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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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außer Marlowe gab es im elisabethanischen
    London niemanden, der auch nur annähernd dazu in der Lage gewesen
    wäre, solche Stücke zu schreiben.«
    »Irgendwelche Theorien?«
    »Nein. Aber die Elisabethaner waren ein komischer Haufen.
    Höfische Intrigen, der Geheimdienst …«
    »Und alles wandelt sich ins Gegenteil …«
    »Sie sagen es. Prost.«
    Wir stießen an, und Chris ging davon, um einen anderen Gast zu
    bedienen. Ich spielte eine halbe Stunde Klavier und zog mich dann
    zurück. Ich fragte noch einmal bei Liz nach, doch Landen hatte sich
    nicht gemeldet.

    - 279 -
    27.
    Hades findet ein neues Manuskript
    Ich hatte gehofft, ein Manuskript von Austen oder
    Trollope, Thackeray, Fielding oder Swift zu finden.
    Vielleicht auch einen Johnson, Wells oder Conan Doyle.
    Ein Defoe wäre nicht schlecht gewesen. Und nun stellen
    Sie sich meine Freude vor, als ich erfuhr, daß Charlotte
    Brontës Meisterwerk Jane Eyre in ihrem Elternhaus zur
    Ansicht auslag. Wie sollte ich an so einer Gelegenheit
    vorbeigehen?
ACHERON HADES
    -Die Lust am Laster
    Unsere Sicherheitsempfehlungen waren dem Brontë-Museum
    übermittelt worden, und in jener Nacht taten fünf bewaffnete
    Wachleute Dienst. Es waren allesamt kräftige Burschen aus
    Yorkshire, die man für diese ehrenhafte Aufgabe ausgesucht hatte,
    weil sie auf den literarischen Ruhm von Charlotte Brontë natürlich
    besonders stolz waren. Einer beaufsichtigte das Manuskript, ein
    zweiter hielt im Gebäude Wache, Nummer drei und vier gingen auf
    dem Gelände Streife, und der fünfte saß in einem kleinen Raum vor
    sechs TV-Bildschirmen. Er aß ein Brot mit Ei und Zwiebeln und ließ
    die Fernseher nicht aus den Augen, konnte auf den Monitoren jedoch
    keinerlei Unregelmäßigkeit entdecken. Allerdings hatte er keine
    Ahnung, über welche besonderen Fähigkeiten Hades verfügte. Diese
    Informationen waren ausschließlich Mitarbeitern der Sektionen SO-1
    bis 9 zugänglich.
    Es fiel Hades also nicht schwer, sich Zutritt zu verschaffen; er
    schlüpfte einfach durch die Küchentür, nachdem er das Schloß mit
    einem Stemmeisen aufgebrochen hatte. Der Wachmann, der im Haus
    seinen Rundgang machte, hörte Acheron nicht kommen. Sein lebloser
    Körper wurde später unter dem Ausgußbecken gefunden. Lautlos stieg

    - 280 -
    Hades die Treppe hinauf. Dabei hätte er soviel Lärm machen können,
    wie er nur wollte. Er wußte, daß ihm die Wachleute mit ihren 38ern
    nichts anhaben konnten, aber mir nichts, dir nichts hineinzuspazieren
    und sich zu bedienen machte einfach keinen Spaß. Langsam tappte er
    den Flur entlang zu dem Zimmer, in dem das ausgestellte Manuskript
    lag, und spähte hinein. Das Zimmer war leer. Der Wachmann war aus
    irgendeinem Grund nicht da. Hades trat vor den Schaukasten aus
    Panzerglas und legte die Hand genau über das Buch. Das Glas unter
    seinem Handteller begann sich zu kräuseln und wurde weich; bald war
    es so biegsam, daß Hades die Finger hindurchstecken und das
    Manuskript ergreifen konnte. Die destabilisierte Oberfläche dehnte
    und streckte sich wie Gummi, als er das Buch herauszog, und
    verwandelte sich gleich darauf in festes Glas zurück; allenfalls eine
    leichte Sprenkelung ließ erahnen, daß seine Molekularstruktur
    verändert worden war. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den
    Lippen las Acheron das Titelblatt:
    Jane Eyre
    von CURRER BELL
    Okt. ’47
    Eigentlich wollte Hades das Buch einstecken und mitnehmen, doch
    die Geschichte hatte ihm immer schon gefallen. Und so gab er der
    Versuchung nach, schlug das Manuskript auf und begann zu lesen.
    Er hatte die Stelle aufgeschlagen, wo Jane im Bett liegt und
    plötzlich ein leises, dämonisches Lachen von der Türe her hört. Als
    sie erleichtert feststellt, daß das Gelächter nicht aus ihrem Zimmer
    kommt, steht sie auf, schiebt den Türriegel zurück und ruft hinaus:
    »Wer ist da?«
    Statt einer Antwort hört sie jemanden glucksen und stöhnen. Dann
    entfernen sich schwere Schritte, und eine Tür fällt ins Schloß. Jane
    zieht sich ihr Kleid an, wirft sich ein Tuch um die Schultern, entriegelt
    die Tür, öffnet sie einen Spaltbreit und späht vorsichtig hinaus. Auf
    dem Boden entdeckt sie eine brennende Kerze und bemerkt überdies,
    daß der Flur voller Rauch ist. Dann hört sie Rochesters halboffene
    Zimmertür knarren und sieht den Flackerschein züngelnder Flammen.

    - 281 -
    Im Nu ist alles andere vergessen. Jane stürzt in Rochesters brennende
    Kammer und versucht den Schlafenden zu wecken

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