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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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einen Brombeerstrauch. Der
    Motor war abgesoffen; ich ließ ihn wieder an und jagte in die
    Richtung davon, in die das Flugzeug entkommen war. Ich
    beschleunigte, und wir ließen das Wäldchen hinter uns; das Flugzeug
    hatte nur ein paar hundert Meter Vorsprung. Wieder trat ich aufs
    Gaspedal, und der Wagen machte Tempo. Wir bogen rechts ab auf ein
    weiteres Feld und näherten uns dem Flugzeug, das noch immer gegen
    den Wind ankämpfte.
    »Thursday!«
    »Was ist denn nun schon wieder?«
    »Da vorne ist ein Fluß!«
    Er hatte recht. Kaum eine halbe Meile weiter schnitt uns das breite
    Bett des Severn den Weg ab. Acheron floh nach Wales und in die
    Marches, und wir konnten nichts dagegen unternehmen.
    »Übernehmen Sie das Steuer!« schrie ich, als wir das Flugzeug
    eingeholt hatten. Bowden starrte nervös auf das nahende Flußufer.
    Wir rasten mit fast siebzig Meilen in der Stunde über das flache
    Grasland; bald würde es kein Zurück mehr geben. Ich brachte die
    Waffe beidhändig in Anschlag und feuerte von unten in das Flugzeug.
    Es begann heftig zu schwanken und zu schlingern. Im ersten
    Augenblick glaubte ich, den Piloten getroffen zu haben, doch dann
    änderte die Maschine den Kurs; sie war lediglich ein wenig gesunken,
    um besser beschleunigen zu können.
    Fluchend trat ich auf die Bremse und riß das Lenkrad herum. Der
    Wagen schlidderte über die Wiese, krachte seitlich durch einen Zaun,

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    rutschte die Uferböschung hinab und blieb schließlich stehen, mit
    einem Vorderrad im Wasser. Ich sprang auf und feuerte vergeblich auf
    die davonfliegende Maschine, bis mein Magazin halb leer war, in der
    vagen Hoffnung, daß Acheron umkehren und im Tiefflug über uns
    hinwegdonnern würde, doch das blieb ein frommer Wunsch. Das
    Flugzeug verschwand mit Hades, einem gefälschten Gainsborough
    und zehn Millionen Pfund Falschgeld nach Wales.

    Wir stiegen aus und betrachteten den ramponierten Wagen.
    »Totalschaden«, murmelte Bowden, nachdem er über Funk einen
    letzten Lagebericht durchgegeben hatte. »Es dauert bestimmt nicht
    lange, bis Hades merkt, daß das Geld, das wir ihm angedreht haben,
    nicht von erster Qualität ist.«
    Ich starrte dem Flugzeug nach; es war nur noch ein kleiner Punkt am
    Horizont.
    »Meinen Sie, er fliegt in die Republik?« fragte Bowden.
    »Sieht so aus«, sagte ich und fragte mich, wie wir ihn jemals kriegen
    sollten, wenn er in Wales Zuflucht suchte. Zwar gab es ein
    Auslieferungsabkommen, aber die anglo-walisischen Beziehungen
    waren alles andere als gut, und das Politbüro hatte die unselige
    Neigung, Feinde Englands als Freunde zu betrachten.
    »Was jetzt?« wollte Bowden wissen.
    »Ich weiß nicht genau«, erwiderte ich zögernd, »aber wenn Sie
    Martin Chuzzlewit noch nicht gelesen haben, sollten Sie das, glaube
    ich, so schnell wie möglich nachholen. Ich habe das dunkle Gefühl,
    wenn Acheron dahinterkommt, daß er beschissen worden ist, muß
    Martin dran glauben.«
    Hades’ Maschine verschwand in der Ferne. Bis auf das leise
    Plätschern des Flusses war alles still. Ich legte mich ins Gras, schloß
    die Augen und versuchte, mich ein paar Minuten zu entspannen, bevor
    wir von neuem in den Mahlstrom von Goliath, Hades, Chuzzlewit et
    cetera geschleudert wurden. Es war ein friedlicher Moment – die Ruhe
    vor dem Sturm. Dabei war ich in Gedanken ganz woanders. Ich dachte

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    immer noch an Daisy Mutlar. Die Nachricht von ihrer bevorstehenden
    Hochzeit kam erwartet und unerwartet zugleich; Landen hätte mir
    durchaus davon erzählen können, andererseits war er dazu nach
    zehnjähriger Trennung natürlich keineswegs verpflichtet. Ich fragte
    mich, wie es wohl wäre, Kinder zu haben, und dann, ob ich die
    Antwort darauf je erfahren würde.
    Bowden legte sich neben mich. Er zog einen Schuh aus und
    schüttelte ein paar Kieselsteine heraus.
    »Der Posten in Ohio, von dem ich Ihnen erzählt habe – wissen Sie
    noch?«
    »Ja?«
    »Die Versetzung ist heute morgen genehmigt worden.«
    »Phantastisch! Wann fangen Sie an?«
    Bowden senkte den Blick.
    »Ich habe noch nicht zugesagt.«
    »Warum nicht?«
    »Waren Sie … ähm … schon mal in Ohio?« fragte er so
    unverfänglich wie möglich.
    »Nein, aber schon ein paarmal in New York.«
    »Es soll sehr schön sein dort.«
    »Amerika ist überhaupt sehr schön.«
    »Sie bieten mir das doppelte von Victors Gehalt.«
    »Na prima.«
    »Und sie haben gesagt, ich könnte jemanden mitbringen.«
    »Und an wen dachten Sie da so?«
    »An

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