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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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schön. Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich spreche vom Büro Alan Westhangers aus, Mister High. Er wartet darauf, sich mit mir über den Fall zu unterhalten.«
    »Und dann?«
    »Werde ich Miss Marr nochmals besuchen. Anschließend dann das ›Colorado‹.«
    »Ich halte es für richtig, wenn Sie Phil mitnehmen.«
    »Okay, Mister High.«
    Ich legte auf und sah mich um. Alan war sanft entschlummert. Seine erloschene Zigarre baumelte ihm zwischen den Lippen.
    Ich ging ins Vorzimmer und sagte dem netten Mädchen, das auf einer Schreibmaschine herumhackte: »Können Sie mir eine Kanne Kaffe besorgen, Miss?«
    Die Kleine sprang auf. »Auch Kuchen Mr. Cotton?«
    Ich lachte.
    »Guter Gedanke. Natürlich auch Kuchen.«
    Wieder in Alans Office, telefonierte ich erst noch mit der City Police-Zentrale in der Centre Street, Abteilung Erkennungsdienst. Ich ließ den Beamten nachsehen, was es mit dem Unternehmen »Colorado« auf sich hatte. Ich wusste, dass das unweit der Blackwells Islands-Bridge liegende Lokal schon mehrere Male polizeilich geschlossen worden war, mehr nicht.
    »Hallo, sind Sie noch da, Mr. Cotton«, meldete sich der Beamte nach einer Weile.
    »Klar. Legen Sie ruhig los.«
    »Seit einem halben Jahr wieder in Betrieb. Der neue Besitzer heißt Kid Stones, der Geschäftsführer Douglas Motsa. Unter Kids Regie laufen noch mehr solcher Nachtklubs, eine Reihe billiger Hotels, und dann noch eine Anzahl Wettbüros.«
    Ich pfiff durch die Zähne. Da hatte ich wahrscheinlich schon den smarten Dougy. Er spielte Geschäftsführer in einem Lokal, das dem Teilhaber von Donkey-Marr gehörte, einem von Frisco nach New York herübergewechselten Ehrenmann dunkelster Sorte. Ich befand mich wieder viel früher auf der Hauptlinie, als erwartet. Ich bedankte mich und weckte Alan. Seine nette Sekretärin kam mit Kaffee und Donuts.
    »Was gibt es Neues, Alan?«, fragte ich.
    »Zwischen Lyons Earms und der Marr-Villa, wurde mir gemeldet«, sagte er, »stehe ein herrenloser Chevrolet mit Plattfuß. Ich ließ den Wagen einschleppen. Er war in aller Frühe dem Besitzer in der City gestohlen worden. Bemerkenswert ist, dass der Wagen Kugellöcher aufweist. Ich habe den-Verdacht, Jeriy, dass sie aus deiner Kanone stammen.«
    »Geraten. Sonst noch was?«
    »Nicht viel.« Augenzwinkemd schlürfte er seinen Kaffee. »Nur das noch: Der brave alte Donkey-Marr spielte plötzlich Beichtkind. Aber erst, nachdem sein Töchterlein ihm gut zugeredet hat. ›Daddy, du musst der Polizei alles sagen. Daddy, es ist deine Pflicht, Major Westhanger aufzuklären. Daddy, mein Gewissen lässt mir sonst keine Ruhe.‹ Und Daddy war folgsam. Er habe unterlassen, murmelte er verschämt, die Zollbehörde davon in Kenntnis zu setzen, dass er in den letzten Jahren Schantungseide hereingeschmuggelt hätte. Ich nahm die Sache zu Protokoll und schickte den Bericht zur Zolldirektion.«
    »Und was ergaben die Verhöre sonst noch?«
    »Nichts von Wichtigkeit.«
    »Das mit dem Schmuggel dürfte im Sand verlaufen«, sagte ich. »Der Alte bezahlt seine Strafe, damit hat sich’s. Es ist ein öffentliches Geheimnis, das hier viele Seidenimporteure herumlaufen, die den Zoll übers Ohr hauen. Und nun komme ich an die Reihe.«
    Alan hörte mit zunehmendem Staunen zu. Wortlos kramt er aus einem Schubfach seines Schreibtisches eine angebrochene Flasche Bourbon und zwei Gläser: Als ich mit meinem Bericht fertig war, war auch die Flasche leer.
    »Hochachtung, Jerry, Hochachtung -war aber auch eine ganze Menge Glück dabei«, meinte Alan. »Die Fäden in dem Knäuel schienen sich etwas zu entwirren. Aber eins verstehe ich nicht, du scheinst die Beichte des alten Halunken überhaupt nicht zu beachten. Einen Grund muss sie doch haben. Oder glaubst du wirklich, die beiden hätten aus edlen Motiven ihr hartes Gewissen entlastet?«
    »Da irrst du«, gab ich zur Antwort. »Irgendwie passt die Beichte in den Streifen. Das Marr-Mädchen, so ist anzunehmen, möchte uns dadurch von seiner Verwicklung in den Fall Harker und was noch dazugehört, ablenken. Sie weiß genau, dass wir im Verein mit der Zollbehörde herauszubekommen versuchen, auf welche Weise die unverzollte Ware ins Land geschmuggelt wurde. Ich habe so eine Ahnung, Alan, als ob sie uns auf eine Fährte bringen will.«
    »Auf eine falsche natürlich.«
    »Was heißt schon falsche und richtige Fährte«, murmelte ich vor mich hin. »Jedenfalls muss sie uns genauso auf Umwegen zur Hauptlinie bringen wie alles andere. Alan,

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