0093 - Mord in der Mumiengruft
schwamm zum schmalen Ufer, denn dort entdeckte ich einen Gang, der tiefer in das Innere dieses unterirdischen Tempels führte. Meiner Ansicht nach konnte nur die Frau diesen Weg genommen haben.
Wie recht ich mit meiner Vermutung hatte, bekam ich wenig später zu sehen.
Direkt hinter dem Höhleneingang lagen zwei Preßluftflaschen.
Ich entledigte mich ebenfalls der Atemluft und tauchte in den Höhlengang hinein.
Stickige Luft umgab mich. Sie war schwer zu atmen und mit Feuchtigkeit angefüllt. Ich fror. Kalt lief es meinen Rücken hinunter.
Die Lampe wagte ich nicht anzuschalten. Immer wieder blieb ich stehen und lauschte.
Dunkelheit. Finster war es wie in einem Tunnel, aber keine Spur von Juana Alvarez.
Dann sah ich den schwachen Lichtschein vor mir. Er bewegte sich hin und her. Deshalb war er auch so gut auszumachen.
Ein hartes Lächeln kerbte meine Lippen. Jetzt konnte mir Juana Alvarez nicht mehr entkommen. Ich stand dicht vor der Lösung des alten Maya-Rätsels.
Ich war gerade einen Schritt vorgegangen, da hörte ich den gellenden Schrei!
***
Juana Alvarez stand vor dem Gold. Ihre Blicke konnten sich einfach nicht von dieser Pracht lösen. Sie tauchten hinein in all das Funkeln und Gleißen des kostbaren Metalls.
Sie hatte es geschafft.
Das Maya-Gold lag vor ihren Füßen. Das Gold, das sie in ihren Träumen gesehen hatte. Denn es war ihr gelungen, zurückzublicken in ein Leben, das sie schon einmal geführt hatte. Vor fast tausend Jahren als eine Maya-Prinzessin.
Damals gehörten ihr diese kostbaren Dinge, doch dann waren die drei Priester gekommen und hatten ihr alles genommen, um sie anschließend zu opfern.
Doch die Priester hatten sich nicht lange an den Kostbarkeiten erfreuen können. Huayapetl war erschienen, der Mann, der sie liebte, und er hatte die Priester getötet.
Aber waren sie wirklich tot? Diese Priester waren gleichzeitig auch Magier, sie besaßen eine ungeheure Macht. Sie verbündeten sich mit den finsteren Mächten und überlisteten selbst den Tod. Etwas, was nur ganz wenigen gelang.
Diese Gedanken schossen Juana Alvarez in Sekunden durch den Kopf. In einer Zeitspanne, die der ersten Mumie ausreichte, um vollständig aus dem Sarkophag zu klettern.
Ein wahrlich grauenhaftes Ungeheuer näherte sich der ahnungslosen Frau, die sich soeben bückte, mit einer Hand nach Gold und Geschmeide griff und es durch die Finger gleiten ließ.
Es klirrte gegeneinander. Für Juana Alvarez war es die schönste Musik der Welt.
Die Mumie kam näher.
Obwohl sie so plump wirkte, bewegte sie sich an der Grenze zur Lautlosigkeit. Und sie sah dicht vor sich den Rücken der Frau.
Juana Alvarez merkte trotzdem etwas.
Aber nicht die erste Mumie war es, die das Geräusch verursachte, sondern die zweite.
Sie stieg ebenfalls aus dem Sarkophag. Und sie war längst nicht so vorsichtig.
Von innen her stieß sie gegen den Deckel, der aus seiner Halterung gerissen wurde, sich quer aufstellte und zur Seite kippte. Mit einem lauten Geräusch fiel er zu Boden.
Erschreckt fuhr die Frau herum.
Eine Hand schob sich aus dem offenen Sarkophag, im nächsten Moment die Schultern und ein Kopf.
Juana zitterte plötzlich. Sie konnte den Leuchter nicht mehr halten. Er fiel zu Boden. Eine Flamme erlöschte. Die anderen brannten weiter. Ihr zuckendes Licht geisterte über das schreckensstarre Gesicht der Frau.
Juana Alvarez war so in den Anblick der aus dem Sarkophag steigenden Mumie vertieft, daß sie die andere völlig vergaß. Außerdem hatte sie das Ungeheuer noch nicht gesehen – aber sie spürte es.
Urplötzlich erhielt sie einen gewaltigen Schlag in den Rücken. Sie hörte, wie der Stoff riß. Etwas brannte auf ihrem Rücken, dann wuchtete sie der Stoß nach vorn, hinein in den Berg voller Gold und Edelsteine.
Juana hatte nicht die Geistesgegenwart, sich mit beiden Händen abzustützen. Mit dem Gesicht fiel sie in das wertvolle Geschmeide. Der Rand eines Krugs ritzte ihr die Lippe ein.
Die Mumie setzte rasch nach. Ihre Klaue schoß vor, packte die Schulter der Frau und riß Juana herum.
Der Gold- und Geschmeideberg geriet dabei ins Wanken. Die Gefäße rutschten von oben herab und polterten auf Juana Alvarez herunter. Ein Trinkbecher schlug ihr gegen die Stirn, rollte über ihr Gesicht und gab die Sicht wieder frei.
Juana Alvarez schaute genau in die grausamen Augen der lebenden Mumie.
Jetzt konnte sie sich nicht mehr beherrschen.
Sie stieß einen gellenden Schrei aus.
***
Ich stolperte, fiel gegen
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