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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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zu. Er trug einen weißen Laborkittel. Als er näher kam, sah ich unzählige alte Flecken, die seinen Kittel wie rostige Schatten überzogen. Ich dachte an Katzen und an Blut. Dann sah
    ich die Blechschale in seiner Hand. Er hielt sie tief genug, dass ich erkennen konnte, was darin war. Das Erste, was ich sah, war die schimmernde, messerscharfe Spitze eines Skalpells. Ich keuchte entsetzt auf. Daneben lagen noch andere Utensilien. Dinge, die ich abgesehen von zwei großen Spritzen, die mit einer gelblichen Flüssigkeit aufgezogen waren, noch nie gesehen hatte. Wäre ich in meinem Leben schon einmal in einem Operationssaal gewesen, hätte ich einiges davon sicher wiedererkannt.
    »Keine Angst, Sam. Es wird nicht wehtun.« Adrian stellte das Operationsbesteck auf einem Rollwagen neben dem Tisch ab, dann trat er zu mir und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ich wollte mich losreißen, doch wieder zuckte nur meine Hand. Um wenigstens von seinem Anblick verschont zu bleiben, wandte ich den Kopf ab.
    »Ganz ruhig.« Kühl presste sich seine Hand auf meine Haut. »Es ist bald vorbei.«
    Ich dachte an Nicholas und daran, dass er mir nicht helfen konnte. Der Geisterbann hinderte ihn daran, ins Haus zu gelangen. Solange ich nicht in der Lage war, mich zu bewegen, konnte ich nichts daran ändern. Ich musste Zeit schinden. Was auch immer Adrian mir gegeben hatte, die Wirkung würde irgendwann nachlassen. Wenn ich es schaffte, ihn lange genug abzulenken und meine stetig wachsende Panik zu beherrschen, hatte ich eine Chance. Aber wie sollte ich das anstellen? Mein Atem ging flach und stoßweise. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn, das sichere Zeichen eines Schocks. Es war ein Wunder, dass ich überhaupt halbwegs klar denken konnte.
    »Warum spüre ich nichts?« Meine eigene Stimme klang schrill in meinen Ohren. Panisch.
    »Eine Mischung aus Chloroform und Novocain«, erklärte er, als wäre es das Normalste der Welt, seine Gäste zu betäuben und in ein geheimes Kellerlabor zu schleppen. »Mit dem Chloroform habe ich Sie oben ruhiggestellt. Das Novocain habe ich Ihnen erst später gespritzt.«
    Gespritzt! Heilige Scheiße, was für Gift hatte er mir sonst noch durch die Adern gejagt?
    »Um Ihnen den Schmerz zu nehmen, hätte es eigentlich genügt, lediglich ein wenig in Ihren Bauch zu spritzen«, fuhr er ungerührt fort. »Da ich nicht möchte, dass Sie mir während der Operation vom Tisch springen, habe ich etwas mehr genommen.«
    Das war also der Grund, warum ich mich nicht bewegen konnte. Dieser verdammte Mistkerl hatte mir so viel Betäubungsmittel gespritzt, dass es mich lähmte!
    »Ach, Sam«, sagte er und holte eine große Glasflasche, »machen Sie sich keine Hoffnung. Nicholas wird nicht kommen. Er kann das Haus nicht betreten.«
    Das wusste ich selbst.
    »Ich sollte Ihnen danken, dass Sie mich vor ihm gewarnt haben.«
    »Aber Sie haben mich ausgelacht«, stieß ich hervor. »Sie haben mir kein Wort geglaubt!«
    Adrian stellte die Flasche auf dem Rollwagen ab und beugte sich über mich. »Anfangs habe ich tatsächlich gedacht, Sie würden scherzen. Dann jedoch habe ich Ihren Blick gesehen.« Er schüttelte den Kopf. Dabei lächelte er
    das strahlende Lächeln eines Traumprinzen, das jetzt nur noch kalt und leer auf mich wirkte. »Denken Sie wirklich, Sie könnten sich so gut verstellen, dass mir Ihr aufrichtiger Schrecken entgangen wäre? Im Gegensatz zu mir sind Sie eine erbärmliche Schauspielerin.«
    Da musste ich ihm Recht geben. Er war so perfekt darin gewesen, mir etwas vorzumachen, dass ich ihm - wenn Nicholas nicht gewesen wäre - alles geglaubt hätte.
    Einmal mehr strich er mir über die Stirn, dann über die Wange. Ich war so entsetzt, dass ich nicht einmal mehr den Kopf abwenden konnte. Das machte ohnehin keinen Unterschied. »Ich habe an Ihrem Blick gesehen, dass es die Wahrheit war, Sam. Alles, was ich dann noch tun musste, war, einen Weg zu finden, Sie von ihm fernzuhalten. Ich konnte doch nicht zulassen, dass er Ihnen erzählte, was damals wirklich geschah.«
    »Und am einfachsten ging das, indem Sie mir Angst vor ihm machten.«
    » Hat es nicht hervorragend funktioniert ?« Adrian lachte sein fröhliches Lachen. »Als ich zu Ihrem Haus kam, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Es war kalt und Ihr Verhalten war - gelinde gesagt - merkwürdig. Mein lieber Bruder hat Ihnen an diesem Abend sichtlich so einen Schrecken eingejagt, dass er Sie geradewegs in meine Arme trieb. Ich hätte es beenden

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