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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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reagierte, packte er mich am Arm und riss mich von der Tür fort. Gleichzeitig holte er mit seiner Waffe aus
    und schlug mich nieder. Ich hätte nicht einmal genau sagen können, wo er mich traf. Irgendwo am Kopf, ich glaube an der Schläfe. Im einen Moment war ich noch zurückgetaumelt, im nächsten spürte ich einen Schlag am Kopf, so heftig, dass mir die Beine wegknickten. Ich fiel die Treppen hinunter und schlug auf dem Rasen auf. Plötzlich war er über mir. Ich sah noch, wie er mir den Schlüssel aus der Hosentasche riss. Dann wurde es um mich herum schwarz.
    Aber es wurde nicht still. In meinem Kopf tobte ein Lärm, der es mir schwer machte, ungestört bewusstlos zu sein. Ich wollte die Augen nicht öffnen, wollte nicht noch einmal in den Lauf der Waffe blicken. Wenn er mich schon erschoss, dann wollte ich es wenigstens nicht sehen. Dafür, dass ich nicht bei Bewusstsein war, schossen mir erstaunlich viele Gedanken durch den Kopf. Das war der Augenblick, in dem ich begriff, dass mich der Schlag nur kurz hatte wegtreten lassen. Aber wo kam der Lärm her?
    Benommen öffnete ich nun doch die Augen.
    Nicholas kniete über mir. Sein Blick zuckte zwischen mir und dem Landstreicher, der sich gerade an der Tür zu schaffen machte, hin und her. Ich sah, wie er die Lippen bewegte. Trotzdem dauerte es noch einen Moment länger, bis ich erkannte, dass er für den Lärm in meinem Kopf verantwortlich war.
    Jetzt beugte er sich tief über mich, bis sein Gesicht direkt über meinem war. Endlich verstand ich, was er sagte: »Ausatmen!«
    Das tat ich. Allerdings ein wenig flach.
    »Mehr! Schnell!«
    Ich stiel? die Luft aus meinen Lungen, diesmal, so fest ich konnte. Dann gleich noch einmal und noch einmal. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich nur darauf, zu atmen. In dem Augenblick jedoch, als ich Nicholas' Lippen auf meinem Mund und seine Hände an meinen Schultern spürte, stockte mir der Atem.
    Dann war die Berührung fort. Ich riss die Augen auf. Nicholas war aufgesprungen und stürzte sich auf den völlig überraschten Einbrecher. Mein Atem hatte ihn auch für den Landstreicher sichtbar gemacht. Der versuchte, die Pistole auf Nicholas zu richten, doch Nicholas bekam den Arm mit der Waffe zu fassen und drückte ihn nach unten. Es kam zu einem Gerangel. Wie erstarrt verfolgte ich den Kampf. Der Einbrecher versuchte immer noch, seine Pistole freizubekommen. Ich fragte mich, was passieren würde, wenn er Nicholas in diesem halb materiellen Zustand erschoss. Konnte man einen Toten noch einmal töten? Würde ich ihn womöglich dann nicht mehr sehen können? Konnte es ihn von seiner Ruhelosigkeit befreien, wenn er noch einmal starb ?
    Plötzlich löste sich ein Schuss. So laut und ohrenbetäubend, dass ich aufschrie. »Nicholas!« Bei dem Gedanken, ihm könne etwas zugestoßen sein, wurde mir heiß und kalt. Dann sah ich, wie er seinem Gegner die Pistole entriss. Der Landstreicher befreite sich aus seinem Griff und rannte davon. Nicholas folgte ihm ein paar Schritte, die Waffe in der Hand, dann machte er kehrt und rannte zu mir zurück.
    »Sam!« Er ließ die Pistole achtlos fallen. Einen Atemzug später kniete er neben mir. »Ist dir etwas passiert? Hat er dich verletzt?«
    Meine Stimme versagte mir den Dienst. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Seine Augen wanderten über meine Schläfe, wo mich der Schlag getroffen hatte. »Das sollte sich ein Arzt ansehen.«
    »Nicholas. Der Schuss.« Ich war noch immer so erschrocken, dass ich keinen vernünftigen Satz rausbrachte.
    »Ist nur in die Luft gegangen.« Ein wenig zögernd streckte er die Hand nach mir aus, dann zog er mich an sich. Sein Griff war erstaunlich kräftig. Fest und unglaublich warm. Von der Kälte, die ihn sonst umgab, war nichts geblieben. Es war das erste Mal, dass er mich wirklich berührte. Ein unglaublich gutes Gefühl. Ich konnte ihn spüren und riechen. Mein Gott, er roch so gut! Zitternd klammerte ich mich an ihn.
    Sein Kinn ruhte auf meinem Haar. »Er wird dir nichts mehr tun. Ich bin bei dir«, sagte er sanft. »Hab keine Angst.«
    »Habe ich nicht.« Nicht, seit er hier war.
    »Warum zitterst du dann so?«
    Ohne mich aus seinen Armen zu lösen, sah ich auf. Da war er wieder, dieser unglaublich intensive Blick. Die ernste Sorge in seinen Augen, gepaart mit Wärme und der Bereitschaft, mit mir zu lachen oder auch zu weinen, je nachdem, wonach mir gerade war. Selbst im Dunkeln schienen seine Augen zu strahlen, und plötzlich hatte ich das Gefühl,

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