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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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die zynischen Witze eines Polizeiarztes. »Was ist denn passiert? Wer ist der Mann?«
      Sie sah Kincaid an, während sie sprach, und auf ein kaum wahrnehmbares Nicken von Raskin antwortete er ihr. »Er heißt Sebastian Wade und war hier zweiter Geschäftsführer. Äh... verdächtige Umstände.« Er bemerkte, wie Raskin flüchtig eine Augenbraue hochzog, eine Eigenheit, die er als Anzeichen von Erheiterung zu erkennen begann. »Tod durch Stromschlag oder durch Ertrinken infolge eines Stromschlags. Irgendwann gestern nacht, höchstwahrscheinlich.«
      »Er wurde im Sprudelbad gefunden?«
      Peter Raskin nahm den Faden auf. »Mr. Kincaid hat ihn heute morgen gefunden, als er zum Schwimmen herunterkam.«
      »Oh.« Anne Percy schien einen Moment verwirrt. »Aber ich hatte den Eindruck, daß Sie auch Polizeibeamter seien.«
      »Das bin ich auch«, antwortete Kincaid, »aber im Urlaub. Ich bin Gast hier.«
      »Tja, ich weiß nicht, ob ich mehr für Sie tun kann, als den Tod festzustellen.« Sie klappte ihren Koffer auf und kniete neben Sebastian nieder. »Die Körpertemperatur können wir zur Feststellung der Todeszeit nicht gebrauchen.« Nachdem sie vorsichtig Sebastians schlaffen Arm gebeugt hatte, zog sie ihre dünnen Gummihandschuhe über. »Die relevanten Fakten werden Sie erst aus der Obduktion erfahren.«
      Kincaid fühlte sich seltsam unbehaglich. Es erschien ihm unanständig, zuzusehen, wie Sebastians Körper Gewalt angetan wurde. Er wandte sich ab, als Dr. Percy sich an die Arbeit machte.
     
    Cassie Whitlake stand an der Tür. Sie sah ungepflegt aus. Bei ihr wirkte schon die kleinste Nachlässigkeit wie Schlampigkeit. Das ungekämmte braune Haar war kurzerhand hinter die Ohren zurückgestrichen, an denen sie keinen Schmuck trug. Die Bluse hing ihr halb aus dem Rock, und ihre Füße steckten in abgestoßenen alten Slippers. Ihr Gesicht war wachsbleich.
      Kincaid, der fand, er sei jetzt lange genug empfindlich gewesen, hatte sich wieder von der Wand weggedreht. Außerdem wog der Anblick Anne Percys das Unbehagen auf, das es bereitete, ihr bei der Arbeit zuzusehen. Er hatte nicht gehört, daß die Schwingtür sich geöffnet hatte.
      Cassie hielt sich am Türgriff fest, als brauchte sie Halt, während sie mit aufgerissenen Augen auf das Bild starrte, das sich ihr bot. Warum, zum Teufel, dachte Kincaid, hatte Nash nicht einen Beamten an die Tür gestellt, um solche Zwischenfälle zu vermeiden? Er ging zu ihr und legte ihr die Hand auf den Arm.
      »Cassie.«
      Sie sah ihn nicht an, ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Szene am Pool konzentriert. Anne Percy streifte gerade sorgfältig die Handschuhe ab, schloß ihren Koffer und sprach leise mit Peter Raskin.
      »Cassie«, wiederholte Kincaid. »Kommen Sie, ich bringe Sie...«
      »Nein. Was ist passiert? Was ist los mit ihm? Dazu hatte er kein Recht. Verdammt, der gemeine Kerl.« Sie begann zu weinen, mehr zornig und geschockt, dachte Kincaid, denn kummervoll.
      »Wozu hatte er kein Recht?«
      »Er hat sich umgebracht, stimmt’s? Hier. Er mußte es hier tun. Aus Bosheit. Mein Gott, was soll ich sagen... wie soll ich das erklären...« Die gepflegte Sprechweise verfiel unter der Einwirkung des Schocks, und die gedehnten Vokale, die die Südlondoner Herkunft verrieten, wurden hörbar.
      »Wem müssen Sie etwas erklären?« fragte Kincaid.
      »Der Geschäftsleitung. Es gehört zu meinen Aufgaben, dafür zu sorgen, daß so etwas nicht passiert. Und Sie sind ein Bulle!«, zum erstenmal sah sie Kincaid an. »Dieser Brummer von einem Constable hat gesagt, Sie seien von der Polizei und den Leuten hier >bei den Ermittlungen behilflich<. Davon haben Sie mir keinen Ton gesagt! Wollen Sie hier herumschnüffeln und uns bespitzeln?«
      »Cassie, es tut mir leid. Als ich kam, dachte ich nicht, daß es wichtig sei, was für einen Beruf ich habe.«
      Ihre Aufmerksamkeit schweifte von ihm ab, kehrte zu Sebastian zurück, und ihre Stimme schwoll beunruhigend an. »Wann bringen Sie ihn endlich weg? So sieht es doch jeder. Und warum wurden alle zusammengetrieben wie Verbrecher?«
      Anne Percy erkannte den Klang drohender Hysterie und kam auf sie zu. Sie tauschte einen Blick mit Kincaid. »Ich bin Dr. Percy. Kann ich...«
      »Ich weiß, wer Sie sind.« Cassie zog heftig ihren Arm vor Annes Berührung zurück. »Ich brauche keine Hilfe. Ich will kein Beruhigungsmittel.« Sie machte eine sichtbare Anstrengung, sich zu fassen,

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