01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
Freizeit erlaubt seien, denn alles, was er bisher unternehmen wollte, war ihm verboten worden...
Hauptmann Ruggiero sagte zu Montferrand, das Wetter werde jetzt besser...
Eines Tages jedoch, als er sich eben fragte, ob er dieses im Grunde doch unergiebige Spiel nicht aufgeben solle, fesselten einige Worte seine Aufmerksamkeit:
Montferrand befand sich anscheinend allein im Zimmer; plötzlich hörte man das Klicken der Sprechanlage, dann folgendes Gespräch: »Hier Montferrand, Herr Oberst.«
»Ich habe dem gesamten Lehrkörper eine wichtige Mitteilung zu machen. Am besten, Sie kommen alle um sieben Uhr auf einen Drink zu mir. In Ordnung?«
»In Ordnung, Herr Oberst.«
»Die Schüler sollen davon keine Ahnung haben. Ich werde Ihnen schon sagen, warum.«
»Gut, ich verständige alle Lehrer, Offiziere und so weiter.
Brauchen Sie Extrabedienung?«
»Das ist mir egal. Tun Sie, was Sie für gut halten.«
Lennet stoppte das Gerät.
Eine Mitteilung an die Lehrkräfte, ohne daß die Schüler davon eine Ahnung haben... überlegte er. Worum konnte es sich da handeln? Höchstwahrscheinlich um den »feindlichen Agenten". War jetzt der Moment gekommen, die abgehörte Unterhaltung zu nützen, oder wäre es besser, auf den verrückten Einfall zu verzichten, den ihm dieses Gespräch ganz von selbst eingab?
Es lag nicht in Lennets Natur, lange zu zögern. Schon hatte er einen tollen Plan gefaßt. Eine solche Gelegenheit muß man ausnützen! sagte er sich und beschloß zu handeln.
Feindlicher Agent an Bord!
Nachmittags war die Stunde zwischen fünf und sechs Uhr für »praktische Arbeiten nach eigener Wahl der Schüler" bestimmt.
Darauf folgten zwei freie Stunden. Zeitlich gesehen, würde es also keine Schwierigkeiten geben.
Um fünf Uhr ging Lennet ins Materiallager hinüber und verlangte die Ausstattung eines Stewards, um sich in dieser Rolle zu üben, die ihm der Professor für Tarnung warm empfohlen hatte. Außerdem ließ er sich eine Brille und ein schwarzes Haarfärbemittel geben.
Bis dreiviertel sechs trainierte er in dieser neuen Rolle. Dann legte er wieder seine gewöhnliche Kleidung an, und um sechs Uhr meldete er sich pflichtgemäß beim Appell...
Schon vor ein paar Tagen hatte Lennet im Gang der Lehrer ein Badezimmer bemerkt, das offenbar unbenutzt war und also sicher auch keine Abhörgeräte oder Kameras hatte. Um dreiviertel sieben schlich er sich hier hinein.
Er tauchte den Kopf ins Waschbecken. Fünf Minuten später erkannte er sich, mit schwarzem Haar und Brille, selbst nicht mehr im Spiegel. Freilich, wenn man ihn genau ins Auge faßte...
Aber wer faßt schon einen Steward genau ins Auge?
Sorgfältig spülte er das Waschbecken aus und verließ das Bad.
Es war sieben Uhr, und die vom Oberst eingeladenen Lehrkräfte trafen ein; Lennet brauchte sich ihnen nur anzuschließen.
Am Ende des Ganges erstiegen sie eine Treppe, gingen dann einen weiteren Gang entlang und kamen in einen großen, luxuriös eingerichteten Salon. Der Oberst - äußerst elegant in einem anthrazitfarbenen Anzug - drückte den Eintretenden die Hand.
Lennet schlängelte sich zur Bar.
Bisher ging alles recht gut. Selbst Hauptmann Montferrand, den Lennet mehr als alle anderen fürchtete, plauderte in einer Ecke mit dem Tarnungsspezialisten, und weder der eine noch der andere schien den falschen Steward bemerkt zu haben.
Aber hinter der Bar stand ein echter Steward, der es nicht an Fragen fehlen lassen würde!
Der echte Steward war ein Chinese, sonst dem Oberst als Ordonnanz zugeteilt.
»Wer bist du denn?« fragte er Lennet, der sich ihm mit der unschuldigsten Miene der Welt näherte. »Aushilfe. Ich komme dir helfen.«
»Woher kommst du?«
»Gewöhnlich arbeite ich für den Kapitän. Heute hat er mich deinem Oberst geborgt...«
Der kleine Chinese blieb weiter skeptisch. »Das ist das erste Mal, daß man einen Außenseiter bestellt", bemerkte er. »Unterm alten Oberst hat man sich immer mit dem FND-Personal beholfen. Das ist gegen die Vorschriften.«
»Geh's doch Moriol melden!« erwiderte Lennet. »Das wird ihn bestimmt riesig interessieren.«
Der Mann an der Bar zuckte die Achseln. »Na, dann reiche jetzt diese Platte herum.«
Und Lennet reichte die Platte herum.
Als alle Gäste beisammensaßen, gab der Oberst ein kaum merkbares Zeichen. Sofort brachen alle Gespräche ab, die zwei Stewards verschwanden hinter der Bar, Hauptmann Montferrand begann wieder einmal seine Pfeife zu stopfen.
»Nun ist die Schule seit einem
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