01 Arthur und die vergessenen Buecher
Register vorhin vorsichtshalber mitgenommen«, erklärte er. »Ich hatte so eine Ahnung. Und die hat mich nicht getrogen.«
Ich blinzelte vor Überraschung mit den Augen. Wie hatte er das nur angestellt? Wir hatten doch alle um den Tisch gesessen, das Register in der Mitte. Warum war das niemandem aufgefallen?
Gerrit musste meine fragende Miene bemerkt haben. »Ein alter Taschenspielertrick, den mir vor langer Zeit mal ein Gaukler beigebracht hat. Ich habe das Register mit einem Buch mit ähnlichem Einband, aber leeren Seiten vertauscht. Das haben eure Verfolger wahrscheinlich im Safe auch entdeckt, es aber dann weggeworfen, weil sie damit nichts anfangen konnten.«
»Aber wenn du ein ähnliches Buch dabei hattest, dann musst du doch von Anfang an vorgehabt haben, das Register zu stehlen«, sagte ich.
» Stehlen ist das falsche Wort. Ich verwahre es nur für seinen rechtmäßigen Besitzer.«
»Und wer ist das?«
»Wir werden sehen.« Sein Lächeln nahm einen geheimnisvollen Zug an. Das war ein Zeichen, dass ich nicht viel mehr aus ihm herauskriegen würde.
»Kannst du uns dann sagen, wo der Spui ist?«, wechselte Larissa das Thema. »Dort will uns Jan nämlich gleich abholen.«
»Das ist nur einen Katzensprung von hier entfernt.« Gerrit winkte uns zum Fenster und zeigte mit dem Finger quer über den Innenhof. »Wenn ihr dahinten lang geht, kommt ihr zu einem zweiten Ausgang. Der mündet direkt auf den Spui.«
Nachdem auch das geklärt war, beratschlagten wir noch ein wenig darüber, was wir in Bologna unternehmen sollten, um das Buch der Antworten zu finden.
»Verlass dich auf dein Gefühl«, riet Gerrit mir. »Es hat beim Register von Leyden funktioniert, und wenn meine Vermutung richtig ist, wird es beim Buch der Antworten nicht anders sein.«
Diesmal widersprach ich nicht. Es schien, ich besaß wirklich diese Gabe, ob ich nun wollte oder nicht.
»Was werdet ihr mit dem Buch der Antworten machen, wenn ihr es gefunden habt?«, fragte Gerrit.
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Der Bücherwurm hatte zwar darüber gesprochen, das Buch vor den Suchern sicherzustellen. Aber was danach mit ihm geschehen sollte, hatte er nicht gesagt. Eines wusste ich allerdings genau: Behalten wollte ich es auf keinen Fall. Das hätte bedeutet, dass mir die Slivitskys ein Leben lang an den Fersen kleben würden.
Als hätte Gerrit meine Gedanken erraten, sagte er nachdenklich: »Vielleicht ist es an der Zeit, die Vergessenen Bücher aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Wie meinst du das?«, fragte Larissa.
»Nun, die Zeiten haben sich geändert, seit die ersten Bewahrer die Bücher versteckten. Inzwischen gibt es so viele technologische Hilfsmittel, dass kein Versteck mehr auf Dauer sicher sein wird. Und auch kein Bewahrer«, fügte er vielsagend hinzu.
Ich war erstaunt über diese Aussage. »Du willst die Bücher also vernichten?«
Er lachte. »Das würde ich gerne – wenn ich es könnte. Leider sind die Vergessenen Bücher unzerstörbar.«
»Unzerstörbar?« Zum ersten Mal bemerkte ich bei Larissa eine skeptische Reaktion auf Gerrits Erklärungen.
»Es klingt unwahrscheinlich, ich weiß.« Er lächelte beinahe etwas verlegen. »Ich kann es euch auch nicht genau erklären. Fest steht, dass weder Feuer noch Wasser noch Säure den Vergessenen Büchern etwas anhaben können.«
»Dann sind sie von den Bewahrern also gar nicht vor den Flammen gerettet worden«, sinnierte ich. »Sie haben einfach nur versucht, die Bücher an einen sicheren Ort zu bringen.«
»So ist es. Und genau das werde ich auch tun.«
»Aber du hast doch gerade gesagt, dass es einen solchen Ort in unserer Zeit nicht mehr gibt?«, warf Larissa ein.
»Ich kann euch das jetzt nicht genau erklären«, wich er aus. »Es ist sicher viel verlangt von euch, aber ihr müsst mir vertrauen. Ich kenne ein Versteck, das vor jeder Entdeckung sicher ist. Heute und auch in Zukunft.«
Das klang zwar merkwürdig, aber mir war es nur recht, das Buch bei Gerrit abzuliefern. Dann hatte ich wenigstens nichts mehr damit zu tun. Und was mein Misstrauen ihm gegenüber betraf: Das hatte sich inzwischen auch weitgehend aufgelöst. Alle seine Auskünfte hatten sich bislang als wahr herausgestellt. Auch wenn manche dieser Wahrheiten für mich ziemlich schmerzhaft waren.
Nachdem wir uns von ihm verabschiedet hatten, gingen wir zum Spui. Dort wartete Jan in seinem Mini bereits auf uns. Mich wunderte, wie ein so langer Mensch wie er sich mühelos in dieses Auto
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