01 - Ekstase der Liebe
während der
Woche, die er in London verbracht hat, genau aufgeführt. Sie werden sehen, dass
er sich dicht darum bemüht hat, Kontakt zu Ihrer Gattin aufzunehmen, bis er zu
Ihrem Haus kam und von Ihrer Heirat in Kenntnis gesetzt wurde. Meiner Meinung
nach wirft das einen großen Zweifel auf die Annahme, dass zwischen den beiden
eine alte Romanze bestand.«
Er
hielt noch einmal inne. Alex sagte kein Wort, aber er knirschte unwillkürlich
mit den Zähnen. Alte Romanze! Das war verdammt richtig, wenn man bedachte, dass
sie Charlottes Verlust ihrer Jungfräulichkeit einschloss.
Jennings
fuhr fort. »Ihr Bruder hat die Gräfin von Mrs Felvitsons Hauskonzert nach
Sheffield House zurückbegleitet, aber er ist sofort wieder gegangen. Er kam
danach zwei Tage später auf eine Verabredung hin um vier Uhr wieder. Er verließ
das Haus gegen fünf Uhr dreißig durch den Hintereingang. Er ging durch den
Dienstboteneingang, weil er sich der Anwesenheit eines Reporters vor dem Haus
bewusst war. Lord Foakes verbrachte den Rest des Abends im White, wo er beim
Spielen über zweihundert Pfund verlor. Am nächsten Morgen stand er früh auf und
brach in Begleitung von Braddon Chatwin, dem Grafen von Slaslow, nach
Leicestershire auf.« Alex sah auf. Abgesehen von ihm selbst war Braddon auf der
Schule Patricks bester Freund gewesen.
»Zum
jagen?«
»Das
wäre meine Vermutung. An diesem Punkt«, fügte Jennings steif hinzu, »sah ich
natürlich keinen Anlass mehr, die Unternehmungen Ihrer Frau und Lord Foakes'
weiter beobachten zu lassen. Folglich kann ich kein Licht in die Berichte über
ihre Schwangerschaft bringen.« Er betrachtete seine Finger. »Natürlich
bestünde, wenn das Kind in nächster Zukunft geboren würde, kein Grund zur
Sorge.« Jennings atmete tief durch. Was er als Nächstes sagen musste, war nicht
sehr angenehm. »Man kann rein rechtlich nichts gegen die Gerüchte tun, die über
Ihre Frau in Umlauf sind. Ihr zukünftiger Ruf hängt von zwei Dingen ab: dem
Geburtstag dieses Kindes und Ihrem Verhalten.«
Jennings
sah auf und blickte in Alex' ruhige Augen. »Ich bin mir sicher, dass ich nicht
zu erwähnen brauche, wie schnell Ihr Benehmen in den Augen der Welt die
Gerüchte bestätigen oder widerlegen wird, Mylord.«
Alex
nickte. Dann trommelte er auf die Zeitung auf seinem Knie. »Und das hier?«
Mr
Jennings holte noch ein Blatt Papier aus der Mappe. »Dem Tatler wurden sechs
Tage nach der Veröffentlichung des Berichts die Papiere für eine
Verleumdungsklage zugesandt. Sie haben diese Reaktion von unserer Seite
natürlich erwartet und geglaubt, ihren Bericht dadurch abgesichert zu haben,
dass sie Ihre Frau als >die Gräfin< und Ihren Bruder als >den
Zwilling< bezeichnen. In meinem Schreiben merke ich jedoch an, dass es
tatsächlich nur eine einzige Gräfin, Ihre Frau, gibt, die in irgendeiner
familiären Beziehung zu einem männlichen Zwilling steht, und dass sie deshalb
gegen das Gesetz verstoßen haben, das in Bezug auf die Verleumdung einer Person
sehr streng ist. Nachdem sie sich mit ihren Anwälten besprochen haben, die
natürlich mit meinem Schreiben übereinstimmten, trat Mr Hopkins, der
Herausgeber, mit einem großzügigen Vorschlag an mich heran. Sie
veröffentlichten eine komplette Gegendarstellung.« Jennings reichte Alex noch
ein Blatt Papier.
»Dieser
Widerruf zeigte jedoch keine besondere Wirkung, da die Saison vorüber war«,
führte Jennings aus. »Ich habe dies Mr Hopkins mit einigem Nachdruck
mitgeteilt. Ich habe mir auch erlaubt, eine Summe in Pfund zu nennen, die uns
das Gericht meiner Meinung nach gewiss zusprechen würde, wenn die Klage weiter
verfolgt würde. Mr Hopkins hat sich deshalb einverstanden erklärt, im Frühling,
wenn die Saison wieder anfängt, einen weiteren Artikel über >die Gräfin<
und >den Zwilling< zu veröffentlichen. In diesem Artikel wird die Klage
mit keinem Wort erwähnt werden und er wird einfach als eine weitere Neuigkeit
erscheinen. Er wird jedoch alle Andeutungen, die in dem früheren Artikel
gemacht wurden, zurücknehmen. Der Artikel wird Ihnen und Ihrer Gattin vor der
Veröffentlichung zur Genehmigung vorgelegt. Ich dachte, unter diesen Umständen
sollt man den Bericht über Ihre Hochzeitsnacht übersehen.« Jennings verschwieg
taktvoll, dass der Artikel über diese Nacht laut seinen Nachforschungen der
Wahrheit entsprach.
»Das
alles hängt unglücklicherweise von dem Geburtsdatum Ihres Kindes ab«, sagte
Jennings mit schwerer Stimme. Schweigen senkte sich
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