0094 - Alle auf einen Schlag
den Vordersitz neben dem Fahrer und sagte: »Fahr in die Stadt, Bill. Zur State Police.«
»Okay, Chef«, knurrte der Fahrer.
Schöne Sauerei, dachte Serlaine unterwegs. Ich weiß nicht, ob ich darüber froh sein soll oder nicht. Wenn es Matrosen gewesen wären, hätten wir sie ins Militärgefängnis gesteckt und ihnen die dummen Einfälle gründlich ausgeredet. Aber Zivilisten? Die Militärpolizei hat kein Recht gegen Zivilisten vorzugehen. Was sehr bedauerlich ist. Ich möchte diesem Kerl, der in unser Depot einbricht, am liebsten allein im Dunkeln und ohne Zeugen begegnen. Der unverschämte Kerl muss sich ja einbilden, beim Militär gäbe es nur ausgewachsene Idioten.
Es war kein Wunder, dass Serlaines Gedankengänge ziemlich grimmig waren. Er hatte in seiner Laufbahn als Mitglied der Military Police schon allerhand mitgemacht, aber so eine Frechheit wie sie vor ein paar Tagen im Depot passiert war, das war ihm noch nicht vorgekommen.
»Wir sind da, Chef«, sagte Bill.
Serlaine fuhr aus seinen Gedanken auf, sprang ayis dem Jeep und rief: »Warten!«
Dann eilte er leichtfüßig die Treppen hinauf. Beim Pförtner grüßte er militärisch und sagte: »Ich möchte einen Mann von der Kriminalabteilung sprechen, der mit Einbrüchen und solchen Zeug zu tun hat.«
»Am besten, Sie gehen zu Sergeant Mallory, Sir. Der gehört zum Einbruchsdezernat und ist auch gerade im Haus. Zweiter Stock, dritter Flur links, Zimmer 812.«
Serlaine nickte schweigend und jagte die Treppen hinauf. Sein Temperament erlaubte es ihm einfach nicht, langsam zu gehen.
Er klopfte an die Tür mit der Nummer 812. Eine krähende Stimme rief: »Come in!«
Serlaine trat ein. Auf einem Drehstuhl hockte ein schmächtiger, sommersprossiger Mann von vielleicht vierzig Jahren. Er hatte helle, listig blickende Auen und eine ungeheuer große, gebogene Nase. Seine Stimme erinnerte an das Gackern eines jungen Huhnes.
»Oh, Hallo, Sir?«, krähte er und gab sich einen Stoß, sodass seine Sitzfläche in rotierende Bewegung geriet wie ein Karussell. »Wollen Sie mich zur Army holen, Oberleutnant? Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass mich unser Boss ziehen lassen würde. Er hält mich für unentbehrlich.«
Serlaine starrte unsicher auf den kleinen Mann. Er wusste für einen Augenblick nicht, ob er ihn für normal oder für geistig zurückgeblieben halten sollte. Offenbar konnte er aber Gedanken lesen.
»Ich bin völlig normal«, krähte er vergnügt. »Sofern in dieser verrückten Welt überhaupt jemand normal sein kann. Setzen Sie sich ruhig ein bisschen, Oberleutnant Namen-kenn-ich-nicht. Wir können uns gern ein paar Minuten unterhalten. Ich heiße Mallory.«
»Serlaine.«
»Angenehm. Es handelt sich um den Einbruch im Depot, was? Sie dachten, davon könnte niemand etwas wissen? Serlaine, Sie irren sich. Sergeant Mallory weiß alles, was in diesem Nest vor sich geht. Und was ich nicht weiß, kann ich erfahren, wenn ich Wert darauf lege.«
Serlaine schüttelte den Kopf. Der Mann wurde ihm unheimlich. War er nun doch verrückt oder war er es nicht? Die Militärpolizei hatte über den Einbruch ins Depot striktes Stillschweigen bewahrt. Wie konnte Mallory trotzdem etwas davon erfahren haben?
»Geben Sie sich keine Mühe, das zu erraten«, krähte der Sergenat von der Kriminalabteilung mit seiner an Prophetie grenzenden Gedankenleserkunst. »Ich erfahre alles, was ich erfahren will. Aber jetzt schießen Sie los! Warum kommen Sie zu mir?«
»Der Einbruch ist nicht von Soldaten ausgeführt worden, sondern von Zivilisten«, murmelte Serlaine ärgerlich.
»Ach, du lieber Himmel!«, krähte Mallory. »Das ist das Ende der Vereinigten Staaten. Wir haben nicht einmal soviel Soldaten, dass wir die militärischen Depots ausreichend bewachen lassen können. Harmlose Zivilisten brechen schon in Militärdepots ein! Jetzt weiß ich aber wirklich nicht mehr, was ich sagen soll.«
»Ich habe eine Spur von dem Mann gefunden. Ein Matrose sah ihn, als er an der rückwärtigen Hofmauer des Depots entlangschlich. Der Mann verkehrt oft in der Sailors Bar. Ich dachte, wir sollten gemeinsam heute Abend mit dem Matrosen dahingehen. Wenn der fragliche Mann erscheint, könnten Sie ihn doch festnehmen, nicht wahr?«
Mallory nickte gelassen.
»Sicher könnte ich. Aber vorher müssen Sie mir schon erstmal reinen Wein einschenken. Was wurde denn überhaupt aus Ihrem Depot gestohlen?«
Serlaine knallte wütend die flache Hand auf seinen Oberschenkel.
»Sprengstoff!«, rief
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