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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Sie.«
    Ich sah ihn an, und seine gespannte, hoffnungsvolle Miene sagte mir
    alles.
    »Das ist ein äußerst großzügiges Angebot, Bowden.«

    - 243 -
    »Dann denken Sie darüber nach?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Im Augenblick kann ich an nichts anderes denken als an Hades.
    Nachdem ich schon den ganzen Tag mit ihm verbringe, hatte ich
    eigentlich gehofft, wenigstens nachts von ihm verschont zu bleiben,
    aber selbst dann läßt er mich nicht in Ruhe, sondern starrt mich im
    Traum lüstern an.«
    Dazu wußte Bowden nichts rechtes zu sagen, vermutlich weil er
    Hades nie begegnet war. Und so lagen wir eine Stunde schweigend da
    und betrachteten das träge dahinfließende Wasser, bis der
    Abschleppwagen kam.

    Ich streckte mich in der riesigen Eisenwanne meiner Mutter aus und
    trank einen Schluck von dem großen Gin-Tonic, den ich mit ins Bad
    geschmuggelt hatte. Die Werkstatt hätte den Porsche am liebsten
    verschrottet, doch ich bat den Mechaniker, den Wagen unter allen
    Umständen wieder flottzumachen, da er mir unschätzbare Dienste
    geleistet habe. Ich lag in dem warmen, nach Kiefernöl duftenden
    Wasser und wollte gerade eindösen, als es an die Tür klopfte. Es war
    Landen.
    »Heilige Scheiße, Landen! Kann eine Frau denn nicht mal in Ruhe
    baden?«
    »Tut mir leid, Thurs.«
    »Wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?«
    »Deine Mutter hat mich reingelassen.«
    »Was du nicht sagst. Was willst du?«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Nein.«
    »Du hast mit Daisy gesprochen.«
    »Allerdings. Du willst diese blöde Kuh doch nicht allen Ernstes
    heiraten?«

    - 244 -
    »Ich kann verstehen, daß du wütend bist, Thursday. Du solltest es
    nicht auf diese Art und Weise erfahren. Ich wollte es dir selber sagen,
    aber als wir uns das letzte Mal gesehen haben, bist du ja einfach
    weggelaufen.«
    Eine Zeitlang herrschte betretenes Schweigen. Ich starrte die
    Armaturen an.
    »Ich muß auch sehen, wo ich bleibe«, sagte Landen schließlich. »Ich
    werde im Juni einundvierzig, und ich hätte gern eine Familie.«
    »Und Daisy ist die richtige dafür?«
    »Ja; sie ist eine tolle Frau, Thursday. Natürlich kein Vergleich mit
    dir, trotzdem ist sie eine tolle Frau, sehr …«
    »Zuverlässig?«
    »Eher solide. Nicht unbedingt aufregend, aber verläßlich.«
    »Liebst du sie?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und was willst du dann noch von mir?«
    Landen zögerte.
    »Ich wollte mich nur vergewissern, daß ich die richtige
    Entscheidung treffe.«
    »Hast du mir nicht gerade erzählt, daß du sie liebst?«
    »Ja.«
    »Und daß sie dir die Kinder schenken wird, die du dir so sehnlich
    wünschst?«
    »Ja.«
    »Dann solltest du sie auch heiraten.«
    Landen zögerte kurz.
    »Du hast also nichts dagegen?«
    »Seit wann brauchst du meine Erlaubnis?«

    - 245 -
    »Darum geht es nicht. Ich wollte dich nur fragen, ob du dir auch
    einen anderen Ausgang dieser Geschichte vorstellen könntest?«
    Ich legte mir einen Waschlappen aufs Gesicht und stöhnte leise. Das
    hatte mir gerade noch gefehlt.
    »Nein. Landen, du mußt sie heiraten. Erstens hast du es ihr
    versprochen, und zweitens …« Ich dachte rasch nach. »… gehe ich
    nach Ohio.«
    »Ohio?«
    »Als LitAg. Ein Kollege hat mir den Posten angeboten.«
    »Wer?«
    »Er heißt Cable. Ein netter Kerl.«
    Landen ließ es gut sein, stöhnte, bedankte sich und versprach, mir
    eine Einladung zu schicken. Dann machte er sich aus dem Staub –
    aber als ich zehn Minuten später herunterkam, hatte meine Mutter
    noch immer diesen wehmütigen »Ach-wär-er-doch-meinSchwiegersohn«-Blick.

    - 246 -
    24.
    Glück für Martin Chuzzlewit
    Seit über vierzig Jahren befasse ich mich bei meiner
    Arbeit hauptsächlich mit der Elastizität von Körpern. In
    der Regel denkt man dabei natürlich an Gummi oder
    ähnliche Substanzen, dabei läßt sich fast jedes nur
    erdenkliche Material biegen und strecken. Und ich
    schließe Raum, Zeit, Distanz und Wirklichkeit dabei
    ausdrücklich ein …
PROFESSOR MYCROFT NEXT
    »Crofty …!«
    »Polly …!«
    Sie trafen sich am Seeufer, bei den Narzissen, die sich sanft im
    Wind wiegten. Die Sonne schien hell und sprenkelte die Wiese mit
    zarten Schattentupfern. Der frische Duft des Frühlings lag in der Luft
    und brachte ein Gefühl des Friedens mit sich, das die Sinne dämpfte
    und die Seele beruhigte. Ein Stück weiter saß ein alter Mann im
    schwarzen Umhang auf einem Fels und warf gleichgültig Kieselsteine
    in das kristallklare Wasser. Ein geradezu vollkommenes Bild,

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