01_Der Fall Jane Eyre
verwirrt.
»Wir müssen los!« drängte Bowden.
»Und was ist mit ihr/mir?«
»Sehen Sie doch, wir müssen zurück!« Er zeigte auf unseren
Wagen. Der bebte leicht, als ob ihn ein Windstoß erfaßt hätte.
»Ich muß ihr/mir da unbedingt raushelfen!«
Doch Bowden zerrte mich zum Wagen, der jetzt heftig wackelte und
allmählich verblaßte.
»Moment!«
Ich riß mich los, zog meine Automatik und versteckte sie unter dem
erstbesten Wagen, dann rannte ich Bowden hinterdrein und sprang auf
die Rückbank des Porsche. Keine Sekunde zu früh. Ein greller Blitz,
ein Donnerschlag und endlich Stille. Ich schlug ein Auge auf und sah
Bowden an, der auf dem Fahrersitz gelandet war. Wo sich eben noch
der Autobahnrastplatz befunden hatte, verlief jetzt eine idyllische
Landstraße. Unsere Reise war zu Ende.
»Alles klar?« fragte ich.
Bowden strich sich den Dreitagebart, der ihm unerklärlicherweise
gewachsen war.
»Ich glaube, schon. Und wie geht’s Ihnen?«
»Den Umständen entsprechend.«
Ich tastete nach meinem Schulterholster. Es war leer.
»Mir platzt gleich die Blase«, sagte ich, auch wenn das nicht sehr
damenhaft war. »Ich habe das Gefühl, ich bin seit einer Woche nicht
mehr pinkeln gewesen.«
Bowden nickte mit gequältem Gesicht. »Das geht mir ähnlich. Wer
weiß, wie lange wir schon unterwegs sind.«
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Ich flitzte hinter eine Mauer. Bowden stakste über die Straße und
stellte sich vor eine Hecke.
»Was glauben Sie, wo wir sind?« rief ich hinter der Mauer hervor.
»Oder, besser, wann?«
»Wagen achtundzwanzig«, knatterte das Funkgerät, »bitte
kommen.«
»Wer weiß?« rief Bowden über die Schulter. »Aber wenn Sie das
unbedingt noch mal versuchen wollen, dann bitte mit jemand
anderem.«
Spürbar erleichtert trafen wir uns beim Wagen. Es war ein
wunderschöner Tag, trocken und recht warm. Der Duft von frischgemähtem Heu lag in der Luft, und in der Ferne hörte man einen
Traktor über ein Feld rumpeln.
»Was, bitte, sollte diese Raststättengeschichte?« fragte Bowden.
Ich zuckte die Achseln.
»Fragen Sie mich nicht. Ich kann nur hoffen, daß ich mit heiler Haut
davonkomme. Die Typen sahen nicht unbedingt so aus, als ob sie für
die Kirche sammeln würden.«
»Sie werden es noch früh genug erfahren.«
»Vermutlich. Trotzdem würde mich interessieren, wer der Mann
war, den ich zu schützen versuchte.«
»Keine Ahnung.«
Ich hockte mich auf die Kühlerhaube und setzte eine dunkle Brille
auf. Bowden ging zu einem Gatter und sah hinüber. Im Tal unter uns
drängten sich ein paar Häuser aus grauem Stein, und auf dem Feld
graste friedlich eine Herde Kühe.
Bowden zeigte auf einen Meilenstein, den er entdeckt hatte.
»Wir haben Glück.«
Dem Meilenstein zufolge waren es nur sechs Meilen bis Haworth.
Ich hörte nicht hin. Ich dachte an mich in meinem Krankenbett.
Hätte ich mich nicht gesehen, wäre ich nicht nach Swindon
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gekommen, und wäre ich nicht nach Swindon gekommen, hätte ich
mir nicht dazu raten können. Mein Vater fand so etwas vermutlich
ganz normal, doch mich machte der Gedanke ziemlich nervös.
»Wagen achtundzwanzig«, plärrte das Funkgerät, »bitte kommen.«
Ich hörte auf zu grübeln und kontrollierte statt dessen den
Sonnenstand.
»Es müßte gegen Mittag sein.«
Bowden nickte zustimmend.
»Sind wir Wagen achtundzwanzig?« fragte er stirnrunzelnd. Ich
nahm das Mikrofon.
»Hier Wagen achtundzwanzig. Ich höre.«
»Na endlich!« sagte eine erleichterte Stimme über Funk. »Colonel
Rutter von der ChronoGarde möchte Sie sprechen.«
Bowden trat näher, damit er besser hören konnte. Wir wechselten
ratlose Blicke, weil wir nicht wußten, was jetzt kommen würde, eine
Standpauke, Glückwünsche und Belobigungen oder, und so war es
denn auch, beides.
»Officers Next und Cable. Können Sie mich hören?« drang eine
tiefe Stimme aus dem Lautsprecher.
»Jawohl, Sir.«
»Gut. Wo sind Sie?«
»Etwa sechs Meilen von Haworth entfernt.«
»Ach, ganz da oben?« Er lachte schallend. »Ausgezeichnet.« Er
räusperte sich. Es war soweit.
»Inoffiziell war das einer der tapfersten und mutigsten Einsätze, die
ich je erlebt habe. Sie haben zahlreiche Menschen vor dem Tod
bewahrt und Schlimmeres verhindert. Sie beide können sehr stolz auf
sich sein, und es wäre mir wahrhaftig eine große Ehre, zwei so
hervorragende Beamten wie Sie zu meinen Mitarbeitern zählen zu
dürfen.«
»Danke, Sir, ich …«
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»Ich bin
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