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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Wege geräumt.«
    Sie lachte schon wieder.
    »Wie sich das anhört, des von ihnen verehrten Mannes. Lassen Sie sich sagen, Mr. Cotton, das Gegenteil stimmt, genau das Gegenteil.«
    Ich merkte, wie Zorn in mir hochkroch. So ein kaltschnäuziges Frauenzimmer hatte ich noch nicht erlebt: Und trotzdem fühlte ich, dass sie nicht log. Bei der Vorstellung, dieses harte und verdammt kluge Marr-Mädchen sollte den heulenden Robert Harker lieben können, wurde aus dem Gefühl Gewissheit.
    »Glauben Sie denn, Mister Cotton«, sagte sie, »ich hätte den Brief sonst in der Handtasche gelassen, wenn er ein gegen mich gerichtetes Beweismaterial wäre? Ihre Theorie, das gebe ich zu, liegt auf der Hand. Aber sie ist falsch. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?«
    »Habe ich. Zum Beispiel die Major Westhanger gebeichtete Schmuggelgeschichte. Hören Sie, Miss Marr…«
    »Sagen Sie doch Susan zu mir. Sie dürfen es, weil ich Sie sympathisch finde.«
    »Besten Dank.« Ich drohte mit dem Finger. »Bilden Sie sich aber nicht ein, dadurch einen Vorteil zu erzielen. Habe ich die Überzeugung gewonnen, dass Sie etwas auf dem Kerbholz haben, lasse ich Sie genauso einsperren wie jeden anderen.«
    »Sie hätten meine Sympathie wieder verloren«, meinte sie lächelnd, »wenn es nicht so wäre. Kommen wir wieder zum Thema. Sie wollten etwas sagen.«
    »Ich wollte sagen«, erwiderte ich, »dass es für Sie und mich besser wäre, wenn Sie die Karten offen auf den Tisch legten. Warum tun Sie das nicht? Warum drängten Sie Ihren Vater, die Schmuggelgeschichte zu erzählen?«
    »Ich möchte jetzt noch nicht darüber sprechen.«
    Ich verlor die Geduld. »Hören Sie mal«, sagte ich energisch. »Ihre Geheimniskrämerei macht Sie immer verdächtiger. Wollen Sie denn diesen Luxus mit einer Zelle vertauschen? Das gewohnte morgendliche Bad fällt dann unter den Tisch. Die Pritschenunterlage ist gar nicht so weich wie Ihre Pompadourbett-Matratze. Ein wenig gemütlicher Aufenthalt, sage ich ihnen. Bedenken Sie das alles und werfen Sie die Geheimniskrämerei über Bord. Haben Sie mit den Morden nichts zu tun, dann reden Sie. Ich meine es wirklich gut mit Ihnen, Susan.«
    »Sie scheinen nicht nur über rauen Charme zu verfügen, sondern auch ein gewiegter Psychologe zu sein. Für Ihr berufliches Fortkommen brauchen Sie nichts zu befürchten.«
    »Die Beichte Ihres Vaters sollte uns bluffen, stimmt’s?«, fragte ich, ohne auf ihre Entgegnung einzugehen.
    Jetzt wurde sie ernst.
    »Wieso bluffen?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen.
    »Das werde ich ihnen genau sagen, Sie Überkluge«, erwiderte ich. »Sie und Ihr Daddy machen sich die Hände mit solchen Dingen nicht schmutzig. Die Firma Marr steckt nur den Hauptverdienst in die Tasche. Organisieren und riskieren tun andere. Und diese anderen unterstehen wieder einem Boss, der im Auftrag der Firma Marr handelt. Noch kenne ich diesen Boss nicht. Bald aber werde ich ihn kennen. Ihr schlaues Köpfchen sagt sich, beichten wir von Schmuggel, wird das FBI sich dahinterklemmen und - den Boss packen. Somit ist dieser Mann aus der Jana-Harker-Affäre heraus. Und noch was, wir sollten glauben, Jana Harker habe in ihrem Brief an uns die Schmuggelei gemeint.«
    »Was denn sonst, Jerry?«
    »Auch das werde ich noch rausbekommen.«
    »Wissen Sie denn bestimmt«, sagte sie auf einmal, »dass die aus dem Elizabeth River gefischte-Tote auch wirklich Jana Harker ist?«
    Ich wusste in diesem Augenblick nicht, was ich antworten sollte. So tun, als wären wir auf den Bluff mit der Verwechslung hereingefallen, oder sollte ich die Wahrheit sagen?
    Ich antwortete: »Jedenfalls hat Robert Harker heute Morgen behauptet, es handle sich um seine Frau. Und wer sollte die Aussage des eigenen Ehemannes bezweifeln. Sie etwa?«
    Sie ließ die Frage offen und wechselte wieder das Thema. »Was ist denn nach Ihrer Haussuchung bei mir auf der Rückfahrt passiert, Jerry?«
    »Drei Leutchen wollten mir das Lebenslicht ausblasen. Es klappte aber nicht. Der kleine Zwischenfall hat mich mächtig weitergebracht. Ich lernte zwei prächtige Blüten der Middleviller Unterwelt kennen und nahm sie ein bisschen unter die Lupe.«
    »Haben Sie was geredet?«
    Ich nickte.
    »Was sagten sie denn?«, fragte sie.
    »Solange eine gewisse Dame mir eine Menge Dinge vorenthält, sehe ich keine Veranlassung, meinerseits zu reden. Oder die gewisse Dame öffnet ihren bezaubernden Mund und erzählt mir, was sie weiß. Ich kann mir gut vorstellen -je länger

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