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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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bestaunen. Aus den Augenwinkeln konzentrierten wir uns aber auf die Bücher. Die Frau blieb in der Tür stehen und passte auf, dass wir keinen Unfug anstellten.
    Ich fragte mich, wie es mir gelingen sollte, hier etwas zu finden. Die Situation erinnerte mich an Teylers Museum. Spüren konnte ich nichts. Keinen Magnetismus, der mich direkt zu meinem Ziel dirigiert hätte, und auch keine innere Eingebung. Zudem schätzte ich die Chance, das Buch der Antworten ausgerechnet in diesem Raum zu finden, als äußerst gering ein.
    Über den Büchern waren an verschiedenen Stellen goldene Buchstaben in das Holz eingelassen, die das jeweilige Forschungsgebiet bezeichneten. Vor einem Schrank mit der Aufschrift Astronomia blieb ich stehen. Ich bückte mich und studierte die Titel der Bücher hinter dem mit Draht verstärkten Glas, konnte aber nichts Besonderes entdecken.
    »Was ist?«, flüsterte Larissa mir zu.
    »Nichts«, erwiderte ich. »Ich wollte nur mal ausprobieren, ob ich etwas merke, wenn ich direkt vor einem Schrank hocke. War aber nicht so.«
    »Denk an Gerrits Rat und verlass dich auf dein Gefühl«, erinnerte sie mich.
    Sie hatte gut reden. Wie soll man sich auf ein Gefühl verlassen, von dessen Anwesenheit man nichts merkt?
    Wir gingen noch ein paar Meter weiter an einigen anderen Bücherschränken vorbei, aber bei keinem verspürte ich das Bedürfnis, ihn näher in Augenschein zu nehmen.
    »Also Astronomia «, sagte Larissa schließlich.
    »Genau so gut kannst du Physik oder Biologie nehmen«, widersprach ich ihr.
    »Davor bist du aber nicht stehen geblieben.«
    Meine Frustration war wieder zurückgekehrt. »Hier das Buch der Antworten zu finden ist doch mehr als unwahrscheinlich.«
    »Nicht unwahrscheinlicher als in jedem anderen Raum«, flüsterte Larissa. »Ich sage, wir versuchen es jetzt einfach. Du lenkst die Alte ab, und ich schließe dir die Tür des Bücherschranks auf.«
    Sie fingerte unauffällig in ihrer Tasche herum, um das passende Werkzeug hervorzuziehen. Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen und wusste nicht genau, was ich machen sollte.
    »Wenn das nun der falsche Schrank ist«, wisperte ich.
    »Dann haben wir halt Pech gehabt«, sagte Larissa. »Aber wenn du schon nicht dran glaubst – ich bin überzeugt, das ist die richtige Tür.«
    Leider ist Zuversicht nicht ansteckend. Immer noch zögernd durchquerte ich den Saal. Den Zettel, den die Frau mir beim Eintreten gegeben hatte, hielt ich immer noch in der Hand. Als ich neben ihr stand, wies ich mit fragendem Ausdruck auf den Begriff Stabat Mater . Sie schob sich die Brille, die sie an einer Kette um den Hals hängen hatte, auf die Nase und beäugte die Stelle, auf die ich zeigte. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Larissa.
    Sie war in die Hocke gegangen und tat so, als wolle sie ihren Schuh zubinden. So verdeckte sie mit ihrem Körper das Schloss und man konnte von unserer Position aus nicht sehen, was sie vorhatte.
    Die Frau hatte inzwischen die Buchstaben, auf die ich zeigte, entziffert und blickte mich fragend an.
    »Was ist Stabat Mater ?«, fragte ich sie auf Italienisch.
    »Ah, Stabat Mater«, wiederholte sie. » È detta così in memoria della prima esecuzione dello Stabat Mater di Gioachino Rossini, il 18 marzo 1842 . «
    Der Saal war also deshalb so benannt, weil hier 1842 Rossinis Vertonung des alten kirchlichen Gedichts Stabat Mater uraufgeführt worden war.
    « Mille grazie «, bedankte ich mich, denn ich hatte bemerkt, dass Larissa wieder aufgestanden war. Die Schranktür war geöffnet.
    Ich ging zurück zu ihr, und wir setzten unseren Rundgang fort.
    »Jetzt bist du dran«, flüsterte ich. »Am besten versuchst du, sie ganz von der Tür wegzulocken. Wenn ich die Schranktüren öffne, wird sie das auf jeden Fall sehen.«
    »Ich werde sie einfach nach der Toilette fragen«, grinste Larissa. Ihr schien das alles gar nichts auszumachen, während bei mir das Herz bereits im Vorfeld seine Schlagzahl verdoppelt hatte. »Und weil ich kein Italienisch kann, wird sie mir wohl den Weg zeigen müssen.«
    Ich sah Larissa nach, die den Saal durchquerte. Wie ich erwartet hatte, verstand die Frau ihre auf Deutsch gestellte Frage nicht. Larissa begann zu gestikulieren. Die Frau antwortete ihr, machte aber keine Anstalten, sich von ihrem Platz weg zu bewegen.
    Ich stand vor dem Schrank, den Larissa geöffnet hatte, in Bereitschaft. Noch immer war mir nicht klar, ob dies wirklich der Richtige war oder ob sich das gesuchte Buch überhaupt in

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