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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Sprudelbecken war. Er wird dem Balkon den Rücken zugewandt haben, denn dort sind die Hauptdüsen. Und in der Zeit hat oben jemand das Kabel angeschlossen und dann das Ding ins Wasser geworfen. Selbst wenn Sebastian es gesehen hätte, hätte er keine Zeit mehr gehabt, aus dem Becken zu steigen.« Er fügte nicht hinzu, daß es bei dem Heizlüfter einen Kurzschluß gegeben haben mußte, sobald dieser in das Wasser eingetaucht war. Der Stromstoß konnte höchstens wenige Sekunden gedauert haben.
      »Und woher wissen Sie das alles, Sportsfreund? Haben Sie vielleicht das zweite Gesicht?« Nash drehte sich um und sah Kincaid mit seinen schwarzen Äuglein an. »Mir sieht das ganz nach einem Selbstmord aus. Schauen Sie sich doch seine Sachen an. Sauber gefaltet. Typisch.«
      »Nein. Er war ein sehr ordentlicher Mensch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er seine Sachen je einfach hingeworfen hat. Dieses ordentliche Ablegen der Kleider war wahrscheinlich ganz automatisch. Er hat kein Geheimnis daraus gemacht, daß er abends nach Dienstschluß gern noch hier heruntergekommen ist. Ich bin überzeugt, man wird weder auf dem Kabel noch auf der Steckdose einen Fingerabdruck von ihm finden. Selbstmörder tragen aber im allgemeinen keine Handschuhe. Außerdem war er nicht der suizidale Typ.«
      Nash gewährte ihm jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Sie sind sich Ihrer Sache ja sehr sicher, junger Mann. Hab’ ich nicht eben gehört, wie Sie meinem Inspector erzählt haben, daß Sie erst einen Tag hier sind? In der kurzen Zeit scheinen Sie Mr. Wade sehr gut kennengelernt zu haben.« Seine Stimme war leise und freundlich, aber voll feindseliger Unterströmungen.
      Kincaid ballte unwillkürlich die Hände. Aber er zwang sich, den Mund zu halten - alles, was er über die kurze Zeit sagen konnte, die er mit Sebastian zugebracht hatte, hätte schwach und sentimental geklungen. Das beste war es, Nash mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er lächelte ihn daher an und sagte ruhig: »Ich habe eine sehr gute Beobachtungsgabe. Das gehört zu meiner Arbeit, Inspector, falls Sie das vergessen haben sollten.«
      Eine Erwiderung Nashs auf diese keineswegs subtile Zurechtweisung wurde durch das Eintreffen der Spurensicherung verhindert. Kincaid sah mit Erleichterung, daß Nash immerhin kompetent genug war, die Leute arbeiten zu lassen, ohne ihnen ins Handwerk zu pfuschen.
      Der Fotograf stellte routiniert seine Lampen und Geräte auf und begann den Toten aus allen Blickwinkeln aufzunehmen. Der forensische Biologe, ein hellhaariger Mann mit Kaninchengebiß, wirkte in Shorts, schweißnassem Sweatshirt und Tennisschuhen völlig fehl am Platz. Nachdem er sich seine dünnen Latexhandschuhe übergezogen hatte, kauerte er wie vorher Nash neben dem Kleiderhäufchen Sebastians nieder und begann gewissenhaft die Sachen durchzugehen.
      Von einem Pathologen war nichts zu sehen. Kincaid wartete, bis Peter Raskin einen Moment frei war, um ihn zu fragen. »Wo bleibt der Amtsarzt?«
      »Der ist anscheinend dienstlich unterwegs. Sie haben einen Arzt aus dem Ort gerufen. Im allgemeinen ist das nicht gut, aber in diesem Fall spielt es wahrscheinlich keine Rolle.«
      »Dann stimmen Sie also mit Ihrem Chef überein? Daß es Selbstmord war?«
      »Nein. Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Raskin ausweichend. Kincaid entdeckte einen Funken Humor in seinen Augen. »Aber bei der ersten Untersuchung einer Leiche kommt ja selten viel heraus, und die Obduktion führt selbstverständlich der Amtsarzt durch, sobald er kann. Da, schauen Sie...«, er wies mit dem Kopf zur Glastür, »da kommt die Ärztin schon.«
      Nur am schwarzen Arztkoffer, den sie bei sich hatte, war sie zu erkennen. Sie hatte einen grünen Jogginganzug und Turnschuhe an. Feuchte Haarsträhnen ringelten sich um ihr herzförmiges Gesicht. Nash, der mit dem Fotografen beschäftigt war, hatte sie noch nicht gesehen. Raskin ging zu ihr, um sie zu begrüßen. Kincaid folgte in diskretem Abstand und bot ihr ebenfalls die Hand.
      »Guten Tag. Ich bin Anne Percy.« Einen Moment lang sah sie von ihren Gesichtern weg zu der reglosen Gestalt am Beckenrand. »Kann ich anfangen? Ich bin auf Ihren Anruf hin sofort aufgebrochen. Ich kam gerade vom Joggen.« Sie wies entschuldigend auf ihren Anzug.
      Eine Kleinstadtärztin, dachte Kincaid, an den natürlichen Tod im Kreise der Familie gewöhnt, nicht an Mordschauplätze. Ihr verlegenes Geplauder diente dem gleichen Zweck wie

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