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01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

Titel: 01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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bewerkstelligen? Das Störungszentrum des Schiffes funktioniert volle vierundzwanzig Stunden täglich. Er kann doch nicht eine Flaschenpost dem Meer anvertrauen...!
    Am nächsten Morgen hatte sich scheinbar nichts im Leben der Schule geändert. Hauptmann Ruggiero war so heiter-ironisch wie immer, Montferrand stopfte seine Pfeife genauso gewissenhaft wie sonst, die Spezialisten hielten ihre Kurse und leiteten die praktischen Arbeiten, ohne anscheinend zu wissen, daß einer ihrer Schüler im geheimen ihre Vernichtung vorbereitete.
    Montferrand gab bekannt, daß die Schüler von nun an wöchentlich Berichte darüber zu verfassen hätten, wie weit sie mit ihren Nachforschungen betreffs des »feindlichen Agenten"
    gekommen waren.
    Der Oberst wohnte nun häufiger den Schießübungen und den Lektionen im Ausfragen bei. Die Überwachung durch Mikrofone und Kameras schien sich etwas zu lockern wahrscheinlich wollte man den Spion Vertrauen gewinnen lassen.
    Lennet hingegen schnüffelte überall herum und verbrachte mehr Zeit als je damit, mit seinen Kameraden zu plaudern. Oft suchte er die Bibliothek auf, wo er ein Thema studierte, in dem der oder jener seiner Mitschüler besonders gut bewandert schien; dann stellte er diesem Fragen, um ihn in Widersprüche zu verwickeln.
    Diese Taktik glückte ihm bei den meisten. Nach einem Monat hatte er die gute Hälfte der Verdächtigen ausgeschieden. Danach wurde es schwieriger. Man mußte raffiniertere und kompliziertere Fragen stellen.
    Drei Monate Unterricht waren verstrichen, als Lennet, nicht ohne einige Unruhe, verzeichnete, daß sich alle seine Kameraden etliche Male widersprochen hatten, nur Bertrand Bris, Martin Leger und Corinna nicht. Vorsichtig nahm sich Lennet diese drei immer wieder vor, versuchte sie auszuhorchen, stellte ihnen Fangfragen.
    Nach einiger Zeit verwickelte sich auch Bertrand Bris in Widersprüche - er schied also ebenfalls aus.
    Mit Martin Leger war es bald nicht anders.
    Nur Corinna ließ sich nicht fassen...
    Bei diesem Punkt seiner Nachforschungen angelangt, war Lennet nahe daran, aufzugeben.
    Ich werde niemanden verraten, dachte er. Ich habe keinen Auftrag erhalten. Schließlich sind die Herren Chefs bestimmt viel stärker als ich, und sie sind gewarnt... Warum soll ich mich da einmischen?
    Aber er wußte selbst, daß das müßige Überlegungen waren.
    Die Sache mochte ihm noch so sehr gegen den Strich gehen, nichts konnte ihn daran hindern, die Aufgabe, die er sich selbst in kindlichem Selbstvertrauen gestellt hatte, zu Ende zu führen.
    Er würde von nun an Corinna so aufmerksam wie möglich beobachten.
    Als sie eines Tages zum Deck hinaufstieg, eilte er ihr nach, so lautlos er konnte. Einen Moment lang verlor er sie aus den Augen, doch er brauchte nicht lange, um sie wiederzufinden: Sie hatte sich zwischen zwei Taurollen auf die Knie geworfen, den Kopf in den Händen vergraben. Was wollte sie da?
    »Corinna!«
    Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen waren voller Tränen.
    »Schon wieder Sie, Armand! Sie lassen nicht ab, mir wie ein Schatten zu folgen! Als wären die Mikrofone, die Kameras, die Lehrer nicht genug! Ich warne Sie: Bei nächster Gelegenheit werde ich Sie über Bord werfen.« Er kauerte sich neben ihr nieder.
    »Sie sollten achtgeben, Corinna, eben wegen der Mikrofone.«
    »Das ist mir egal!« rief sie. »Übrigens glaube ich nicht, daß es hier welche gibt; diese Taue rollen die ganze Zeit von einem Ende des Decks zum anderen. Soll man mit mir ruhig machen, was man will. Ich sage Ihnen: Ich habe genug.«
    »Corinna, sagen Sie mir doch, warum Sie weinen.« Er glitt näher an sie heran. »Nur aus Erschöpfung? Nein, Sie haben einen besonderen Grund. Sagen Sie ihn mir.«
    In diesem Augenblick dachte er keineswegs mehr daran, daß Corinna aller Wahrscheinlichkeit nach eine gefährliche Spionin war. Er sah in ihr nur noch ein tränenüberströmtes kleines Mädchen.
    »Ich weine, weil ich ein Dummkopf bin", antwortete Corinna.
    »Ich weine, weil ich für diesen Beruf nicht geschaffen bin. Ich weine, weil heute mein Namenstag ist und weil es an diesem Tag zu Hause einen Haufen Blumen und einen Haufen Menschen gab und Geschenke und Musik... Hier aber gibt's nicht einen einzigen Menschen, der mir Glück wünscht. Sie sehen also, wie dumm ich bin. Ausgerechnet ich soll Geheimagentin werden - pff!«
    Eine wahnwitzige Hoffnung ließ Lennets Herz höher schlagen. Er beugte sich über Corinna.
    »Aber, aber, Corinna! Sie sind sehr begabt für diesen

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