Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Käseblättchen. Ich hoffe nur, die großen Zeitungen übernehmen das nicht. Ich möchte nicht, daß meine Tochter sich wegen irgendeines Sensationsberichts ängstigt.«
      Kincaid, der jetzt nicht mehr einfach gehen konnte, sich aber auch nicht auf ein längeres Gespräch einlassen wollte, ging zum Sofa, das Lyles Sessel gegenüberstand, und lehnte sich an seinen Rücken. »Ihre Tochter ist so alt wie Angela Frazer, nicht?«
      »Ja, sie ist fünfzehn, aber...«
      »Die meisten Fünfzehnjährigen lesen keine Zeitungen, Mr. Lyle. Ich würde mir da keine Sorgen machen.«
      »Chloe hat mit Angela Frazer nicht die geringste Ähnlichkeit, Mr. Kincaid. Sie ist eine sehr gute Schülerin, und ich habe sie immer ermutigt, sich für die Weltereignisse zu interessieren.«
      »Ach, sie ist wohl im Internat?«
      »Ja, aber so nahe, daß sie die meisten Wochenenden nach Hause kommen kann.« Lyle nahm seine Brille ab und massierte seinen Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. »Meine Tochter soll einmal alle Chancen haben, Mr. Kincaid. Sie soll nicht knausern und kämpfen müssen, wie ich das mußte.«
      Kincaid, der Lyle jetzt, da er nicht großspurig mit Beschwerden drohte, beinahe erträglich fand, verkniff es sich zu sagen, daß die meisten Kinder es gar nicht zu würdigen wußten, wenn ihnen Dinge in den Schoß fielen, die ihre Eltern hatten entbehren müssen - sie sahen das als selbstverständlich an.
      Immerhin, Lyle mußte es zu etwas gebracht haben - eine Tochter im Internat, teure Garderobe, auch wenn sie schlecht saß, timeshare-Urlaub, das alles war nicht billig. »Sie waren bei der Armee, wie ich gehört habe?«
      »Ja, da habe ich meine Ausbildung bekommen, aber umsonst war da gar nichts, falls Sie das glauben sollten. Ich habe dafür bezahlt, Mr. Kincaid. Ja, ich habe den Preis bezahlt.« Lyle sah wieder in seine Zeitung, faltete sie zusammen und zog scharf den Kniff nach.
      Ein Gespräch mit Eddie Lyle, dachte Kincaid, war ungefähr so, als liefe man auf Eiern. Ganz gleich, wie vorsichtig man war, es ging unweigerlich schief.
     
    Die Adresse, die Cassie Whitlake ihm gegeben hatte, führte ihn zu einem schmalen Reihenhaus in einer der gewundenen Gassen hinter dem Marktplatz von Thirsk. Ein Messingklopfer blitzte, und einige hartnäckige Petunien leuchteten noch in den Blumenkästen. Ehe er läuten konnte, wurde die Tür geöffnet, und er sah sich einer Frau mittleren Alters mit ergrauendem blonden Haar gegenüber.
      »Mrs. Wade?« Die Frau nickte. »Darf ich hereinkommen? Mein Name ist Kincaid.«
      Er reichte ihr seinen Dienstausweis, und sie studierte ihn sehr genau, trat dann mit schweigender Aufforderung zurück. Sie hatte, wie es schien, ihr bestes Kleid an, ein marineblaues Hemdblusenkleid mit weißen Manschetten und weißem Kragen. Das helle Haar war sorgfältig gekämmt, doch ihre Augen waren rot und verschwollen vom Weinen, und ihre Gesichtszüge waren so schlaff, als hätten sie allen Halt verloren. Selbst der Lippenstift schien in einer langsamen, roten Lawine des Schmerzes von ihren Lippen zu rutschen.
      »Ich wußte, daß er tot war.« Die Stimme war tonlos, ohne Schwingungen, nicht an ihn, sondern ins Leere gerichtet.
      »Mrs. Wade.« Kincaids sanfter Ruf holte sie zurück, und zum erstenmal richtete sie ihren Blick auf ihn. »Ich möchte Ihnen nichts vormachen. Ich bin nicht in meiner Eigenschaft als Polizeibeamter hier. Die örtliche Kriminalpolizei ermittelt im Tod Ihres Sohnes. Ich habe Sebastian in Followdale kennengelernt, wo ich zur Zeit meinen Urlaub verbringe, und ich wollte Ihnen mein Beileid aussprechen.«
      »Die Polizeibeamtin, die gestern hier war, die nette, hat mir gesagt, daß ein Kollege von ihr, der im Haus wohnt, ihn gefunden hat. Waren Sie das?«
      »Ja«, antwortete Kincaid.
      »Haben Sie... wie...« Sie ließ die Frage unausgesprochen, vielleicht, wie Kincaid meinte, weil sie spürte, daß sie in diesem Augenblick eine Beschreibung der Todesumstände nicht hätte ertragen können. Statt dessen sah sie ihn wieder an und sagte: »Haben Sie ihn gemocht?«
      »Ja. Er war sehr freundlich zu mir, und er war sehr amüsant.«
      Sie nickte, und ein Teil ihrer Spannung löste sich. »Ich bin froh, daß Sie ihn gefunden haben. Niemand ist zu mir gekommen. Nicht einmal diese Cassie.« Abrupt wandte sie sich von ihm ab und ging ihm voraus ins Wohnzimmer. »Möchten Sie eine Tasse Tee? Ich setze nur rasch Wasser auf.«
      Das Zimmer,

Weitere Kostenlose Bücher