Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
Vom Netzwerk:
bluffte auf Teufel komm raus. Ich gebe zu, ich wollte seine Angst ausnützen.
    Wir hätten ihm kein Härchen krümmen können und es auch nicht getan, selbst wenn wir’s gekonnt hätten. Wir sind G-men, keine Gangster unter dem Gesetz.
    Er schlotterte vor Angst. Natürlich hatte er auch von dem Märchen vom dritten Grad gehört, das es nur in der Phantasie einiger Journalisten gibt.
    »Nein«, winselte er. »Nicht schlagen! Nicht, G-man, bitte — bitte…«
    »Wo sind die anderen?«
    »Ich — ich weiß nicht…«
    »Wann habt ihr euch getrennt?«
    »Heute abend um zwanzig Uhr.«
    »Wo?«
    »Am Times Square.«
    Ich ließ mir den Einsatzleiter geben. »Cotton. Großeinsatz in meiner Sondersache. Straßensperren im Umkreis von hundert Meilen. Zugkontrollen. Hafen- und Flugplatzkontrollen. Die Burschen müssen noch innerhalb dieses Geländes sein. Die meisten sind wahrscheinlich noch in New York.«
    »Was?«
    »Ja.«
    »Cotton, verlassen Sie sich auf mich. Geht alles klar. Im Blitztempo. In einer Stunde kommt keine Maus mehr durch den Kreis. Soll ich die Straßensperren laufend auf New York zurücken lassen?«
    »Gute Idee, ja.«
    »Wird alles gemacht.«
    Ich legte den Hörer hin.
    »Uns entkommt keiner«, sagte ich. »Aber bevor wir Blake kriegen, gehst du auf den elektrischen Stuhl! Du warst dabei. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.«
    Er winselte um sein Leben.
    Ich wandte mich ab und sagte: »Letzte Chance: Wo sind die anderen?«
    »Ich weiß nur, wo Rock, Bill, Ches und Lees sind.«
    Zwei von den Namen hatte ich noch nie gehört. Ich ließ’ mir nichts anmerken. »Nämlich?«
    Er schwieg.
    »Meine Geduld ist gleich erschöpft.«
    »Sie wollten bei William übernachten. An der Battery. Die alte Bar.«
    Ich griff wieder zum Telefonhörer. »Sechs Mann aus der Bereitschaft. Maschinenpistolen.«
    ***
    Ralph Lemming und Roger Paddos wollten es ganz intelligent anfangen. Sie waren mit den anderen zusammen nach Einbruch der Dunkelheit von Yonkers hereingekommen.
    Unterwegs hatten sie in einem dichten Gebüsch am Riverside Park das Geld geteilt.
    Ralph und Roger suchten ein Kaufhaus, das heute seinen Einundzwanzig-Uhr-Tag hatte, wo bis einundzwanzig Uhr und manchmal noch ein bißchen länger geöffnet war.
    Sie kauften sich neue Anzüge, zwei Wettermäntel, Hemd, Krawatte — alles, was nach ihrer Meinung zu einem feinen Mann gehörte.
    In zwei eleganten Reisetaschen brachten sie ihr Geld unter.
    Dann sagte Ralph: »Wir gehen ins Waldorf-Astoria. Das ist so piekfein, da traut sich ’n Polyp überhaupt nicht rein.«
    Roger fand die Idee bestechend.
    Sie hatten Glück und wurden von einem nachsichtigen Kellner auch eingelassen. In der Bar bekamen sie eine Speisekarte perviert, mit der sie nichts anzufangen wußten.
    Nach endlosem Suchen tippte Roger schließlich aufs Geratewohl auf einen französischen Namen, der wie eine schöne Frau klang.
    Der Kellner verzog keine Miene. Er brachte ihnen zwei Schälchen in Essig und Öl getränkter Lorbeerblätter, verbeugte sich würdevoll und schritt von dannen.
    Die beiden Gangster starrten sich dumm an.
    »Zu blöd«, murmelte Ralph. »Ich dachte immer, hier wäre man in Amerika.«
    Eine Weile saßen sie herum. Zuerst wagten sie es nicht, in dieser gediegenen Atmosphäre von Reichtum, Kultur und Luxus nach dem Kellner zu rufen. Schließlich traute sich Ralph doch.
    »Geht die Klingel nicht?« fragte der Kellner mit unschuldigem Gesicht.
    Roger mußte plötzlich husten.
    »Wir möchten was zu trinken.«
    Ralph hatte es möglichst würdevoll gesagt. Was zu trinken im Waldorf.
    Der Kellner brachte ihnen ein zweites Buch, das nicht weniger dick war als der dicke Speisenkatalog, genannt Speisekarte. Mit der Getränkekarte fanden sie sich allerdings schon eher zurecht.
    Um die erlittene Schlappe wettzumachen, bestellte Ralph einen erlesenen, echten französischen Burgunder vom besten Jahrgang.
    Die Flasche für vierundzwanzig Dollar.
    Der Kellner verzog keine Miene. Er hatte schon Millionäre in ihren verrücktesten Augenblicken erlebt. Da waren die beiden aufgetakelten Provinzler kleine Kinder dagegen.
    Sie tranken noch eine zweite und schließlich noch eine dritte Flasche. Wie viele Leute, die plötzlich reich werden, hatten sie jeden Maßstab verloren.
    Ralph bezahlte kurz nach zwei Uhr dreihundert Dollar und sagte: »Stimmt.«
    Dem Kellner fiel das Tablett aus der Hand. — Im Waldorf.
    Um vier waren sie auf dem Flugplatz, sie wollten das Frühflugzeug nach Venezuela nehmen.
    Um

Weitere Kostenlose Bücher