0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

bekam deshalb leicht mit, was für eine Zimmernummer der Weinhändler hatte.
    »Ich bin ziemlich müde«, sagte Martins. »Ich werde mich erst einmal eine Stunde hinlegen, bevor ich mich an meine Arbeit mache. Man ist nicht mehr der Jüngste, nicht wahr?«
    Er spielte seine Rolle ausgezeichnet. Bieder, jovial und gutmütig, wie man es von einem Weinhändler erwartet. Daß er vorgab, sich erst eine Stunde hinlegen zu wollen, paßte uns vorzüglich. Wir hatten so die Gewißheit, daß er mindestens sechzig Minuten in seinem Zimmer bleiben würde, und brauchten ihm nicht gleich zu folgen, um mit ihm Verbindung aufzunehmen.
    Aber er war noch nicht fünf Minuten oben, da kam er schon wieder runter und fragte den Wirt:
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    »Könnten Sie mir meine Brieftasche aufbewahren? Es sind ungefähr zweitausend Bucks drin, und die möchte man sicher aufgehoben wissen, nicht wahr?«
    Er sagte es so freundlich, daß es der Wirt einfach nicht abschlagen konnte. Ich schmunzelte. Das war fabelhaft gemacht. Auf diese Weise hatten es nun alle im Lokal Anwesenden gehört, daß bei ihm etwas zu holen war.
    Den ganzen Abend über geschah nichts weiter, als daß ich nach einer halben Stunde mir einen Whisky auf die Hose schüttete. Natürlich konnte ich nicht mit der nassen Hose sitzen bleiben. Also ging ich hinauf, um mich umzuziehen, wie ich laut genug verkündete, damit es die Leute in der Knejpe hören konnten.
    Bei der Gelegenheit suchte ich unseren als Weinhändler getarnten Kollegen auf und besprach mit ihm die ganze Tour. Wir wurden uns schnell einig. Gegen neun Uhr erschien er wieder im Lokal und ließ sich vom Wirt seine Brieftasche wiedergeben, weil er jetzt seine Geschäftstour antreten wollte.
    »Da gehen Sie am besten erst nach links«, sagte der Wirt. »In der Richtung werden Sie auf die meisten Kneipen stoßen. Und Sie wollen doch Ihren Wein an Lokale verkaufen, nicht wahr?«
    »Natürlich, natürlich!« stimmte unser Weinhändler leutselig zu. »Ich danke Ihnen für den freundschaftlichen Rat. Ich werde ihn gern befolgen.«
    Er verließ die Kneipe. Phil sah mich an.
    »In zehn Minuten«, sagte ich.
    Phil kontrollierte unauffällig die Uhr. Dann standen wir auf und gingen an der Theke vorbei nach draußen. Der Wirt war gerade in der Küche, so daß wir von neugierigen Fragen verschont blieben.
    Draußen wandten wir uns nach links, denn das war tatsächlich die abgesprochene Richtung. Wir hatten noch keine zwanzig Schritte gemacht, da hörten wir vor uns auch schon ein heftiges Geschrei:
    »Zu Hilfe! Hilfe!«
    »Unser Weinhändler!« fauchte Phil.
    Wir setzten uns in Trab.
    »Verdammt!« fluchte Phil unterwegs keuchend. »Da haben andere anscheinend den gleichen Plan wie wir! Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!«
    Wir kamen gerade noch zur rechten Zeit. Als vvir in die Einfahrt einbogen, in der Phil den Coup landen wollte, verschwanden plötzlich drei Gestalten nach hinten in die Dunkelheit des Hofes hinein.
    Wir zogen unsere Taschenlampen und gingen in die Einfahrt hinein. Ein Stück hinter dem Eingang zur Kneipe lehnte unser Kollege an der Mauer und hielt sich die linke Schulter.
    »Diese verdammten Halunken!« fluchte er. »Ein paar Zentimeter tiefer, und ihr hättet mich ein für allemal vom Dienstplan streichen können. Hier, nehmt euch schnell meine Brieftasche! Und dann verdrückt euch!«
    Wir nahmen sie und verschwanden ebenfalls nach hinten. Unser Ms.r.n ließ sich an der Hauswand zu Boden fallen und spielte den halb Ohnmächtigen. Wir kletterten über eine Hofmauer und gewannen durch einön langen Hausflur die nächste Querstraße. Zur gleichen Zeit hörten wir in der Nähe das Heulen einer Polizeisirene.
    Wir suchten die nächste Kneipe auf, tranken an der Theke einen Whisky, dann gingen wir auf die Toilette. Dort zerfetzten wir die Brieftasche mit sämtlichen Papieren und nahmen nur das Geld heraus.
    Nachdem wir noch einen Whisky getrunken hatten, zahlten wir und schlenderten zurück zu McKinsleys Kneipe. Als wir eintraten, herrschte Totenstille.
    »Na, da sind sie ja«, sagte eine Stimme, die ich schon einmal gehört hatte.
    Ich sah genauer hin. Kein Zweifel, er war es.
    Mitten in der Kneipe stand der Detektiv-Corporal Bill O'Brien. Als wir ein wenig nähergekommen waren, stutzte er.
    »Euch habe ich doch schon mal gesehen!« murmelte er.
    Well, wir hatten keine große Maske gemacht, sondern nur ein paar Kleinigkeiten in unserem Gesicht von unserem Maskenbildner ändern lassen. Aber im Verein mit unserer ganzen