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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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diesem Saal verbarg.
    Ein Blick zur Tür überzeugte mich, dass Larissa es geschafft hatte. Die Frau hatte sich umgedreht und verschwand mit ihr im Gang, wobei sie ununterbrochen auf Larissa einredete.
    Die nächsten Sekunden kamen mir wie Stunden vor. Vor lauter Herzklopfen bekam ich keine Luft mehr. Was würde mit uns passieren, wenn sie mich hier erwischten? Meine Finger zitterten, und der Schweiß lief mir die Stirn und den Nacken hinunter.
    Ich ließ mich auf ein Knie sacken.
    Ein Blick zur Tür: nichts.
    Ich zog schnell die Schranktüren auf.
    Wieder ein Blick zur Tür: nichts.
    Ich musterte die Bücher.
    Aus dem Flur hörte ich Schritte.
    Ich streckte meine Hand aus.
    Die Schritte kamen näher.
    Ich griff mir wahllos ein Buch und ließ es in meiner Umhängetasche verschwinden.
    Die Schritte hatten fast die Tür erreicht.
    Ich schloss die Türen und richtete mich auf.
    Eine Stimme rief von der Tür: » Ragazzo! Basta! «
    Ich nickte. Ja, es war genug. Langsam ging ich der Frau im Türrahmen entgegen. Das Buch lag wie ein Ziegelstein in meiner Tasche. Würde sie die Tasche jetzt kontrollieren? Mein Herz schlug so laut, dass sie das doch sicher hören musste!
    Aber sie winkte mich nur aus dem Saal heraus. Ich bedankte mich noch einmal bei ihr und ging so schnell wie möglich in Richtung Treppenhaus.
    Von Larissa war nichts zu sehen. Wahrscheinlich befand sie sich immer noch auf der Toilette. Ich hielt es mit dem Buch in der Tasche für sicherer, vor der Tür auf sie zu warten. Sie würde mir schon folgen, wenn sie mich hier oben nicht entdeckte.
    Ich sprang die Treppen hinunter und lief durch den Innenhof auf die Piazza Galvani. Fast genau gegenüber vom Eingang des Archiginnasio ragte eine Statue von Luigi Galvani auf, dem Entdecker der körpereigenen Elektrizität. Er stand auf seinem Podest und studierte angestrengt eine Platte, auf der zwei Froschschenkel lagen.
    Ich hockte mich auf die Stufen vor dem Denkmal, wo ich mich langsam wieder beruhigte, als ich unter den Arkaden eine bekannte Gestalt entdeckte.
    Es war der Narbengrufti.
    Schnell rutschte ich auf der Stufe nach rechts, bis ich vom Sockel der Statue ganz verdeckt wurde. Dann schielte ich vorsichtig um die Ecke.
    Es war tatsächlich Sam Slivitsky, der auf den Eingang des Archiginnasio zuging. Dort bog er allerdings nicht ein, sondern blieb seitlich vor dem Durchgang stehen, damit er vom Innenhof aus nicht gesehen werden konnte. Ich stellte mir vor, was geschehen wäre, wenn ich den Palast nur drei Minuten später verlassen hätte. Ich wäre ihm direkt in die Arme gelaufen.
    Ich lehnte mich zur anderen Seite des Sockels. Es war schlimmer, als ich gedacht hatte. Sam gegenüber stand Ham, ebenfalls nicht sichtbar vom Inneren des Archiginnasio aus.
    Wie hatten sie uns nur gefunden? Larissa und ich hatten keine Augen entdecken können. Die Slivitskys mussten von unserer Begegnung mit dem Mädchen in Amsterdam erfahren und ihre Kundschafter angewiesen haben, vorsichtiger zu sein. Das Kribbeln im Nacken hatte mich also nicht getäuscht.
    Was sollte ich jetzt tun? Larissa konnte jeden Augenblick aus dem Durchgang treten und würde den beiden Brüdern unweigerlich in die Falle gehen.
    Ich überlegte, wie ich sie warnen könnte, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. Schließlich hatte ich das Buch der Antworten in der Tasche. Das vermutete ich jedenfalls, denn sicher war ich mir nicht. Ich hatte ja einfach nur zugegriffen.
    Doch was nutzte uns das Buch, wenn die Slivitskys Larissa in ihrer Gewalt hatten? Ich überlegte fieberhaft, wie ich Larissa ein Zeichen geben konnte, als ich sie in den Durchgang einbiegen sah, der vom Archiginnasio auf die Piazza führte.
    Jetzt musste ich mich schnell entscheiden. Ich tat das, was ich für das einzig Richtige hielt, Buch hin oder her: Ich stand auf, trat hinter der Statue hervor und machte mit beiden Händen eine schiebende Bewegung. Das sollte ihr signalisieren, nicht weiter zu gehen.
    Leider verstand mich Larissa völlig falsch. Sie winkte mir fröhlich zu und beschleunigte ihre Schritte noch. Die Slivitskys hatten weder sie noch mich bislang gesehen.
    »Nein!«, rief ich. »Geh zurück!«
    Sofort flogen Sams und Hams Köpfe in meine Richtung. Sie sahen mich gestikulierend neben der Statue stehen, und Ham wusste sofort, was das zu bedeuten hatte.
    Larissa hatte mich gehört und war stehen geblieben. Doch es war zu spät. Auf ein Zeichen Hams sprang Sam um die Ecke des Eingangs und packte sie am Arm. Instinktiv rannte

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