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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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bekümmere dich darum. Ich habe im Augenblick keine Zeit dafür. Setze dich mit der Zollbehörde ins Vernehmen. Zeigen dir die Herren die kalte Schulter, rufe Mr. High an, der wird sie schon auf Vordermann bringen.«
    »Du redest wie eine alte Sioux-Squaw, die aus dem Rauch des Lagerfeuers mystische Dinge wahrsagt. Sprich gefälligst so, dass es ein normaler Mensch auch kapiert.«
    »Okay«, sagte ich, »die Nixe mit den Türkisaugen ist ein kluges Kind. Sie will uns durch die Beichte ihres Vaters auf eine ganz bestimmte Person lenken. Und dadurch aus der Mordsache und dem Verschwinden von Jana Harker diese Person heraushalten. Ein bisschen kompliziert, aber ganz logisch, meine ich.«
    »Mir geht jetzt ein Licht auf, Jerry«, rief Alan und schlug auf die Schreibtischplatte. »Die Beichte soll uns glauben machen, Jana Harker habe in ihrem Brief an das FBI Seidenschmuggel gemeint. Schlau ist das Mädchen, Jerry. Ich habe schon viele Frauen verhört und in die Enge getrieben. Die meisten wurden nervös, fielen in Ohnmacht oder flennten. Aber bei dem Marr-Mädchen ist das anders. Es ist kalt wie eine Seehundschnauze. Sie weiß, dass wir ihr hart auf den Fersen sitzen, jede Minute Beamte sie verhaften können. Es endeten schon Damen auf dem elektrischen Stuhl, gegen die weit weniger Beweismaterial vorlag. Ich denke nur an den von dir entdeckten Brief von Jana Harker an ihren Mann. Ein geradezu ideales Motiv für einen Mord - falls Jana Harker doch umgebracht wurde. Jedenfalls liegen schon zwei Morde vor, der an dem Wärter McLawers und an der Unbekannten mit dem zerstörten Gesicht.«
    »Noch keine Vermisstenmeldung eingelaufen?«, meinte ich.
    Alan verneinte. »Jeden Augenblick warte ich darauf. Mir beginnt die Sache schleierhaft zu werden. Die tote Dame in der Leichenhalle muss doch Bekannte oder-Verwandte gehabt haben, sollte man meinen.«
    »Bedenke, dass sie erst vor kurzer Zeit ermordet wurde. Vielleicht war sie irgendwohin gefahren, wurde von den drei Killern zu einer Autofahrt eingeladen oder so ähnlich.«
    »Man hätte dann wenigstens ihre Kleidung finden müssen. Was sie trug, gehörte ja der verschwundenen Jana Harker.«
    »Und wenn sie ihre Kleider, Schmuck und so weiter getauscht haben?«, fragte ich.
    Alan gab zu, dass das wohl stimmen könnte. Ich sah nach der Uhr und ließ ihn mit seiner leeren Flasche allein.
    Der netten Vorzimmerdame bezahlte ich, was sie ausgelegt hatte, und fuhr ab in Richtung Lyons Farms.
    ***
    »Wie nett, dass Sie mich besuchen, Mr. Cotton«, sagte das Marr-Mädchen mit himmlischem Augenaufschlag.
    »Daddy ist in seinem Büro in der City. Sie müssen schon mit mir vorliebnehmen.«
    »Ich wollte ja auch nur zu Ihnen.«
    »Sie trinken doch Tee mit mir, nicht wahr?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte ich.
    Sie führte mich nach oben in ihre Gemächer, die ich ja schon kannte. Ich tat so, als wäre alles neu für mich. »Sehr geschmackvoll«, murmelte ich, »alles sehr hübsch und kostbar.«
    Ein Mädchen in weißem Häubchen servierte Tee und Gebäck. Wir saßen in dem schneeweißen Salon.
    »Hoffentlich haben Sie nicht allzu sehr gelitten gestern beim Verhör durch Major Westhanger«, begann ich. »Sie sind mir ja ein ganz Schlauer.« Sie drohte mir lachend mit dem Zeigefinger. »Lassen da alle Bewohner nach Middleville zu polizeilichen Vernehmungen beordern und durchwühlen in aller Seelenruhe meine Zimmer.«
    Mit großer Selbstbeherrschung konnte ich nur mein Erstaunen ausdrücken, wie sie dahintergekommen sei. Was ich hörte, ließ mich vor Neid erblassen. Wir FBI-Detectives waren doch noch blutige Anfänger gegen dieses Mädchen.
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Als wir den Anruf Ihres Freundes bekamen, war mir sofort klar, dass Sie dahintersteckten und uns nur los sein wollten, um sich hier genauer umzusehen. Mich interessierte, was Sie interessieren könnte. Ich streute überall eine feine Schicht Puder umher. Außerdem spannte ich an etlichen Stellen dünne Zwirnsfäden. Und dann bin ich peinlich ordnungshebend. Ich weiß, wo alles liegt und wie es liegt. Sie beschäftigten sich unter anderem auch mit einer meiner Handtaschen. Speziell, so vermute ich, mit dem Brief Janas an ihren Mann.«
    »Ich will es nicht leugnen. Der Inhalt des Briefes war ungemein aufschlussreich für mich. Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass Richter und Staatsanwalt sehr leicht zur Auffassung kommen können, Sie hätten die Ehefrau des von Ihnen verehrten Mannes aus Eifersucht aus dem

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