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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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auftauchen,
und jetzt spielte es keine Rolle mehr, ob er wohlhabend war.
    »Marcel,
du bist wunderbar«, sagte Adelaide dankbar und rieb den Kopf an seiner Schulter
wie eine seidige Katze.
    So begann die Saison
1801 für Charlotte unter völlig neuen Voraussetzungen. Ihr Vater ignorierte all
ihre Proteste und überschrieb ihr ein, wie ihr schien, ziemlich großes Stück
Land in Cornwall.
    »Du
sollst dich schon mal an die Verantwortung gewöhnen, solange ich noch hier bin,
um dich zu beraten«, meinte er, als er die letzten Papiere schwungvoll mit
seiner Feder unterzeichnete. Der kleine, vertrocknete Anwalt des Herzogs, Mr
Jennings von Jennings und Condell, schauderte leicht, aber mit unbewegter
Miene. Jennings und Condell hielten nichts davon, wenn Frauen über Besitz
irgendwelcher Art verfügten, und Mr Jennings sah eine Menge Ärger auf sich
zukommen, sollte der Herzog von Calverstill von ihnen gehen.
    Charlotte
ihrerseits stellte sehr schnell fest, dass es sie sehr glücklich machte, ein
Haus zu besitzen. Sie besaß ein Gutshaus in Cornwall; dem Bericht ihres
Verwalters zufolge lebten und arbeiteten dort dreiundzwanzig Menschen und etwa
dreihundert Schafe grasten auf ihrem Land. Sie las den neuesten Bericht immer
wieder. Die Zeitung gewann für sie an Interesse, das sie nie zuvor gehabt
hatte. Als Arbeiter in den Cotswolds Webstühle zerstörten, schauderte sie. Was,
wenn die Unruhen auf Cornwall übergriffen?
    So bald
wie möglich, versprach sie sich, würde sie nach Cornwall fahren. Sie konnte
sich sehr gut das Entsetzen ihrer Mutter vorstellen, wenn sie diesen Vorschlag
machte (die Reise! der Schmutz!), aber vielleicht im Herbst ... natürlich mit
einer Anstandsdame.
    Und die
Saison war besser, weil es den Anschein hatte, als habe ihre Mutter sich damit
abgefunden, dass sie acht ehrbare Verehrer zurückgewiesen hatte. Adelaide hatte
nicht mehr diesen gequälten Gesichtsausdruck, wenn sie ihre Tochter ansah.
Langsam konnten sie wieder ohne diesen sorgenvollen Unterton miteinander reden,
der bis dahin bei jeder Unterhaltung mitgeschwungen hatte.
    Tatsächlich
bemerkte Charlotte zunächst nicht, dass ihre Mutter sie nicht länger dazu
drängte, Bälle zu besuchen. Eines Abends betrat sie den Speisesaal und fand ihn
leer vor.
    »Wo
sind meine Eltern, Campion?«, fragte sie den Butler.
    »Ich
glaube, die Herzogin nimmt an einem Fête de Champagne bei Lady
Bridgeplate teil, der Verbleib des Herzogs entzieht sich meiner Kenntnis«,
erwiderte Campion und rückte ihren Stuhl mit einer eleganten Bewegung zurecht.
Charlotte sah auf den Tisch.
    »Was
essen wir heute, Campion?«, fragte sie abwesend.
    Campions
Augen leuchteten auf. Er liebte es, über das Essen zu reden, obwohl diese
Familie das nicht so zu schätzen wusste, wie sie sollte. »Poulet à la
Diable, Crab Rémoulade und Fraises à la Chantilly.«
    »Oh«,
sagte Charlotte tonlos.
    Sie
setzte sich und starrte auf das Konsommé, das Campion liebevoll vor ihr
abgestellt hatte. Wenn man allein lebte, war man ... na ja, eben allein...
Vielleicht sollte sie doch Gesellschaft finden. Sie sah eine ältliche Dame mit
Haube vor sich und schützte die Lippen. Vielleicht auch nicht. Zwei alte
Jungfern, dachte sie. Sie verspürte keine Bitterkeit, es erschien ihr nur
langweilig.
    Vielleicht
hatte sie einen Fehler gemacht. In der Zeit, als sie acht Heiratsanträge
ablehnte, hatte Charlotte entdeckt, dass, sie nicht schamlos und ungezügelt auf
jeden Mann reagierte, der versuchte, sie zu küssen. Als der Graf von Slaslow
seinen Antrag in wohlgeformten und eleganten Worten vorgetragen hatte, hatte
sie ihm mit lieblicher Stimme geantwortet; als er ihre Ablehnung nicht
hinnehmen wollte und sie in seine Arme riss, um sie heftig zu küssen, hatte sie
überhaupt nicht reagiert. Stattdessen hatte sie mit fest verschlossenem Mund
dagestanden und er hatte nichts tun können als mit den Zähnen an ihren Lippen
zu knappern. Also hatte Braddon aufgegeben und sich beinah schmollend
zurückgezogen.
    Andererseits
hatte sie, als der bekannte Mitgiftjäger William Holland -ein verarmter,
aber wirklich gut aussehender Baron - sie an seine Brust zog, sehr wohl
die Lippen geöffnet und den Kuss genossen. Sie hatte sogar ein leichtes
Flattern in ihrem Magen verspürt. Aber es war nichts gegen das hemmungslose
Gefühl, das sie auf dem Maskenball erlebt hatte.
    Jetzt,
drei Jahre später, erinnerte sie sich kaum noch an das Gesicht des Lakaien (sie
hatte entschieden, dass er einer war), aber an ihre

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