0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick
Verabredung für einen der nächsten Abende angekündigt hatte.
Wir verließen nach dem Gespräch die Kneipe und machten noch eine Rundfahrt durch das Viertel, um unsere Ortskenntnis zu vergrößern.
»Es gibt doch eigentlich nur eine Möglichkeit«, murmelte Phil unterwegs. »Was meinst du?« fragte ich.
»Diesen Jack Wolden! Warum suchte er uns auf?«
»Weil er uns auf den Zahn fühlen wollte, das ist gar keine Frage.«
»Im Aufträge der Bande?«
»Vielleicht. Vielleicht auch im Aufträge des Wirts.«
»Wieso? Was für ein Interesse soll der Wirt an uns haben?«
»Reine Neugierde und ein bißchen Vorsicht, Phil. Vergiß nicht, daß er unverzollten Whisky verkauft. Wenn wir beim FBI sind, kann er sich das nicht mehr leisten, solange wir im Hause sind. Und Wolden gab ja offen zu, daß er auf unseren Pistolen den Prägestempel des FBI erwartet hatte.«
»Mir wär's aber lieber, Wolden wäre von der Bande geschickt worden«, sagte Phil seufzend. »Dann hätte man immerhin schon einen Mann von diesem Verein.«
»Wir werden das schon noch herausfinden. Feststeht erst einmal, daß man klar durchschaut hat, daß wir nicht aus Boston kommen.«
»Stimmt. Und das macht im Grunde unseren ganzen Plan zunichte, Jerry!«
»O nein! Ich bin anderer Meinung, Phil. Wir verschieben die Sachen nur ein bißchen, dann können wir ruhig weiterspielen. Wir tun so, als wären wir in Wirklichkeit aus dem Süden. Die Bostoner spielen wir nur, weil wir im Süden etwas ausgefressen haben.«
»Ja, das geht allerdings. Aber wie wilst du es der Gegenseite klarmachen?«
Ich dachte nach. Er hatte durchaus recht mit seinem Einwand. Natürlich konnten wir so tun, als würden wir in den Südstaaten wegen irgendeines Verbrechens gesucht. Aber das mußte man der Gegenseite erst einmal sagen können. Solange wir nicht wußten, mit wem wir es eigentlich zu tun hatten, solange war es schwierig, diesen unbekannten Leuten eine bestimmte Meinung von uns beizubringen.
»Wir müssen etwas Wirksames tun«, sagte ich. »Etwas, was ganz eindeutig klar macht, daß wir auch Gangster sind.«
»Für FBI-Beamte dürfte es ziemlich schwierig sein, den wirklichen Gangster zu mimen«, stöhnte Phil. »Wie willst du es ihnen denn beweisen? Wir können doch nicht eine Bank überfallen oder irgendeinen ermorden!«
»No«, sagte ich, »das können wir nicht — das heißt — Moment mal! Warum können wir das denn nicht?«
Phil sah mich entgeistert an.
»Na, hör mal, Jerry! Wir können doch nicht irgendeinen Menschen umbringen, nur damit man es uns hier in der Gegend auch glaubt, daß wir Gangster sind!«
Ich hielt den Wagen an und sagte: »Komm mit, Phil. Ich will dir sagen, wie wir einen ermorden können, ohne ihn zu ermorden. Anders gesagt: Wir werden einen verschwinden lassen, von dem die Zeitungen am nächsten Tag berichten werden, daß man seine Leiche gefunden habe. Natürlich wird kein wahres Wort daran rein.«
Wir beraten die Telefonzelle am Rande des Bürgersteiger, deretwegen ich den Wagen gestoppt hatte. Phil und ich paßten so eben zusammen in die Zelle. Phil mußte allerdings ständig den Türgriff von innen in der Hand halten, sonst wäre jedesmal die Tür aufgegangen. Und belauschen lassen durfte ich mich beim folgenden Gespräch nun gar nicht.
Ich wählte die Nummer des FBI New York.
»Federal Bureau of Investigation«, meldete sich die Stimme einer Telefonistin aus unserer Zentrale. »Was kann ich für Sie tun?«
»Hallo, Miß!« sagte ich. »Hier spricht Cotton. Geben Sie mir den Chef an die Strippe!«
»Okay, Mister Cotton. Ich verbinde!… Ja, hallo? Hier ist High!«
»Hallo, Chef! Hier ist Jerry. Chef, unsere Aufmachung hier genügt nicht, um den Leuten, auf die es ankommt, die letzte Sicherheit zu geben, daß wir tatsächlich von ihrer Art sind. Wir müssen irgendeine dicke Sache fabrizieren. Ich dachte an einen Raubmord oder so etwas Ähnliches. Was halten Sie davon?«
»Wenn Sie es für richtig halten, wird es wohl richtig sein. Sie stenen am Mann, Sie müssen folglich wissen, was in Ihrer Situation getan werden muß. Wen soll ich Ihnen schicken, damit Sie ihn umbringen können?«
Ich dachte einen Augenblick nach, dann sagte ich:
»Er muß aussehen wie ein Weinhändler. Und vor allem muß man ihm anmerken, daß er nicht schlecht bei Kasse ist. Wenn es möglich ist, soll er noch heute abend in die Kneipe kommen, in der wir wohnen. Er soll sich dort ebenfalls ein Zimmer nehmen. Wir treten dann schon mit ihm in Verbindung
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