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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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kalten Winterabend in den
    Weg liefen, als Sie noch ein kleines Mädchen waren?«
    Natürlich wußte ich noch ganz genau, wie ich in Haworth House vor
    vielen Jahren Jane Eyre betreten und Rochesters Pferd zu Fall
    gebracht hatte.
    »Das ist lange her.«
    »Nicht für mich. Erinnern Sie sich?«
    »Aber ja.«
    »Ihr Eingreifen hat die Geschichte verbessert.«
    »Das verstehe ich nicht.«

    - 204 -
    »Vorher bin ich meiner Jane lediglich zufällig begegnet und habe
    ein paar Worte mit ihr gewechselt. Wenn Sie das Buch vor Ihrem
    Besuch gelesen hätten, würden Sie das sofort bemerkt haben. Daß das
    Pferd bei dem Versuch, Ihnen auszuweichen, ausrutschte und zu Fall
    kam, machte die Begegnung viel dramatischer, finden Sie nicht?«
    »Aber war das denn nicht schon immer so?«
    Rochester lächelte. »Ganz und gar nicht. Aber Sie waren
    keineswegs unser erster Besucher. Und auch nicht der letzte, wenn
    meine Vermutung stimmt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er nahm sein Glas. »Da Sie gleich erwachen werden, Miss Next,
    sage ich Ihnen jetzt lieber Lebewohl. Noch einmal: Kann ich auf Ihre
    Seelenstärke rechnen, wenn es soweit ist?«
    Es blieb keine Zeit für eine Antwort oder weitere Fragen. Der
    bestellte Weckruf riß mich aus dem Schlaf. Ich war angezogen, das
    Licht brannte, und der Fernseher lief.

    - 205 -
    19.
    Irrwürden Joffy Next
    Liebste Mum,
    hier im Lager ZENSIERT haben wir viel Spaß. Das
    Wetter ist gut, das Essen durchschnittlich, die
    Kameradschaft 1A. Colonel ZENSIERT ist unser
    Kommandeur; er ist ein prima Kerl. Ich sehe Thurs
    relativ oft, & obwohl Du mich gebeten hast, auf sie
    aufzupassen, kann sie das, glaube ich, ganz gut allein.
    Sie hat das Damenboxtumier des Bataillons gewonnen.
    Nächste Woche ziehen wir weiter nach ZENSIERT , ich
    schreibe Dir, wenn es was Neues gibt.
    Dein Sohn Anton
    Brief von Anton Next,
    geschrieben zwei Wochen vor seinem Tod
    Abgesehen von einem anderen Gast hatte ich den Frühstücksraum
    für mich allein. Wie das Schicksal es wollte, handelte es sich bei
    diesem anderen Gast um Colonel Phelps.
    »Guten Morgen, Corporal!« sagte er fröhlich, als er mich bei dem
    Versuch erwischte, mich hinter meiner Owl zu verstecken.
    »Colonel.«
    Er setzte sich ohne zu fragen an meinen Tisch. »Bis jetzt ist mein
    Auftritt hier, glaube ich, auf positive Resonanz gestoßen«, sagte er
    leutselig, nahm sich eine Scheibe Toast und winkte dem Kellner mit
    dem Löffel. »Hallo, Chef, mehr Kaffee. Die Diskussionsrunde findet
    am Sonntag statt; Sie kommen doch?«
    »Durchaus möglich«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

    - 206 -
    »Ausgezeichnet!« rief er begeistert. »Ich muß gestehen, daß ich
    dachte, Sie seien vom rechten Wege abgekommen, als wir uns im
    Zeppelin begegnet sind.«
    »Wo findet die Diskussion denn statt?«
    »Nicht so laut, altes Mädchen. Die Wände haben Ohren. Feind hört
    mit etc. pp. Ich lasse Ihnen einen Wagen schicken. Schon gesehen?«
    Er zeigte mir die Titelseite des Mole . Der widmete sich, wie alle
    Zeitungen, fast ausschließlich der bevorstehenden Offensive, die alle
    Welt offenbar für so unausweichlich hielt, daß keine Hoffnung mehr
    für einen Verhandlungsfrieden bestand. Die letzte größere Schlacht
    hatte ’75 stattgefunden, und die bitteren Erinnerungen daran reichten
    anscheinend nicht tief genug.
    »Ich sagte: Mehr Kaffee! « donnerte Phelps. Der Kellner hatte ihm
    versehentlich Tee eingeschenkt. »Dieses neue Plasmagewehr wird der
    leidigen Sache ein Ende machen. Ich habe sogar daran gedacht, meine
    Rede umzuschreiben und all jene, die ein neues Leben anfangen
    wollen, dazu aufzurufen, sich schon jetzt ein Stück Land auf der
    Halbinsel zu kaufen. Die Regierung will, wenn die Russen erst
    vertrieben sind, so bald wie möglich Menschen dort ansiedeln.«
    »Aber begreifen Sie denn nicht?« fragte ich wütend. »Es wird kein
    Ende geben. Nicht solange wir noch Truppen auf russischem Boden
    haben.«
    »Wie war das?« murmelte Phelps. »Hmm? Hä?«
    Er machte sich an seinem Hörgerät zu schaffen und legte den Kopf
    schief wie ein Papagei. Ich machte ein unverbindliches Geräusch,
    stand auf und ging.

    Es war noch früh; die Sonne stand am Himmel, aber es war noch kalt.
    Nachts hatte es geregnet, und die Luft war feucht. Ich klappte das
    Verdeck herunter, in der Hoffnung, daß der Fahrtwind die Erinnerung
    an gestern abend und meine Wut darüber, daß ich Landen nicht
    vergeben konnte, wegwehen würde. Ich war sechsunddreißig, und
    abgesehen von den

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