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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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regte sich Mrs. Willard nicht. Ich sprach sie noch nicht an. Erst wollte ich mir einen Überblick verschaffen.
    »Geh du schon nach oben, John«, sagte Bill in der Halle zu mir. »Ich suche mir eben einen schicken Flitzer aus. So ohne Wagen komme ich mir richtig nackt vor.«
    »In Ordnung«, sagte ich und sorgte dafür, daß unser Gepäck auf die richtige Etage kam.
    Wir hatten zwei Zimmer mit Blick auf den Domplatz, angenehm kühle Räume. Ich zog in meinem Zimmer das Rollo hoch und trat auf den Balkon hinaus.
    Soeben kam Mrs. Willard hastig aus dem Hotel. Sie lief auf ein wartendes Taxi zu.
    Beim Einsteigen sah ich kurz ihr Gesicht und stockte.
    Mrs. Willard lachte! Sie hatte ihre Tochter auf grauenhafte Weise verloren und lachte!
    »Schnell, fahren Sie!« rief sie dem Fahrer so laut zu, daß ich sie verstehen konnte. »Presto! Presto! Avanti! Avanti!«
    Ich stieß mich von der Balkonbrüstung ab. Warum hatte sie es plötzlich so eilig? Da stimmte doch etwas nicht!
    Ich mußte herausfinden, was da geschehen war, bevor es zu einem noch größeren Unglück kam!
    ***
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, jagte ich die Hoteltreppe hinunter. Auf den Aufzug zu warten, hätte zu lange gedauert. In der Halle sah ich mich nach Bill um.
    Er war nicht zu sehen.
    Ich stürzte an den Empfang. »Wo ist mein Begleiter?« rief ich dem Angestellten auf Englisch zu. In der Eile vergaß ich ganz, wo ich war.
    »Signor Conolly ist mit einem meiner Kollegen zu einem Autoverleih gefahren, der am Sonntag geöffnet hat«, antwortete der Angestellte ebenfalls auf Englisch.
    Ich lief auf den Platz hinaus. Die Mittagssonne knallte auf die Steinplatten. Obwohl ich meine Sonnenbrille aufsetzte, wurde ich geblendet.
    Mrs. Willards Taxi verschwand soeben auf der Hauptstraße. Ich hielt ein anderes Taxi an.
    »Folgen Sie dem Wagen!« rief ich dem Fahrer zu. »Geben Sie Gas!«
    Er fuhr los, und er machte dem Ruf der italienischen Taxifahrer alle Ehre. Er raste, daß ich mich festklammern mußte. Wir holten rasch auf.
    »Können Sie sich erkundigen, wohin der Wagen da vorne fährt?« fragte ich. »Über Funk?«
    Der Fahrer nickte und griff nach seinem Mikro, doch in diesem Moment passierte es.
    Aus einer schmalen Seitenstraße trabte ein dürrer Esel. Ich sah das über und über mit bunten Federn geschmückte Zaumzeug, dahinter einen kunstvoll bemalten Karren, der haushoch mit Melonen beladen war.
    Geistesgegenwärtig stemmte ich die Beine gegen den Wagenboden. Von Sicherheitsgurten hatte mein Fahrer noch nichts gehört.
    Die Bremsen kreischten, aber es war zu spät. Das Taxi krachte in den Karren, und wir bekamen die volle Ladung der Melonen ab.
    »Fahren Sie weiter, ich bezahle jeden Schaden!« rief ich. Mir kam es darauf an, Mrs. Willard nicht aus den Augen zu verlieren.
    Der Fahrer hörte nicht auf mich. Heißblütig sprang er aus dem Wagen und rang jammernd die Hände, betrachtete haareraufend sein vorne demoliertes Taxi und beschimpfte den Besitzer des Eselskarrens.
    Ich warf einen Geldschein auf den Nebensitz und sprang auf die Straße. Im Nu bildete sich eine Menschentraube um den Unfallort. Das half mir auch nicht weiter.
    Vergeblich sah ich mich nach einem anderen Taxi um. Ich entdeckte bereits weit entfernt Mrs. Willards Wagen. Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Dafür hupte es hinter mir dreimal kurz. Ich sprang zur Seite, doch das war nicht nötig. Am Steuer des schwarzen Lamborghini saß Bill.
    »Was ist los?« rief er mir zu.
    Ich riß die Beifahrertür auf. Neben Bill saß ein Hotelangestellter, der mich verdutzt anstarrte, als ich ihn ins Freie zerrte und ihm eine Banknote in die Hand drückte.
    »Nehmen Sie sich ein Taxi!« rief ich dem Jungen zu und sprang in den Wagen. »Fahr los, Bill!«
    »Mitten durch die Leute hindurch?« Mein Freund schüttelte den Kopf, hebelte den Rückwärtsgang ein und ließ den Lamborghini bis zur nächsten Seitenstraße rollen. »Was ist los, John?« erkundigte er sich. »Der Hotelboy und ich sind mit einem Taxi zu einem Autoverleih…«
    »Ich weiß!« unterbrach ich ihn. »Mrs. Willard fuhr sehr eilig und fröhlich lachend mit einem Taxi weg.«
    »Lachend?« rief Bill betroffen. »Dann steckt etwas dahinter.«
    »Eben!«
    Er ließ hart die Kupplung kommen und riß den Lamborghini in die Seitenstraße hinein. Das war ein Fehler. Zwar konnten wir auf diese Weise die Verkehrsstauung umfahren, aber es wurde Schwerstarbeit. Der Wagen war für die handtuchbreiten Gassen viel zu lang. An der

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