0093 - Mord in der Mumiengruft
und noch unheimlicher würde es sein, hinunterzutauchen. Doch mir blieb keine andere Wahl.
»Die Preßluftflaschen, Suko«, sagte ich.
Der Chinese schaute mich an. »Du willst allein?«
»Ja.«
»Aber ich komme mit«, sagte Bill.
»Nein, haltet ihr mir hier den Rücken frei.« Ich schaute auf die Uhr.
»Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, dann kann mir einer von euch folgen.«
Dagegen hatten sie nichts.
Ich legte mir die Preßluftflaschen an und schob mir das Mundstück zwischen die Lippen.
Die Beretta nahm ich mit, ebenso den Dolch und das Kreuz. Ich warf meinen Freunden noch einen letzten Blick zu und tauchte hinab in das dunkle Wasser…
***
Gold!
Genau vor ihren Augen lag es.
In einer ungeheuren Pracht. Es funkelte und gleißte. Der Lampenstrahl wurde von zahlreichen Diamanten und anderen Edelsteinen gebrochen. Goldene Kelche und Schalen reflektierten den Schein. Da lagen wertvolle Halsketten und Armreifen, Diademe und Kronen – und alles unversehrt, zudem in einer Pracht, wie sie Juana Alvarez noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.
Sie war geblendet. Geblendet von dem goldenen Metall. Und deshalb dachte sie auch nicht an die Gefahr. Juana übersah sie einfach oder wollte sie gar nicht wahrnehmen.
Denn es gab nicht nur das Gold und die Edelsteine innerhalb dieser unterirdischen Höhle, sondern auch drei Sarkophage.
Neben dem ersten lag ein Leuchter.
Aus einer Laune heraus griff Juana nach dem Gegenstand, stellte ihn hin, zündete ihr Feuerzeug an und hielt die Flamme an die drei Kerzendochte.
Sie fingen sofort Feuer.
Mit dem Leuchter in der Hand schritt Juana tiefer in die Höhle hinein. Sie wollte die Batterie ihrer Lampe schonen.
Die Frau schritt an dem ersten Sarkophag vorbei. Er war längst nicht so prunkvoll, sondern bestand einfach aus Stein mit einem Deckel aus verfaultem Holz darüber. Wer genauer hinschaute, der konnte noch die geheimnisvollen weißmagischen Zeichen sehen, die in das Holz zum Schutz gegen die Unbill der Dämonen hineingeritzt worden waren.
Einige der Zeichen allerdings waren durchgestrichen worden und somit wirkungslos.
Ein böses Omen.
Juana Alvarez schritt weiter. Sie wandte dem ersten Sarkophag den Rücken zu. Den Kerzenleuchter hielt sie in der rechten Hand. Die Flammen tanzten und flackerten. Trotz der schlechten Luft hatten sie Nahrung gefunden.
Der wertvolle Gold- und Edelsteinschatz lag vor der großen Steinwand gestapelt. Wie magisch wurde die Frau davon angezogen. Ihr Atem ging schneller. Naß lag das dunkle Haar um ihren Kopf. Wo sie gegangen war, zeichnete eine Tropfspur ihren Weg nach.
Das Gold faszinierte sie. Juana vergaß alles. Auch ihre Vorsicht. Deshalb sah und hörte sie nicht, wie der Deckel des ersten Sarkophags zur Seite geschoben wurde und sich aus dem Spalt zwischen Sarg und Oberteil ein grünlich schillernder Arm hob.
Die Finger der Hand waren zur Klaue gekrümmt, und die langen Nägel standen vor wie kleine, spitze Messer.
Langsam, unendlich langsam und lautlos schob sich die Schreckensgestalt aus dem Sarkophag.
Die Maya-Mumie war erwacht. In ihren roten Augen lag ein mordgieriges Leuchten…
***
Ich war sozusagen ein alter Tauchprofi, denn schon mehr als einmal hatte ich unter Wasser getaucht, um ein Abenteuer zu bestehen. Zuletzt noch gegen die mordgierigen Zombies aus dem Loch Morat, und auch die Werwölfe von Army-Island hatten mich in einen Kampf unter Wasser verwickelt.
Aber dieser See war mir doch verflixt unheimlich.
Das Wasser war schwarz. Wirklich, man konnte nicht die Hand vor Augen sehen, und es erinnerte mich an Tinte. Meine Lampe war auch nicht die stärkste, so daß ich kaum etwas sehen konnte. Irgendwann erreichte ich den Grund.
Niemand hatte mich attackiert, schon ein Vorteil. Meine vorgestreckten Hände wühlten Schlamm und Algen auf, und der Lampenschein zeigte mir, daß die feinen Partikel weggetrieben wurden. Ich bewegte mich ebenfalls in die Richtung und sah einen wassergefüllten Tunnel, in den mich die Strömung hineinzog.
Es war schon komisch, durch die enge Röhre zu schwimmen, denn bewegen konnte ich mich kaum, sondern nur mit den Händen und den Füßen paddeln.
Doch der Tunnel hatte ein Ende.
In einer Unterwassergrotte tauchte ich auf. Rasch schaute ich mich um.
Niemand erwartete mich.
Auch nicht die Frau, von der der Sterbende gesprochen hatte. Wobei ich annahm, daß es sich hierbei um Juana Alvarez handelte. Diese Frau, die meiner Meinung nach schon einmal gelebt hatte.
Ich
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