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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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setzen Sie sich doch.«
      »Danke. Ja, erst wird man altersweitsichtig, und dann muß man, ehe man es sich versieht, eine Bifokalbrille tragen. Reizende Aussichten, nicht?«
      »Du lieber Gott!« Sie lachte. »Da wird meine Eitelkeit mir wohl noch ernstliche Ungelegenheiten bereiten. Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß es von der Party. Penny MacKenzie war sehr angetan von Ihnen.«
      »Und ich von ihr. Penny ist eine nette Person, aber bei ihrer Schwester scheine ich nicht so gut angekommen zu sein. Ihr gegenüber komme ich mir immer vor, als hätte ich meine Hausaufgaben nicht gemacht oder mein Hemd nicht ordentlich in die Hose gestopft.«
      Hannah lachte wieder. »Ich weiß, was Sie meinen. Sind Sie zum erstenmal hier?«
      »Ja, und nur dank der Großzügigkeit meines Vetters. Und Sie?«
      »Ich auch. Ich bin heute morgen gekommen. Ich dachte, es wäre gut...«, sie hielt inne, und Kincaid hatte das Gefühl, sie hatte eigentlich etwas anderes sagen wollen, »mal einen Urlaub anderer Art auszuprobieren. Ich bin sonst immer...«
      »Entschuldigen Sie. Ihr Tisch ist jetzt bereit.« Die Kellnerin sah Kincaid unsicher an. »Möchte der Herr...«
      Kincaid sprang auf. Er war plötzlich verlegen. »Lassen Sie sich von mir nicht stören.«
      Hannah hob die Hand und berührte seinen Arm. »Nein, nein. Es wäre doch albern, wenn jeder von uns für sich allein essen würde. Setzen Sie sich zu mir. Ich freue mich über Gesellschaft, wirklich.«
      »Nun, wenn Sie sicher sind...« Mehr an höflicher Ablehnung konnte er bei dem plötzlich deprimierenden Gedanken an ein einsames Mahl nicht aufbringen.
      Der Steak-and-kidney-pie mit der knusprig goldenen Kruste und der pikanten Füllung aus Pilzen mit Wein übertraf seine Erwartungen. Maureen Hunsinger, dachte er mit Genugtuung, wäre entsetzt gewesen.
      Hannah hatte ihre Forelle in präziser Feinarbeit verzehrt und legte jetzt Gabel und Messer beiseite, ordentlich nebeneinander wie tote Soldaten. Über den Rand ihres Weinglases sah sie Kincaid an. »Sind Sie verheiratet?«
      »Geschieden.«
      »Kinder?«
      Er schüttelte den Kopf.
      »Dann stehen Sie gut miteinander?«
      »Wie das eben so ist.« Er zuckte die Achseln und hörte die Bitterkeit in seiner Stimme. Es überraschte ihn, daß es immer noch so stach. Es war schließlich lange genug her; die Zeit, die alle Wunden heilte, hätte eigentlich ihr Werk tun müssen. Als er damals in Bramshill den Ausbildungslehrgang gemacht hatte, war er zu einer Party in Oxford eingeladen worden, und er hatte sich auf den ersten Blick unsterblich verliebt. Victoria. Der Name paßte zu ihr - feingliedrig und strahlend blond und hell (wie Sonnenlicht auf weißem Marmor, hatte er einmal in einer lyrischen Anwandlung, die ihm heute äußerst peinlich war, zu ihr gesagt), mit feinem Zuckerwatte-Haar und einer Ernsthaftigkeit des Ausdrucks, die ihn faszinierte.
      Der Zauber hielt keine zwei Jahre an. Wie hatte er, darin geschult, in Gesichtern zu lesen und die Körpersprache zu verstehen, so blind sein können? Verpaßte Vorlesungen und Seminare, die Dissertation nie abgeschlossen, unerklärte Abwesenheiten und ihre Ernsthaftigkeit zur unüberwindlichen Mauer erstarrt. Als die Ungeheuerlichkeit der Veränderung schließlich in sein von Arbeit und Erschöpfung stumpfes Bewußtsein drang, war es zu spät gewesen.
      »Entschuldigen Sie.« Hannahs Stimme rief ihn zurück. »Ich hätte nicht fragen sollen.«
      Kincaid lächelte und schüttelte die düsteren Gedanken ab. »Es könnte schlimmer sein, vermute ich. Und Sie?«
      »Ich bin eine alte Jungfer, wie man so unschön, aber treffend sagt.«
      »Na, auf Sie trifft das aber wirklich nicht zu. Bei dem Wort alte Jungfer denke ich an grauhaarige kleine Omas, und die Beschreibung paßt ja nun wirklich nicht auf Sie.« Kincaid musterte sie und fragte sich, warum eine so attraktive Frau nie geheiratet hatte.
      Als hätte Hannah seine Gedanken gelesen, sagte sie: »Ich liebe meine Arbeit. Und ich liebe meine Selbständigkeit. Das schien mir genug zu sein.« Sie zog geistesabwesend an einem Ring an ihrer rechten Hand, während sie sprach. Es hätte Kincaid interessiert, ob der Gebrauch der Vergangenheit unbewußt gewesen war.
      »Sebastian hat mir erzählt, daß Sie Wissenschaftlerin sind.«
      »Biogenetikerin. Ich leite eine aus privaten Mitteln finanzierte Klinik, die sich mit der Erforschung seltener Viruskrankheiten beschäftigt. Die

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