01 - Ekstase der Liebe
eine leise Stimme.
»Mama!
Mamaaa!«
Charlotte
wachte auf, ihr Herz schlug so schnell, dass sie das Gefühl hatte, krank zu
sein. Das Kind in ihrem Bauch war ebenfalls erwacht und strampelte heftig. Sie
holte keuchend Luft und versuchte sich zu beruhigen. Sie war in ihrem eigenen
Bett und Pippa schlief tief und fest im Kinderzimmer. Pippa ertrank nicht
gerade in einem dunklen, schottischen See und rief nach ihrer Mutter.
Schließlich
wurde Charlottes Herzschlag ruhiger und sie lehnte sich zurück. Etwas in mir
hat sich verändert, erkannte sie und beruhigte die kleinen, heftigen Fußtritte
ihres Kindes. Pippa ... Ich muss meine Kinder beschützen, dachte
Charlotte. Zur Hölle mit Alex' Küssen und seiner Leidenschaft. Ihre Beziehung
war so leer, ohne Vertrauen, nur auf Wollust gegründet. Er hatte sie benutzt
wie ein vor ihm ausgebreitetes Mahl und dann hatte er sie genauso beiläufig
fallen lassen, wie er Wild zurückweisen würde, wenn er lieber Kalb essen
wollte.
Und er
kümmerte sich ohnehin nicht um die Kinder. Er verschwand ohne einen weiteren
Gedanken an Pippa nach Frankreich. Charlotte breitete die Hände über ihren
Bauch und liebkoste die runde Wölbung, die sie für einen Kopf, vielleicht für
ein Gesäß hielt. »Ich verspreche dir«, flüsterte sie in der lautlosen Nacht,
»ich verspreche dir, dass ich dich lieben und dir vertrauen werde und dich nie,
nie in einem See ertrinken lasse.« Ihre Augen füllten sich gegen ihren Willen
mit Tränen. Es wäre so wunderbar, wenn sie zwei Kinder hätten, wenn Alex und
sie einander und die Kinder lieben könnten. Aber es führte kein Weg
dorthin. Deshalb weinte sich die Gräfin von Sheffield und Downes wieder einmal
in den Schlaf.
Kapitel 21
Alex fand seinen
Bruder erst nach vier anstrengenden Tagen auf dem Pferd. Nach zwei Tagen war er
bei Braddon Chatwins Landhaus angekommen, stellte aber zu seinem Ärger fest,
dass der »Junge Herr« ein paar Tage zuvor abgereist war. Alex klatschte seine
Handschuhe gegen sein Bein und starrte den sich windenden Butler vor ihm
unwillentlich arrogant und wütend an.
»Was
meinen Sie damit, Mann, Sie sind nicht sicher, wo sie sind? Entweder wissen Sie
es oder Sie wissen es nicht. Wenn Sie es nicht wissen, dann sagen Sie das auch
so.«
»Was
ich meinte«, erwiderte Treble demütig, »war, dass seine Lordschaft die Absicht
äußerte, nach Bath zu reisen, und natürlich hat Ihr Bruder ihn begleitet,
Mylord. Aber die Gesellschaft kann sehr gut in Singleton Manor, dem Gut des
Grafen von Slaslow in Kent, Halt gemacht haben.«
»Die Gesellschaft«, schnauzte Alex, »was ist das, ein Sommerausflug? Reisen Frauen mit ihnen?«
Treble
senkte den Blick, starrte auf den Marmorboden zu seinen Füßen und suchte dort
nach Unterstützung. Er sah auf und sagte nur: »Ich habe das Wort zu frei
benutzt, Mylord. Die Gruppe bestand aus dem Grafen von Slaslow und Ihrem
Bruder. Und«, murmelte er, »da war noch eine Bekanntschaft Lord Foakes, eine
junge Frau, Mylord.«
Nun war
es an Alex zu verstummen. >Frau< konnte nur eines bedeuten: Patrick
schleppte ein Liebchen von Jagdhütte zu Jagdhütte. Das war nichts Neues. Außer
dass es bedeutete, dass Patrick die schwangere Charlotte allein gelassen hatte,
um sich mit einer Mätresse zu vergnügen. Treble zitterte vor Entsetzen, als er
sah, wie das Gesicht des Grafen noch düsterer und drohender wurde.
»Ist
diese - Frau - mit meinem Bruder angekommen?«
»Ja,
Mylord.« Als Alex ihn anstarrte, fügte Treble unange nehm berührt hinzu:
»Die junge Frau kam kurz nach Ihrem Bruder und dem Herrn aus London an, also
vermute ich, dass die Verabredung in London getroffen wurde und dass die junge,
äh, Dame einige Tage zum Packen brauchte. Sie reist mit recht viel Gepäck«,
sagte Treble mit Nachdruck. Sein Personal hatte beinahe fünf Stunden gebraucht,
die Koffer vom Dach der Kutsche abzuladen; es war seiner Meinung nach schlimmer
gewesen, als eine Herzogin zu empfangen. Das Mädchen reiste nicht mit eigenen
Laken, wie die Adeligen es zu tun pflegten, aber sie hatte achtundvierzig Hüte
mitgebracht, jeder einzelne in einer eigenen Hutschachtel!
Alex
wandte ihm mit einem kurzen Dankeschön den Rücken zu und stieg die Marmorstufen
hinunter. Der Himmel vor ihm war voller orangefarbener Streifen, die
Wolkenschichten befleckt von der untergehenden Sonne. Alex starrte mit leerem
Blick gen Horizont. Er fing an, sich seltsam unwohl zu fühlen. War es möglich,
dass Patrick so schnell von Charlottes Körper
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