblechtüren wurde ihm Musik in den Ohren.
    Endlich hatte er das letzte Fach aufgebrochen. Er stopfte die letzten Scheine in die prall gefüllte Tasche und machte sich an den Rückweg.
    Noch einmal suchte er den Zettel hervor und nahm alle Vorsicht zusammen. Er kroch auf allen vieren unter den gefährlichen, unsichtbaren Lichtstrahlen hindurch, die beim Durchqueren Polizeialarm gegeben hätten, und er stand tatsächlich nach knapp fünfzehn Minuten wieder in dem großen Büroraum.
    »Das ist geschafft!«, sagte er vor sich hin und stellte die schwere Tasche einen Augenblick lang ab, um zu verschnaufen. »Geschafft! Na, ich bin schließlich kein Dummkopf.«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch.
    Er erstarrte. Was war das gewesen?
    Wieder vernahm er dieses dumpfe Geräusch. Es klang, als ob jemand Möbel bewegte.
    Und dann hörte er ganz deutlich, wie eine Tür geöffnet wurde.
    Plötzlich war ihm eiskalt. Er zog den sechsschüssigen Colt und verhielt den Atem.
    »Ist da wer?«, fragte eine gähnende Stimme.
    Er rührte sich nicht.
    Irgendwo in dem großen Raum knipste ein Lichtschalter. Aber es blieb dunkel. Er hatte ja die Sicherungen herausgedreht.
    »Verfluchter Dreck!«, murmelte die verschlafene Stimme.
    Schritte tappten irgendwo. Dann klappte etwas. Lisbord war viel zu aufgeregt, um noch Geräusche nach ihrer Ursache erkennen zu können. Er stand wie eine Statue und wagte sich nicht zu rühren.
    Plötzlich überflutete helles Neonlicht den großen Büroraum. Losbag hatte den Sicherungskasten gefunden und die Sicherungen wieder eingedreht.
    Jack Lisbord riss seinen Colt hoch. Er zielte auf die