0094 - Alle auf einen Schlag
er. »Über vierzig Kilo TNT!«
***
Phil und ich hatten diesen Vormittag mit einer ermüdenden Arbeit begonnen: Wir hatten sämtliche Polizeireviere New Yorks angerufen. Das ist eine hübsche Anzahl, Sie dürfen es mir glauben. Hin und wieder stießen wir zwar auf einen Revierleiter oder einen Wachhabenden, dem die Namen der drei Gangster Lewis Martley, Morgy Lune und Barry Flairs bekannt waren, aber niemand konnte uns Auskunft darüber geben, wo sie sich zurzeit aufhielten. Weder ihr Wohnsitz noch ihre Stammkneipe waren bekannt.
Erschöpft ließ ich den Hörer sinken. Phil stöhnte ebenfalls und murmelte: »Ich bin mit meiner Hälfte auch gleich durch. Nur noch ein Revier.«
Er rief das letzte Revier an und legte den Hörer genauso ergebnislos wieder zurück auf die Gabel wie bei den vorausgegangenen Gesprächen.
»Jetzt sieht es böse aus«, murmelte Phil. »Wenn in den Revieren nicht bekannt ist, wie man die drei Burschen auftreiben kann, dann bleiben uns nur noch unsere V-Leute. Aber bevor wir die alle benachrichtigt und ihre Antworten erhalten haben, kann eine Woche vergehen.«
»So viel Zeit können wir uns nicht nehmen«, wandte ich ein. »In jeder Sekunde kann der nächste Kran in die Luft fliegen oder sonst was geschehen. Ich schlage in leichter Abänderung unseres Programms zwei Gespräche vor: eines mit McPherson, dem Chef der bisher am meisten geschädigten Hafenfirma, und das zweite mit Louis Thunders, dem alten Hehler. Der Kerl weiß doch verdammt gut in der Unterwelt Bescheid. Vielleicht kann der uns einen Tipp geben.«
»Gute Idee!«, stimmte Phil zu. »Los, fahren wir gleich zu ihm hin.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Für Louis Thunders ist es jetzt noch zu früh. Vor elf steht der nicht auf. Und wenn wir von ihm etwas erfahren wollen, sind wir auf seine gute Laune angewiesen. Zuerst zu McPherson.«
»Auch gut«, stimmte Phil zu.
Wir stülpten uns die Hüte auf den Kopf und fuhren mit dem Jaguar wieder zum Hafen. Wir fanden McPhersons Bürogebäude, wie beschrieben, in der Höhe von Pier elf und ließen uns bei McPherson anmelden.
Er empfing uns in Hemdsärmeln. Seiner Figur sah man noch an, dass er selber mal Vorarbeiter bei den Schauerleuten gewesen war. Auch seine Umgangsart verriet es.
»Aha!«, rief er bei unserem Eintritt. »Die G-men! Willkommen! Sessel, Whisky und Zigaretten sehen dort hinten in der Ecke. Bedient euch, Boys! Habt ihr endlich was herausgekriegt?«
Wir ließen uns grinsend in die Sessel fallen. Er unterschrieb schnell zwei Briefe und ließ sie von seiner Sekretärin abholen, dann wandte er sich uns zu. Ich bereitete die Arme aus und sagte: »Einiges wissen wir und einiges wissen wir noch nicht. Wie es eben so geht. Deswegen sind wir ja hier.«
Er stutzte: »Deswegen? Wollen Sie bei mir was erfahren? Machen Sie sich nicht lächerlich, Mann! Verdacht, wer mir einen Turmkran und zwei Leute ins Hafenbecken schmeißt? Dann hätte ich euch längst auf die Verdächtigen gehetzt.«
Phil grinste und sagte mit Betonung: »Jawohl, Chef! Sie hätten uns auf die Leute gehetzt.«
McPherson schüttelte ärgerlich den Kopf.
»So war es doch nicht gemeint! Ihr dürft meine Worte nicht auf die Goldwaage legen. Ich bin kein Harvard-Sprössling, sondern ein einfacher Arbeiter.«
»Streiten wir uns nicht über Ihren Tonfall«, schlug ich vor. »Ich möchte ein paar konkrete Fragen stellen und hätte gern ein paar konkrete Antworten darauf.«
»Schießen Sie los!«
»Wie kommen Sie mit Ihren Arbeitern aus?«
»Bestens. Ich zahle über Tarif und gebe auch noch Prämien. Die Gewerkschaften kriegen monatlich von mir einen Scheck zur Unterstützung alter und kranker Mitglieder. In der Beziehung habe ich mich gedeckt, das können Sie mir glauben. War ja selber mal Arbeiter und weiß, wie man behandelt werden möchte.«
»Dass von der Seite her Sabotage geübt wird, halten Sie für ausgeschlossen?«
»Für vollkommen ausgeschlossen. Ich kann Ihnen zwei Telegramme der beiden größten Hafengewerkschaften zeigen, wo man Bedauern über das Unglück ausdrückt. Eine der beiden Gewerkschaften ist sogar bereit, für mich die Bürgschaft für die Anschaffungskosten eines neuen Krans zu übernehmen. Wenn sie meine Arbeit sabotieren wollten, würden sie mir nicht auf der anderen Seite einen neuen Kran ermöglichen.«
»Das ist wahr«, gab ich zu. »Also schalten wir diese Seite aus. Wie ist es mit der Konkurrenz?«
McPherson machte eine abwehrende Handbewegung.
»Vor einem halben
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