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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Hauswand.
    ***
    Die Verbindungen nach Catania waren so ungünstig, daß Bill und ich erst am Sonntag um zehn Uhr vormittags in Catania eintrafen. Als wir das Flugzeug verließen, eine kleine zweimotorige Maschine, empfing uns brütende Hitze.
    »Puh!« machte Bill. »Nach dem Londoner Regen ist das ein ganz schöner Schock. Wie wird das erst mittags?«
    »Noch heißer, vermutlich«, murmelte ich, warf einen Blick zu dem mächtigen Kegel des Ätna und hielt den Griff meines Einsatzkoffers fester. In diesem Koffer lagen meine Waffen gegen das Böse. Wenn sich Bills Verdacht bestätigte, würde ich sie hier brauchen.
    »Signor Sinclair?« Ein großer, breitschultriger Mann in einer sandbraunen Uniform trat auf uns zu. Er musterte mich aus dunklen Augen. Ein schwarzer, sorgfältig gestutzter Schnurrbart verlieh ihm ein strenges Aussehen. Die buschigen Augenbrauen verstärkten den Eindruck.
    »Capitano Alfieri?« Wir schüttelten uns die Hände, und ich stellte Bill vor. »Hat sich wieder etwas getan?« fragte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf den Vulkan, aus dessen Spitze eine dicke schwarze Rauchsäule stieg.
    »Kommen Sie, Signori, ich bringe Sie in Ihr Hotel«, bot der Capitano der Carabinieri an. »Unterwegs erzähle ich Ihnen alles.«
    »Ich würde mir lieber einen schnellen Flitzer mieten«, flüsterte mir Bill zu, der seinen schnittigen Porsche in London zurückgelassen hatte.
    »Kannst du später immer noch«, antwortete ich, während wir dem Capitano durch den Zoll folgten. Ein Wagen der Carabinieri parkte vor dem Flughafengebäude.
    Alfieri setzte sich neben den Fahrer, wir stiegen hinten ein, nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten.
    »Giorgio Serpione«, sagte der Capitano, als wir anfuhren. »Merken Sie sich diesen Namen. Er hatte die Idee mit dem Ausflug zum Krater. Er hatte sich mit der Amerikanerin angefreundet. Gestern hatte er einen Unfall, nachdem er wieder am Krater war. Er fuhr gegen eine Hauswand.«
    »Verletzt?« fragte ich bestürzt.
    Der Capitano zuckte die Schultern. »Er hatte Glück. Prellungen und Abschürfungen. Er sieht aus, als wäre er einen Lavahang hinuntergerollt. Aber er will uns nichts sagen. Vielleicht bringen Sie ihn zum Sprechen.«
    »Und wie war das mit dem Unfall der Amerikanerin?« erkundigte sich Bill. »Am Telefon waren Sie sehr zugeknöpft.«
    »Wir wollen niemanden beunruhigen.« Der Capitano rückte seine Uniformmütze zurecht und strich sich über den Schnurrbart, als wolle er Zeit gewinnen. »Ich kenne die Aussagen der Augenzeugen. Die alten Leute der Gegend haben große Angst vor dem Vulkan.«
    »Ein Vulkan ist immer eine gefährliche Sache«, meinte ich.
    Doch Alfieri winkte ab. »Das ist es nicht. Die Menschen kennen den feuerspeienden Berg seit unzähligen Generationen. Immer wieder zerstörte er ihre Felder und Dörfer. Sie haben vor etwas anderem viel mehr Angst.«
    »Und das wäre?« erkundigte ich mich ungeduldig.
    Capitano Alfieri zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie flüstern in der Bar an der Theke, aber wenn ich dazukomme, schweigen sie. Oder sie stehen in Gruppen auf dem Marktplatz beisammen und tuscheln. Frage ich sie, worum es geht, schweigen sie. Ich weiß nur, daß es mit dem Berg zu tun hat.«
    »Nicht gerade beruhigend«, stellte Bill fest. »Na, wir schaukeln das Kind schon!«
    Dafür fing er von Capitano Alfieri einen ungläubigen Blick auf. Er sagte jedoch nichts, weil wir unser Hotel erreichten. Es hieß Miramar und lag direkt neben dem Dom.
    Wir wollten aussteigen, als uns der Capitano zurückhielt. »Sehen Sie die Signora dort drüben neben dem Eingang? Die schwarz gekleidete Frau?«
    Ich beugte mich über Bill. Vor dem Hotel standen die Tische und Stühle des Straßencafés. Eine etwa vierzigjährige Frau in einem schlichten schwarzen Kleid, mit einem schwarzen Hut und einer großen, dunklen Brille saß reglos wie eine Statue an einem der kleinen Tischchen, neben sich eine Tasse Kaffee.
    »Das ist Signora Willard«, fuhr der Capitano fort. »Die Mutter der tödlich verunglückten Studentin. Sie ist Witwe, soviel ich weiß, und wollte mit ihrer Tochter einen Urlaub in Sicilia verbringen.«
    »Schrecklich«, murmelte Bill erschüttert. »Wenn ich mir vorstelle, Sheila und ich machen in ein paar Jahren Urlaub, und unserem John würde so etwas zustoßen…« Er brach ab und schüttelte sich.
    »Vielen Dank für alles, Capitano«, sagte ich energisch und stieg aus. »Wir melden uns wieder bei Ihnen!«
    Als wir das Hotel betraten,

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