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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Arbeitstages gehörte, selbst unter Kriminellen. Die Straßen wurden zunehmend leerer, genau wie es nach all seiner Aufklärungsarbeit zu vermuten war. Nichts in dieser Straße deutete auf etwas Unvorhersehbares hin, und Kelly wandte sich zwischen den Sand Steinhäusern auf der einen Seite und den Reihenhäusern aus Ziegelsteinen auf der anderen Richtung Süden. Es kostete ihn seine gesamte Konzentrationsfähigkeit, seine unregelmäßige, harmlos wirkende Gangart beizubehalten. Einer der Männer, der Pam gequält hatte, war nun nur noch hundert Meter von ihm entfernt. Vielleicht sogar zwei von ihnen. Kelly gab sich noch einmal der Erinnerung hin. Er sah ihr Gesicht, hörte ihre Stimme und fühlte die Weichheit ihres Körpers. Sein Gesicht erstarrte zu einer Maske aus Stein, und seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er über den breiten Bürgersteig schwankte. Aber es währte nur einen kurzen Augenblick. Dann wischte er diese Gedanken beiseite und atmete fünfmal langsam und tief durch.
    »Taktik«, murmelte er, während er sein Tempo verlangsamte und das nun nur dreißig Meter entfernte Eckhaus beobachtete. Kelly nahm einen Schluck Wein und ließ die Flüssigkeit wieder auf sein Hemd tropfen. Schlange an Chisago, Objekt in Sicht. Gehe jetzt rein.
    Der Wachposten, wenn es einer war, verriet sich selbst. Die im Licht der Straßenlaterne aufschimmernden Rauchwölkchen zeigten Kelly deutlich, wo sich sein erstes Angriffsziel befand. Kelly ließ die Weinflasche in die linke Hand gleiten und winkelte den rechten Arm an, wobei er durch mehrmaliges Drehen des Handgelenks sicherstellte, daß die Muskeln entspannt und einsatzbereit waren. Stolpernd und hustend näherte er sich dem breiten Treppenaufgang. Dann trat er auf die Tür zu, von der er wußte, daß sie unverschlossen war, und ließ sich, noch immer hustend, gegen sie fallen. Er taumelte auf den Boden und fand sich zu Füßen des Mannes, den er in Begleitung von Billy gesehen hatte. Bei seinem Fall zerbrach die Weinflasche. Ohne den Mann zu beachten, setzte sich Kelly jammernd vor die Glasscherben und die sich ausbreitende Lache billigen kalifornischen Rotweins.
    »Pech gehabt, Alter«, sagte eine Stimme. Sie war erstaunlich freundlich. »Aber nun sieh zu, daß du weiterkommst.«
    Doch Kelly setzte, immer auf allen vieren und schwankend, sein Jammern fort. Während er weiterhustete, drehte er den Kopf zur Seite und betrachtete Beine und Schuhe des Wachmanns, um sicherzugehen, wen er vor sich hatte.
    »Komm hoch, Väterchen.« Er wurde von starken Händen ergriffen und in die Höhe gezogen. Kelly ließ die Arme baumeln. Unmerklich glitt eine Hand hinter seinen Körper, während ihn der Mann zur Tür schob. Kelly stolperte, taumelte, und der Wachmann stützte ihn jetzt mit seinem ganzen Körper. Wochen des Trainings, der Vorbereitung und der sorgfältigen Aufklärungsarbeit flossen in diesem Moment zusammen.
    Mit der linken Hand schlug Kelly ihm ins Gesicht. Mit der rechten stieß er ihm das Ka-Bar zwischen die Rippen. Kellys Sinne waren so hellwach, daß er mit den Fingerspitzen das Herz spürte, wie es zu schlagen versuchte, sich dabei jedoch an der rasierklingenscharfen Schneide des Kampfmessers selbst zerstörte. Kelly drehte die Klinge um und ließ sie in dem zuckenden Körper stecken. Die dunklen Augen waren vor Entsetzen geweitet, und die Knie gaben bereits nach. Kelly ließ ihn langsam und leise zu Boden sinken, die Hand noch immer um den Griff des Messers geklammert, aber auf eine Genugtuung wollte er diesmal nicht verzichten. Er hatte zu lange auf diesen Augenblick hingearbeitet, um seine Gefühle völlig ausschalten zu können.
    »Erinnerst du dich an Pam?« flüsterte er dem Sterbenden zu, dessen Reaktion ihn von Grund auf zufriedenstellte. Unter seinem Schmerz blitzte Erkenntnis durch, bevor seine Augen brachen.
    Schlange.
    Kelly zahlte bis sechzig. Erst dann zog er das Messer heraus. Die Klinge wischte er am Hemd des Opfers ab. Es war ein gutes Messer und sollte nicht mit dem Blut eines solchen Mannes befleckt bleiben.
    Einen kurzen Augenblick ruhte Kelly sich schweratmend aus. Er hatte den richtigen erwischt, den Untergebenen. Sein wichtigstes Ziel befand sich im ersten Stock. Alles lief genau nach Plan. Er nahm sich exakt eine Minute Zeit, um sich zu erholen und wieder zu konzentrieren.
    Die Treppenstufen knarrten. Aus diesem Grunde hielt Kelly sich dicht an der Wand und bewegte sich äußerst langsam, so daß die hölzerne Trittfläche so wenig

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