0095 - Die Höllenkutsche
Geschäft blüht zur Zeit.
Ich sprach die beiden Männer an. »Es ist mir völlig klar, daß Sie so rasch wie möglich von hier verschwinden wollen. Aber nicht allein. Sie werden mit uns fahren.«
»Wann denn?« fragte Flint. »Sofort?«
»Nein.«
Sein Gesicht nahm einen enttäuschten Ausdruck an. »Was sollen wir noch hier? Wenn die Monster zurückkehren, sind wir verloren, dann ist alles aus.«
»Ich sehe mich zuvor in diesem Schloß ein wenig um«, erklärte ich den beiden. »Mr. Conolly wird so lange bei Ihnen bleiben und auf sie achtgeben.«
Bill war nicht begeistert. »Muß das sein, John?«
»Ja, es muß. Diese Burg birgt irgendein Geheimnis. Das möchte ich herausfinden.«
»Paß nur auf.«
Ich winkte ab. »Wird schon schiefgehen.«
»Und was ist, wenn Ihnen die Monster begegnen?« fragte Dean Flint.
»Ich weiß mich schon zu wehren.« Er hob die Schultern. »Okay, Sir, das ist Ihr Bier. Wenn Sie unbedingt Selbstmord machen wollen…«
»Das habe ich nun nicht gerade, vor«, erwiderte ich lächelnd, nickte Bill Conolly noch einmal zu und ging.
Ich war gespannt, welche Überraschungen mich in diesem Schloß noch erwarten…
***
»Sei ruhig!« fuhr der unheimliche Kutscher Willard an.
Der Friedhofswärter verstummte. Sein Mund klappte zu, als hätten unsichtbare Hände seine beiden Kiefer zusammengeschlagen. Willard wankte zurück. Als er die Tischkante an der Hüfte spürte, blieb er stehen.
Der Kutscher trat vor.
Jetzt sah Willard ihn genauer.
Der Unheimliche trug einen altmodischen schwarzen Anzug. Aus den Jackenärmeln ragten Skeletthände. Der Schädel schimmerte bleich, und der Zylinder darauf wirkte irgendwie lächerlich.
Aber die Horrorgestalt machte keinerlei Anstalten, Ken Willard zu töten. Das beruhigte den Mann ein wenig.
»Wo ist er?« fragte der Kutscher. Die Worte drangen dumpf aus seinem Maul.
»Wer?« Willards Stimme zitterte.
»Grimes, der Ghoul!«
»Ich… ich kenne ihn nicht.«
»Du lügst!«
»Nein, ich lüge nicht. Wirklich nicht. Ich habe den Menschen noch nie gesehen.«
»Er ist kein Mensch.«
Diese Worte hörte auch Suko. Der Chinese war, nachdem er den Schrei gehört hatte, sofort gestartet. Er war zwar recht forsch losgestürmt, verhielt den Schritt jedoch, da er keine unmittelbare Gefahr für Leib und Seele des Friedhofswärters sah.
Suko schlich auf Zehenspitzen weiter. In der rechten Hand hielt er die Dämonenpeitsche, um sie im richtigen Moment einsetzen zu können. Er bewegte sich dicht an der Wand entlang und blieb neben der offenen Tür im toten Winkel stehen.
Shao war zurückgeblieben. Zwar nicht bei der Kutsche, aber doch innerhalb der Leichenhalle. Sie stand so, daß sie ihren Freund noch sehen konnte.
Wieder sprach der unheimliche Kutscher. »Er muß aber hier gewesen sein.«
»Nein, so glauben Sie mir doch«, jammerte Willard.
»Ich war in der Leichenhalle und habe alles gesehen. Du sagst mir auf der Stelle, wo Grimes steckt. Es ist wichtig. Wenn du dich weigerst, stirbst du!«
Die Situation spitzte sich zu. Suko holte tief Atem. Er konnte den armen Willard jetzt nicht allein lassen, sondern mußte etwas für ihn tun.
Lautlos ging er die nächsten beiden Schritte und stand dicht vor der offenen Tür.
Der Kutscher wandte ihm den Rücken zu. Suko hätte ihn mit einem Schlag der Dämonenpeitsche erledigen können, doch er zögerte. Vielleicht redete der Kutscher weiter und lüftete weitere Teile des Geheimnisses.
»Zum letztenmal, rede!« fuhr er den Friedhofswärter an.
Willard fiel auf die Knie. »Nein«, jammerte er. »Ich weiß wirklich nichts, so glaube mir doch!«
»Dann stirb«, sagte der Unheimliche.
Da griff Suko ein. »Warum fragst du mich nicht, du Knochenkerl?« erkundigte er sich mit sanfter, aber ernster Stimme…
***
Ich hatte mehrere Möglichkeiten, um den Raum zu verlassen. Ich konnte Seitentüren nehmen und auch die Treppe zur Galerie hochsteigen, um dort in einen der beiden Flügel zu verschwinden.
Ich ging davon aus, daß dieser Count of Montano noch existierte. Auf welche Weise auch immer. Allerdings nicht der letzte Graf, sondern sein blutrünstiger Vorgänger.
Ihn hoffte ich zu finden.
Natürlich dachte ich dabei auch an die Monster, und es war mir klar, daß ich so ziemlich auf verlorenem Posten stand, wenn sie konzentriert angriffen.
Das Risiko mußte ich eingehen.
Ich schritt nicht die Treppe hoch, denn ich ging davon aus, daß sich in der oberen Hälfte der Burg bestimmt keine Verstecke befanden. Eher
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