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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Friede kommt - wenn überhaupt hängt von Leuten wie Ihnen und mir ab. Unsere Völker müssen Vertrauen aufbauen. Und dieses Vertrauen beginnt im Verhältnis von zwei Menschen, einen anderen Weg gibt es nicht. Ich wünschte, es wäre anders, aber nur so kann man den ersten Schritt zum Frieden machen.«
    »Frieden - das wäre schön«, gab Henderson zu. »Zuerst müssen wir allerdings diesen verdammten Krieg zu Ende bringen.«
    »Wir arbeiten auf dieses Ende hin, wie Sie wohl wissen. Wir - nun, wir setzen sie nicht unter Druck, aber wir ermutigen unsere Freunde, eine gemäßigtere Linie zu vertreten. Es sind genug junge Männer gestorben. Die Zeit ist reif, daß dem ein Ende gesetzt wird, ein Ende, das beide Seiten akzeptieren können.«
    »Das höre ich gern, George.«
    »Glauben Sie, daß Sie uns helfen können?«
    Sie hatten die Rasenfläche am Tower umrundet und standen jetzt vor der Kapelle. Davor stand ein Hackklotz. Henderson wußte nicht, ob er tatsächlich einmal im Einsatz gewesen war. Er war mit einer niedrig gespannten Kette eingezäunt, auf der gerade einer der Raben Platz genommen hatte, die aus einer Mischung aus Tradition und Aberglauben im Gelände des Towers gehalten wurden. Rechts von ihnen führte ein königlicher Leibgardist ein Häufchen Touristen herum.
    »Ich habe Ihnen früher schon geholfen, George.« Damit hatte er recht. Henderson hatte schon seit etwa zwei Jahren hin und wieder die Würmer vom Haken genascht. Nun war es die Aufgabe des KGB-Oberst, den Köder zu versüßen und zu beobachten, ob Henderson ihn schluckte.
    »Ja, Peter, ich weiß, aber nun bitten wir um ein wenig mehr, um einige sehr heikle Informationen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, mein Freund. Einen Krieg anzuzetteln ist nicht schwer. Frieden zu schaffen kann weitaus gefährlicher werden. Niemand wird je erfahren, welche Rolle Sie dabei spielen. Die wichtigen Leute auf Ministerebene werden ihr Abkommen treffen und am Verhandlungstisch Hände schütteln. Kameras werden das Ereignis für die Nachwelt festhalten, doch Leute wie Sie und ich, unsere Namen, werden nie in den Geschichtsbüchern auftauchen. Dennoch kommt es auf uns an, mein Freund. Leute wie wir bereiten den Ministern den Weg. Ich kann Sie nicht dazu zwingen, Peter. Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie uns auf eigene Verantwortung helfen wollen. Außerdem liegt es in Ihrem Ermessen, was Sie uns wissen lassen wollen. Sie sind ein intelligenter junger Mann, und Ihre Generation hat alle Lektionen gelernt, auf die es ankommt. Wenn Sie wollen, können Sie noch mal eine Zeitlang darüber nachdenken... «
    Doch Henderson hatte seine Entscheidung schon getroffen. »Nein. Sie haben recht. Irgend jemand muß dazu beitragen, daß es Frieden gibt, und mit Zaudern kommen wir auch nicht weiter. Ich helfe Ihnen, George.«
    »Aber ohne Gefahr geht das nicht ab. Das wissen Sie«, warnte George. Er mußte sich beherrschen, um keine Reaktion zu zeigen, aber jetzt, wo Henderson den Haken schluckte, wollte er auf Nummer Sicher gehen.
    »Ich nehme die Risiken in Kauf. Die Sache ist es wert.«
    Ahhh.
    »Leute wie Sie müssen beschützt werden. Man wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn Sie nach Hause kommen.« George machte eine Pause. »Peter, ich habe Kinder, eine sechsjährige Tochter und einen zweijährigen Sohn. Durch Ihre und meine Arbeit können Sie in eine bessere Welt hineinwachsen - in eine friedliche Welt. Ich danke Ihnen in ihrem Namen, Peter. Aber jetzt muß ich los.«
    »Auf Wiedersehen, George«, sagte Henderson. George wandte sich um und lächelte ein letztes Mal.
    »Nein, Peter, das wird es nicht geben.« George ging die Steinstufen hinunter und wandte sich zum Traitor's Gate. Er mußte seine gesamte, nicht unbeträchtliche Selbstkontrolle aufbieten, um nicht laut aufzulachen angesichts des eben Erreichten und der überwältigenden Ironie, die das steinerne Verrätertor vor seinen Augen darstellte. Fünf Minuten später stieg er in ein schwarzes Londoner Taxi und gab dem Fahrer als Ziel das Kaufhaus Harrods in Knightsbridge an.
    Cassius, dachte er. Nein, das war nicht angemessen. Eher noch Casca. Doch es war zu spät, um das noch zu ändern, und außerdem, wer hätte die Ironie dabei schon bemerkt? Glatsow griff in seine Tasche und holte die Einkaufsliste heraus.

25 Abschied
    Ein einziger Durchlauf reichte natürlich nicht aus, so perfekt er auch gewesen sein mochte. Die nächsten vier Nächte und dann noch zweimal bei Tageslicht wiederholten sie die

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