0099 - Gangster, Erben und Verwandte
Der Kerl ruft immer nur an. Das erste Geld hat er in einem Paket geschickt, noch bevor er überhaupt mit mir gesprochen hatte. Ein paar Stunden später rief er dann an und fragte, ob ich Interesse daran hätte, noch dreimal mehr zu verdienen. Ich sagte, es käme drauf an. Er sagte, ich sollte ihm nur ein paar tüchtige Leute vermitteln. So kamen wir ins Gespräch. Wer es ist — das mag der Teufel wissen.«
»Schade, Bill. Wenn wir’s wüßten, könnten wir ihn unser ganzes Leben lang schröpfen. Der Kerl müßte bluten bis zum Umfallen. Jeden Monat zehntausend für jeden von uns. Bis ans Lebensende.«
»Es fragt sich, ob er es zahlen würde. Für unsere Arbeit hat er ja bezahlt.«
»Aber nicht dafür, daß wir schweigen«, lachte der erste. »Na, wenn wir nicht wissen, wer es ist, nutzen alle unsere schönen Pläne nichts. Ich komme morgen gegen abend wieder nach hier und sage dir Bescheid, ob es mit dem Alten geklappt hat oder nicht. Okay?«
»Okay. Ich muß jetzt zurück. Ich hatte dem Chef nur gesagt, ich müßte mal zum Zahnarzt. Das ist jetzt lange genug her. Wann willst du von hier abhauen?«
»Sobald es draußen dunkel geworden ist.«
»Okay. Dann bis morgen.«
»So long, Bill.«
Ich hörte, wie unter mir Schritte über Metall klappten. Trotzdem blieb ich ruhig liegen. Wenn ich mich vorzeitig verriet, und sei es nur durch ein bißdien Staub, der durch das Loch rieseln konnte, wenn ich aufstand, dann war alles in Frage gestellt.
Die Schritte hallten bereits draußen auf der Galerie, als unter mir der erste Kerl zischte:
»Stew! Los, geh ihm nach! Paß auf, wohin er fährt. Wenn er irgendwo telefoniert, versuche es einzurichten, daß du sehen kannst, welche Nummer er wählt! Wenn ich herausfinde, wer hinter der ganzen Geschichte steht, haben wir eine Quelle, die bis an unser Lebensende nicht versiegen wird. Dieser Idiot! Der glaubt, daß ich ihm seihe Märchen abnehme! Er will selber die Quelle anbohren! Aber ich werde ihm einen Strich durch die Rechnung machen!«
»Okay, Rocky!« sagte ein anderer halblaut. »Aber ich muß werten, bis er hinaus auf die Plattform gegangen ist.«
»Klar, du Esel! Sehen soll er dich natürlich nicht!«
Es blieb still. Nur ein leises Scharren war unter mir noch zu vernehmen.
Ich wartete noch eine Weile, dann schob ich ein Blatt Papier aus meiner Brieftasche über das Loch, durch das ich gelauscht hatte. So konnte jetzt wenigstens kein Staub mehr hindurchfallen.
Vorsichtig richtete ich mich auf und huschte zurück auf die Galerie. Millimeterweise peilte ich über den Rand hinunter auf die tiefere Galerie.
Dort huschte ein Mann zur Ausgangstür, der auf Zehenspitzen auftrat. Da er Segeltuchschuhe trug, blieben seine Schritte unhörbar.
Ich sah mich um und entdeckte ungefähr acht Schritte weiter eine senkrechte Leiter, die hinab auf die nächsttiefere Galerie führte.
Als der Mann unter mir durch die Tür verschwunden war, kletterte ich auf der eisernen Leiter hinab. Jetzt wollte ich mir Rocky Black kaufen, denn das war der Kerl, der jetzt noch unter mir sein mußte.
Ich erreichte auch tatsächlich die tiefere Galerie, ohne daß irgend etwas passiert wäre. Aber als ich an einer weit offenstehenden Tür vorbeihuschte, hörte ich plötzlich hinter mir ein Geräusch.
Ich wollte mich herumwerfen, aber es war zu spät. Mir knallte etwas auf den Kopf, daß ich, sofort Sterne sah. Eine glutheiße Schmerzwelle zuckte wie ein Blitz durch mein Gehirn, dann hatte ich das Gefühl eines endlosen Palles — und dann war alles aus. Nacht, Schwärze, Finsternis…
***
Masters verständigte die Mordkommission. Phil hatte die Badezimmertür wieder geschlossen, um den entsetzlichen Verwesungsgeruch auszusperren.
»Jetzt weiß ich, was hier so eigenartig roch«, murmelte er.
Masters nickte und legte den Hörer auf.
»Meine Leute werden gleich hier sein«, sagte er.
Sie sahen sich an. Jeder dachte das Gleiche. Phil sprach es aus.
»Es ist unheimlich«, sagte er. »Wer auch immer in diese Mordserie verwickelt sein mag — er endet tödlich. Mordiek, die beiden Gangster bei Black — und jetzt noch Broad…«
Sie rauchten schweigend eine Zigarette.
Dann runzelte Phil auf einmal die Stirn.
»Moment mal«, murmelte er. »Sie sagten vorhin was von den betrogenen Ehemännern und den Vätern der verführten Mädchen…«
Masters sah aufmerksam zu Phil, aber der schwieg wieder. Er starrte gedankenabwesend vor sich hin. Plötzlich stand er auf und sagte:
»Ich muß mal ’runter
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