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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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und
    wo sich einst Fallrohre befunden hatten, wucherten jetzt grüne Algen.
    Die blinden Fensterscheiben waren zerbrochen, und Graffiti und
    Rußflecken verunzierten die Hauswände. Eine rostige Feuerleiter
    rankte sich im Zickzack an dem dunklen Bau empor und warf ein
    schartiges Schattenmuster auf die von Schlaglöchern durchsiebte
    Straße und mehrere Autowracks.
    Tamworths Anweisungen folgend, schlüpfte ich durch eine
    versteckte Seitentür ins Treppenhaus. Im Verputz klafften Risse, und
    der Gestank von Desinfektionsmitteln mischte sich mit den seltsamen
    Gerüchen aus dem Curry-Imbiß im Erdgeschoß. In regelmäßigen
    Abständen flackerte eine Neonröhre, und ich sah Frauen in engen
    Miniröcken vor dunklen Zimmertüren stehen. Die Bewohner dieser
    Gegend waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Wegen der
    Wohnungsnot in der Hauptstadt tummelte sich hier praktisch alles
    vom alteingesessenen Londoner über den Anwalt oder Werbeprofi bis
    zu Nutten und Pennern. Was der Polizei ein Dorn im Auge war,
    erlaubte es SpecOps-Agenten, sich unauffällig zu bewegen.

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    Ich kam in den siebten Stock, wo zwei junge Henry-Fielding-Fans
    Kaugummikarten tauschten. »Ich gebe dir meine Amelia für deine
    Sophia.«
    »Spinnst du?« erwiderte sein Geschäftsfreund entrüstet. »Wenn du
    eine Sophia haben willst, mußt du mir dafür einen Allworthy, einen
    Tom Jones und deine Amelia geben!«
    Als ihm klar wurde, wie selten die Sophias waren, willigte der
    Partner widerstrebend ein. Der Tausch war besiegelt, und sie rannten
    die Treppe hinunter, um nach Radkappen zu suchen. Ich verglich die
    Wohnungsnummern mit der Adresse, die mir Tamworth genannt
    hatte, und klopfte an eine pfirsichfarben gestrichene Tür, von der der
    Lack abblätterte. Ein Mann um die achtzig öffnete zögernd. Er
    verbarg eine Gesichtshälfte hinter einer runzligen Hand, und ich zeigte
    ihm meine Marke.
    »Sie müssen Next sein«, sagte er mit einer für sein Alter erstaunlich
    jugendlichen Stimme. Ich ging hinein. Tamworth spähte durch ein
    Fernglas in ein Zimmer im Haus gegenüber und winkte mir zum Gruß,
    ohne aufzublicken. Ich sah den Alten lächelnd an.
    »Nennen Sie mich Thursday.«
    Er schüttelte mir erfreut die Hand.
    »Mein Name ist Snood; Sie dürfen mich Junior nennen.«
    »Snood?« wiederholte ich. »Sind Sie mit Filbert verwandt?«
    Der Alte nickte.
    »Ach ja, Filbert!« murmelte er. »Ein guter Junge und seinem alten
    Vater stets ein guter Sohn.«
    Filbert Snood war der einzige Mann, der mich in den zehn Jahren
    seit meiner Trennung von Landen auch nur ansatzweise interessiert
    hatte. Snood war bei den ChronoGarden gewesen; er war nach
    Tewkesbury abberufen worden und nie wieder zurückgekehrt. Eines
    Tages erhielt ich einen Anruf von seinem Vorgesetzten, der mir
    mitteilte, Filbert sei »bis auf weiteres verhindert«. Da konnte
    eigentlich nur eine andere Frau dahinterstecken. Es hatte wehgetan,
    obwohl ich in Filbert nicht verliebt gewesen war. Das wußte ich

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    genau, in Landen war ich nämlich verliebt gewesen. Man spürt das,
    wenn es soweit ist, so wie man ein Turner-Gemälde auf Anhieb
    erkennt oder die Westküste Irlands.
    »Dann sind Sie sein Vater?«
    Snood ging in die Küche, aber so leicht kam er mir nicht davon.
    »Wie geht es ihm? Wo wohnt er jetzt?«
    Der Alte machte sich am Teekessel zu schaffen.
    »Es fällt mir schwer, über Filbert zu sprechen«, gestand er
    schließlich und tupfte sich den Mundwinkel mit einem Taschentuch.
    »Es ist so lange her.«
    »Ist er tot?« fragte ich.
    »Nein, nein«, murmelte der Alte. »Er ist nicht tot; man hat Ihnen
    wahrscheinlich gesagt, er sei bis auf weiteres verhindert, nicht?«
    »Ja. Ich dachte, er hätte eine andere oder so.«
    »Wir dachten, Sie würden das richtig deuten; Ihr Vater war oder ist
    vermutlich noch immer bei der ChronoGarde, und wir bedienen uns
    nun mal gewisser – wie soll ich sagen? – Euphemismen .«
    Er starrte mich unschlüssig an, aus stahlblauen Augen unter
    schweren Lidern. Mein Herz hämmerte wie wild.
    »Wie meinen Sie das?« fragte ich.
    Der Alte schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann
    aber doch anders, hielt einen Moment inne und schlurfte ins
    Wohnzimmer zurück, um Videobänder zu beschriften. Es steckte
    offensichtlich weitaus mehr dahinter als eine andere Frau in
    Tewkesbury, aber die Zeit arbeitete für mich. Ich ließ die
    Angelegenheit vorerst auf sich beruhen.
    Das gab mir Gelegenheit, mich ein wenig

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