0095 - Am Mittag vor dem großen Coup
unsere Maschinenpistolen noch einmal gründlich ansehen. — Los, Mann, kommen Sie!«
Ich drehte ihn bei den Schultern um und stieß ihn zurück ins Haus.
Vorsichtshalber erklärte ich ihm: »Wenn sich noch jemand im Haus versteckt hält und etwa eine heimtückische Kugel auf mich abfeuern will, dann kriegen Sie den ersten Feuerstoß meiner Tommy Gun. Soweit klar?«
Er knurrte etwas, was ich nicht verstehen konnte, brüllte aber plötzlich laut in den Flur hinein: »He, Johnny! Komm raus! Es hat keinen Zweck, sie finden dich ja doch gleich! Fang ja nicht noch mal an zu knallen!,Sie legen mich sofort um, wenn noch ein Schuß fällt!«
Irgendwo weiter hinten in der Finsternis klapperte etwas, und es löste sich langsam eine Gestalt aus dem Dunkel und kam mit erhobenen Armen den Gang herunter. Phil nahm den Burschen in Empfang und brachte ihn nach draußen. Dann kam er wieder zurück.
»Gibt’s in Ihrer Bude kein elektrisches Licht?« fragte ich.
Er trat an die Wand und knipste. Überall flammten Glühbirnen auf. Das letzte große Saubermachen mußte hier noch vor dem vergangenen Sommer stattgefunden haben. Die meisten Glühbirnen waren von Fliegendreck dick beklebt. Immerhin blieb noch soviel Leuchtkraft erhalten, daß wenigstens ein annehmbares Zwielicht hergestellt wurde, wo vorher noch tiefe Finsternis geherrscht hatte.
Wir durchsuchten das Haus zunächst einmal vom Keller bis zum Boden nach versteckten Gangstern. Es waren keine mehr anwesend. Da öffnete ich ein Fenster im ersten Stock, setzte die Signalpfeife an die Lippen und blies die Aktion ab.
Phil holte vier Mann herein, damit wir eine gründliche Haussuchung abhalten konnten. Zuerst entfernten wir sämtliche Fensterläden, so daß endlich wieder Tageslicht im Haus war.
Vier weitere Kollegen hielten vor der Haus- und der Hintertür Wache, um uns neugierige Gaffer vom Hals zu halten. Die anderen kehrten inzwischen mit einer restlos verhafteten Bande zum Distriktgebäude zurück. Dort würde sich unser Doc um die Verwundeten kümmern.
Die Kneipe war das Musterbeispiel einer Seuchengefahr für die ganze Gegend. Wir hüteten uns, mit irgendeiner Wand in direkte Berührung zu kommen. Es wimmelte von Ungeziefer. Jetzt wurde mir auch langsam klar, warum sich der Wirt gelegentlich hier oder da kratzte.
Im ersten Stock und im Parterre gab es nichts zu finden.
Dafür stießen wir im Keller auf sechs Kisten. Sie enthielten jede Menge Diebesgut.
»Damit dürften wohl ein Dutzend Einbrüche der letzten sechs Monate ihre überraschende Aufklärung gefunden haben«, sagte Phil.
Wir ließen zwei Mann im Haus zurück. Die anderen nahmen den Wirt in ihre Mitte und stiegen ins letzte Streifenfahrzeug, das noch vor dem Haus stand. Phil und ich setzten uns in den Jaguar. Am nächsten Drugstore hielt ich an.
Wir gingen hinein. Ich bestellte: »Zwei Whisky.«
»Doppelte«, sagte Phil.
Dann kniffen wir das linke Auge ein und stießen an. »Wieder mal davongekommen«, grinste Phil. »Sieh dir bloß an, wie herrlich die Sonne scheint!«
***
Als wir im Distriktgebäude angekommen waren, lief uns unser alter Kontaktmann Neville über den Weg. Er blieb stehen, musterte uns ernst und sagte leise: »Billy ist tot. Vor anderthalb Stunden wurde er umgelegt.«
Wir blieben erschrocken stehen.
»Billy Chester?« wiederholte ich leise.
»Ja.«
Wir schwiegen erschüttert. Billy war ein prächtiger Bursche gewesen. Kein Mensph konnte irgend etwas gegen ihn haben. Er war hilfsbereit, fröhlich und immer ein guter Kamerad gewesen.
Am Morgen hatte ich noch gesehen, wie er mir freundlich zuwinkte, als ich zum Dienst kam. Auf einmal sollte er tot sein. Phil sah mich an, aber ich hatte das Gefühl, als sähe er durch mich hindurch.
»Sechsunddreißig Jahre war er beim FBI«, murmelte Neville. »Fünfzehn Jahre hat er jetzt nur noch Innendienst und ein paar harmlose Kuriergänge gemacht, genau wie ich. Und dann passiert auf einmal so etwas…«
»Wissen Billys Angehörige schon Bescheid?« fragte Phil.
»Der Chef ist gerade erst abgefahren, um sie zu benachrichtigen. Ich beneide ihn verdammt nicht um diese Aufgabe.«
»Wer leitet die Mordkommission?« fragte ich.
»Roy.«
»Schon irgendwelche Anhaltspunkte?« Neville zuckte die Achseln.
»Wenn ich richtig informiert bin — zwei. Einen Fingerabdruck und die Tatsache, daß Billys Brieftasche fehlt.« Unsere Reaktion unterschied sich nicht von der Roys.
»Die Brieftasche?« wiederholte Phil verständnislos. »Aber, um
Weitere Kostenlose Bücher