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0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
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Köfferchen weitere sechsundsiebzigtausend.
    »War doch gut, daß wir uns getrennt haben«, meinte Ross. »Mit zwanzig Mann wären wir überall aufgefallen.«
    »Warte ab, ob wir zu dritt nicht auch auffallen«, brummte Whalt. Er war der Pessimist unter den dreien.
    »Quatsch!« knurrte Jack Leepen. »Uns hat doch keiner gesehen!«
    »Doch!« widersprach Whalt.
    »Na ja«, lenkte Jack ein. »Aber die uns gesehen haben, die können ja nichts mehr sagen, nicht?«
    Whalt widersprach: »Es gibt auch noch welche, die uns gesehen haben und noch reden können!«
    »Quatsch! Wer denn?«
    »Die Banksekretärinnen.«
    »Mensch! Die sehen jeden Tag so viele Gesichter!«
    »Und wenn sie sich eines doch mal merken?«
    »Na, dann geben sie der Polizei eine Beschreibung. Weißt du, wie so eine Beschreibung von einer Frau nach einem Tag aussieht: Haare — weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube braun, dunkelblond oder so. In Wirklichkeit waren sie schwarz, nur das Licht fiel von der Seite drauf, so daß sie ein bißchen bräunlich schimmerten! Mensch, vor einer Beschreibung, die eine Sekretärin abgibt, ist mir nicht bange!«
    Das fast Unglaubliche an der Geschichte war, daß keiner der Gangster auch nur eine Sekunde an das Verbrecheralbum,dachte. Jeder von ihnen war vorbestraft, jeder war erkennungsdienstlich behandelt worden, das heißt, seine Fingerabdrücke und die typischen drei Steckbrieffotos waren von ihm angefertigt worden. Sie schienen zu glauben, das mache die Polizei aus lauter Langeweile.
    Eine Weile bummelten sie durch die dunklen Gassen im Hafenviertel.
    »Was sollen wir jetzt eigentlich anfangen?« fragte Whalt.
    »Mensch!« lachte Jack. »Du bist doch ein Idiot! Ersäuft fast in Dollars und fragt, was er anfangen soll! Erst einmal gut leben, du Kaffer!«
    Sie stritten eine Weile darüber, ob es sich nicht empfehle, die USA zu verlassen und nach Mexiko oder sonstwohin zu gehen.
    Davon wollten aber Whalt und Jack nichts wissen. Whalt, weil er mehr über Mexiko wußte als die anderen, Jack, weil er ohne die Staaten nicht leben könnte, wie er in großspurigem Patriotismus erklärte.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr hatten sie sich müde marschiert und waren außerdem durstig geworden.
    »Kommt«, sagte Jack, »wir gehen einen trinken.«
    »Meinst du, daß wir uns wirklich in einer Kneipe sehen lassen können?« fragte Whalt ängstlich.
    In New York wurden ihre Steckbriefe aus irgendeinem Grund erst am nächsten Tag angeschlagen, so daß sie noch gar nichts davon wissen konnten, daß sie bereits auf Steckbriefen verewigt waren. Die Nachtzeitungen waren auch schon im Druck gewesen, als die Steckbriefe herauskamen.
    »Sicher!« sagte Jack überzeugt. »Warum denn nicht?«
    »Aber nicht in so’ ne billige Hafenspelunke«, sagte Ross würdevoll. »Erstens will ich heute mal was Feines trinken, und zweitens gibt es in den Spelunken so leicht Krach. Und ich möchte mein hübsches Köfferchen gern noch eine Weile behalten.«
    Sie suchten sich eine bessere Gegend aus und betraten in der 14. Straße schließlich ein Lokal, das von Beamten und Angestellten bevorzugt wurde.
    Sie setzten sich an einen freien Tisch und bestellten Getränke, die sie noch nie im Leben getrunken hatten, »Das will ich euch sagen«, lallte Jack schon nach einer Dreiviertelstunde, »die Idee mit den Ausweisen war…«
    »Halt’s Maul, du verdammter Idiot!« zischte Ross.
    Jack fuhr zusammen. Auf einmal wurde ihm klar, daß er auf dem Weg war, enorm betrunken zu werden. Er schüttete sich den Rest Sekt durch die Gurgel und bestellte dann heroisch einen starken Kaffee. Daß es auch Mokka gab, konnte er zwar lesen, aber er wußte nicht, was Mokka war.
    Das Lokal war gut besetzt. Gegen dreiundzwanzig Uhr kam ein schlanker junger Mann von etwa sechsundzwanzig Jahren durch die Tür und sah sich suchend nach einem freien Platz um. Als er die drei Männer in der Ecke oberflächlich musterte, verengten sich für den Bruchteil einer Sekunde seine Pupillen. Dann trat er an ihren Tisch und fragte artig: »Gestatten Sie? Ist hier noch frei?«
    »Si-Sicher«, lallte Jack. »Bi-Bitte.«
    Der junge Mann nickte freundlich und setzte sich.
    »Oh«, sagte er mit einem Blick auf die Sektflasche. »Sie trinken aber eine feine Marke!«
    »Da-das will ich meinen«, nickte Jack selbstzufrieden.
    »Wir haben eine kleine Feier«, meinte Whalt erklären zu müssen.
    »Oh, dann will ich Sie nicht stören. Ich gehe selbstverständlich an einen anderen Tisch. Ich glaube, ganz vorn in der

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