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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Sie das Für und Wider
    sorgfältig ab. Wenn Sie sich entschieden haben, stehe ich Ihnen gern
    mit Rat und Tat zur Seite. Verstanden?«
    Und ob ich verstanden hatte. Ich stürzte Hals über Kopf aus dem
    Büro. Fast hätte ich sogar Landens Bild vergessen.

    - 37 -
    4.
    Acheron Hades
    … Da ich auf diesem Gebiet nicht umsonst als eine Art
    Koryphäe gelte, darf ich wohl behaupten, daß man
    abscheuliche Verbrechen am besten um ihrer selbst
    willen begeht. Zwar ist gegen einen kleinen
    Kapitalzuwachs durchaus nichts einzuwenden, doch
    verwässert er den unvergleichlichen Geschmack der
    Niedertracht derart, daß jeder hergelaufene Dieb sie zu
    goutieren vermag. Das wahre, grundlos Böse ist genauso
    selten wie das Gute per se – und wir wissen ja alle, wie
    selten das ist …
ACHERON HADES
    -Die Lust am Laster
    Tamworth meldete sich weder in der ersten noch in der zweiten
    Woche. In der dritten Woche versuchte ich ihn anzurufen, geriet
    jedoch an einen professionellen Leugner, der rundweg bestritt, daß es
    Tamworth oder SO-5 überhaupt gab. Ich nutzte die freie Zeit dazu,
    Akten zu lesen und zu archivieren, den Wagen in die Werkstatt zu
    bringen und Pickwick – dem neuen Gesetz entsprechend – als
    Haustier statt wie bisher als wilden Dodo registrieren zu lassen. Ich
    fuhr mit ihm ins Rathaus, wo ein Veterinärinspektor den ehemals
    ausgestorbenen Vogel eingehend in Augenschein nahm. Da Pickwick,
    wie die meisten Haustiere, für Ärzte nur wenig übrig hatte, starrte er
    feindselig zurück.
    »Plock-plock«, machte Pickwick nervös, als der Inspektor ihm
    fachmännisch den großen Messingfußring anlegte.
    »Keine Flügel?« fragte der Beamte mit einem neugierigen Blick auf
    Pickwicks etwas merkwürdiges Äußeres.

    - 38 -
    »Das ist die Version 1.2«, erklärte ich. »Eins der ersten Modelle.
    Die komplette Sequenz lag erst ab der 1.7 vor.«
    »Dann ist er wohl schon ziemlich alt?«
    »Er wird im Oktober zwölf.«
    »Ich hatte mal einen Beutelwolf«, sagte der Beamte betrübt.
    »Version 2.1. Bei der Dekantierung stellte sich heraus, daß er keine
    Ohren hatte. Stocktaub, das Tier. Keine Garantie, kein Garnichts. Die
    hauen einen nach Strich und Faden übers Ohr. Lesen Sie den New
    Splicer ?«
    Diese Frage mußte ich leider verneinen.
    »Letzte Woche haben sie eine Stellersche Seekuh geklont. Wie soll
    man so ein Vieh bloß durch die Tür kriegen?«
    »Einfetten?« schlug ich vor. »Und ihm einen Teller Seetang unter
    die Nase halten?«
    Aber der Beamte hörte mir gar nicht zu; er hatte sich dem nächsten
    Dodo zugewandt, einem rosaroten Ungetüm mit langem Hals. Sein
    Besitzer lächelte verlegen. »Wir haben die fehlenden Stränge mit
    Flamingo aufgefüllt«, erklärte er. »Ich hätte vielleicht lieber Storch
    nehmen sollen.«
    »Version 2.9?«
    »2.9.1, um genau zu sein. Eine ziemlich bunte Mischung, aber für
    uns ist er schlicht und einfach Chester. Wir würden ihn um nichts in
    der Welt hergeben.«
    Der Inspektor hatte Chesters Meldeunterlagen überprüft. »Es tut mir
    leid«, sagte er schließlich, »aber die 2.9.1-er fallen unter die neue
    Chimären-Regelung.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wo Dodo draufsteht, ist nicht unbedingt auch Dodo drin. Zimmer
    sieben, schräg gegenüber. Immer der Dame mit dem Göbler nach;
    aber nehmen Sie sich in acht, ich habe den Kollegen heute vormittag
    einen Elektrolurch rübergeschickt.«

    - 39 -
    Während Chesters Besitzer und der Beamte sich noch stritten, ging
    ich in den Park hinunter und führte Pickwick ein bißchen Gassi. Ich
    ließ ihn von der Leine, und er jagte erst einen Schwarm Tauben hoch
    und verbrüderte sich dann mit ein paar wilden Dodos, die sich im
    Teich die Füße kühlten. Sie planschten ausgelassen im Wasser und
    plockten sich leise etwas zu, bis es Zeit wurde, den Heimweg
    anzutreten.

    Gerade als ich endgültig festgestellt hatte, daß ich die Möbel beim
    besten Willen nicht noch einmal umstellen konnte, rief Tamworth an.
    Er führe eine Observierung durch, und ich solle ihm dabei helfen. Ich
    notierte mir die Adresse und war nach kaum vierzig Minuten im East
    End. Der Einsatzort lag in einer heruntergekommenen, von
    umgebauten Lagerhäusern gesäumten Straße, die schon vor zwanzig
    Jahren hatten abgerissen werden sollen. Ich machte die Scheinwerfer
    aus, versteckte meine Wertsachen und schloß den Wagen ab. Der
    Pontiac war alt und verbeult genug, um in dieser schäbigen Gegend
    kein unnötiges Aufsehen zu erregen. Das Mauerwerk bröckelte,

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