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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Uniform. Dummärschige Soldaten mit breiten Schultern und beschränktem Horizont, die nichts anderes im Kopf hatten, als zu töten, als ob man dadurch die Welt verändern könnte. Abgesehen davon, sinnierte Hicks, hatten sie gewußt, auf was sie sich einlassen. Wenn sie ein so friedliches und nettes Volk wie die Vietnamesen unbedingt mit Bomben bewerfen wollten, dann hätten sie eben vorher darüber nachdenken müssen, daß es denen bestimmt nicht gefallen würde. Und vor allem: Wenn sie schon so dumm waren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, dann gingen sie damit auch das Risiko ein, es zu verlieren. Warum also sollte jemand wie Wally Hicks auch nur einen einzigen Gedanken an sie verschwenden, wenn sich das Blatt gegen sie gewendet hatte? Die hatten doch Spaß an ihren Einsätzen! Immerhin kamen sie damit gut bei Frauen an, die glaubten, wer nicht viel im Kopf hatte, hätte automatisch mehr in der Hose, und die auf Männer standen, die wie gutgekleidete Affen ihre Arme auf dem Boden hinter sich herschleiften.
    Das könnte die Friedensgespräche torpedieren. Selbst MacKenzie ist dieser Meinung.
    So viele aus seiner Generation waren schon gestorben. Und nun wollten sie wegen fünfzehn oder zwanzig Berufskillern, die wahrscheinlich auch noch Spaß an ihrer Arbeit hatten, riskieren, daß der Krieg weiterging. Das stand in keinem Verhältnis.
    Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin, lautete einer der beliebtesten Slogans seiner Generation. Hicks wußte, daß dies immer eine Wunschvorstellung bleiben würde. Männer wie dieser eine - Zacharias - würden es auch zukünftig schaffen, andere auf ihre Seite zu ziehen, weil kleine Leute ohne das Wissen und die Perspektive, wie sie Hicks zur Verfügung standen, einfach nicht begreifen wollten, daß das alles reine Energieverschwendung war. Das war für ihn das erstaunlichste an der Sache. Konnten sie denn nicht verstehen, wie schrecklich ein Krieg war? Brauchte man denn soviel Grips, um das einzusehen?
    Hicks sah die Tür aufgehen. MacKenzie und Ritter kamen heraus.
    »Wally, wir gehen mal für ein paar Minuten rüber ins Weiße Haus. Sagen Sie bitte meiner Verabredung um elf, daß ich so schnell wie möglich zurückkomme.«
    »Jawohl, Sir.«
    Das war wieder mal typisch. Ritter hatte ihn voll auf seine Seite gezogen, hatte MacKenzie so eingeseift, daß Roger jetzt dem Nationalen Sicherheitsberater den Ball zuspielte. Wahrscheinlich würden sie dann bei den Friedensgesprächen Zeter und Mordio schreien, woraufhin diese dann für mindestens drei Monate stagnieren würden. Wenn nicht irgend jemand die List durchschaute, Hicks nahm den Telefonhörer auf und wählte eine Nummer.
    »Büro Senator Donaldson.«
    »Hallo, ich möchte mit Peter Henderson sprechen.«
    »Tut mir leid, der Senator und er sind zur Zeit in Europa. Nächste Woche kommen sie zurück.«
    »Oh, ja richtig. Vielen Dank.« Hicks legte auf. Verdammt, das hatte er in seiner Aufregung doch glatt vergessen.
    Es gibt Dinge, die man besonders sorgfältig angehen muß. Peter Henderson wußte nicht, daß er den Codenamen CASSIUS erhalten hatte. Er war ihm von einem Analytiker des U.S. Canada Institute zugedacht worden, dessen Begeisterung für Shakespeare der eines Don an einer englischen Universität in nichts nachstand. Das Foto in der Akte sowie das eine Blatt mit der Charakteristik des Agenten hatten den Klassikerfan an den egoistischen »Patrioten« in Julius Cäsar erinnert. »Brutus« hätte nicht gepaßt. Henderson, so hatte der Analytiker geurteilt, verfügte nicht über die nötigen charakterlichen Qualitäten.
    Die Europareise seines Senators war für »Sondierungen« gedacht, hauptsächlich im Zusammenhang mit der NATO, obwohl sie auch einen Abstecher nach Paris zu den Friedensgesprächen machen wollten. Ein paar entsprechende Fernsehaufnahmen, die die Sender in Connecticut im kommenden Herbst zeigen konnten, würden sich sicher gut machen. Doch im wesentlichen handelte es sich um eine Einkaufsreise, die lediglich jeden zweiten Tag von einer kurzen Lagebesprechung unterbrochen wurde. An diesen Besprechungen mußte Henderson als Sonderexperte des Senators für Fragen der Nationalen Sicherheit teilnehmen, über die restliche Zeit konnte er also frei verfügen. Und so hatte er seine eigenen Verabredungen getroffen. Im Augenblick besichtigte er gerade den White Tower, den berühmten Mittelpunkt des Tower of London, der nun schon seit nahezu neunhundert Jahren Wacht hielt über der Themse.
    »Ein warmer Tag

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