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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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ihre Stenographiedienste nicht. Obwohl sie sich nicht gerne ausgeschlossen fühlte, nachdem sie sich schon als Teil des Teams empfunden hatte, war es ihr andererseits durchaus lieb, daß ihr damit die zweite Unterredung mit James erspart wurde. Außerdem hatte sie gestern keinen Strich an ihrem Artikel getan.
    Der war schließlich die Rechtfertigung für ihren Aufenthalt auf Wentwater, und sie wollte unbedingt noch bleiben, bis der Mord aufgeklärt war.
    Auf dem Weg zu ihrem Zimmer begegnete sie auf der Treppe Geoffrey in Reitkleidern. Daß er der Anordnung seines Vaters zuwiderhandeln würde, konnte sie sich nicht vorstellen, also mußte er aus seinem Arrest entlassen worden sein. Ungefähr drei Stufen über ihr hielt er inne, und seine große, muskelbepackte Gestalt stand bedrohlich über ihr.
    Den würde sie nicht wütend erleben wollen, doch wurde er schließlich nur auf Grund seines heißblütigen Charakters gewalttätig. Geoffrey würde aus Wut losschlagen, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß er systhematisch einen gemeinen Streich planen könnte.
    »Miss Dalrymple, Daisy, ich muß mich für den Wirbel von gestern Abend entschuldigen«, sagte er mit beschämter Miene.
    »Man kann es Ihnen nicht verübeln«, sagte Daisy voller Wärme. »James hat das wirklich herausgefordert.« Entweder verrenkte sie sich den Hals, oder sie redete mit seiner Hüfte - vor diese Wahl gestellt, ging Daisy ein paar Stufen höher.
    Er drehte sich zu ihr. »Ich hätte keine Schlägerei im Wohnzimmer anfangen dürfen. Ich war völlig kopflos, ich wollte ihn nur davon abhalten, weiter solchen Müll von sich zu geben. Sie glauben doch nicht, was er gesagt hat, oder?«
    »Bestimmt nicht, und Ihre Methode war ja sehr erfolgreich, wenn auch nicht ganz comme il faut. Gehen Sie gerade reiten? Ich glaube nicht, daß das eine so gute Idee ist. Mr. Fletcher will wahrscheinlich mit Ihnen sprechen.«
    »Mit mir?« Geoffrey wurde blaß. »Schon wieder?«
    »Keine Sorge, ich glaube nicht, daß er Sie wegen Körperverletzung belangen will«, sagte sie mit einem Lächeln. »Warum fragen Sie nicht einfach, ob er sofort mit Ihnen spricht, dann können Sie hinterher gleich reiten gehen.«
    Er nickte, aber kurz bevor sich wieder die übliche phlegmatische Maske über sein Gesicht senkte, erkannte Daisy, daß ihre Worte ihn nicht beruhigt hatten. Trotz seiner Größe und Stärke war er doch noch sehr jung und verletzlich.
    Wie fürchterlich mußte es für den armen Kerl sein, in seine eigene Stiefmutter verliebt zu sein.
    Als Daisy in ihrem Zimmer ankam, fand sie dort Mabel beim Staubwischen vor. »Ihre Papiere hab ich nicht angerührt, Miss«, versicherte ihr das Mädchen. »Tut mir so leid, daß ich noch nicht durch bin bei Ihnen, aber hier ist ja alles ganz durcheinander geraten, wo doch die Polizei im Haus ist und alles.«
    »Haben Sie sich mal wieder mit dem Sergeant unterhalten?«
    »Heute noch nicht, Miss.« Sie kicherte. »Wirklich eine Marke, dieser Sergeant Tring, ehrlich. Heute morgen wollt er nur Dilys sehen, ich meine das Mädchen, das das Zimmer vom Mylord immer gerichtet hat, der ertrunken ist. Macht schon wieder mit diesen Stiefeln rum, das tut er wohl, aber unsere Dilys wußte rein gar nichts davon. Mr. Payne muß man da fragen, wo doch unser Stiefeljunge Albert ein so dickes Brett vorm Kopf hat, da können Sie Sargnägel reinschlagen. Stimmt das, Miss, daß Mr. Payne eingebuchtet ist?«
    »Woher in aller Welt wissen Sie das denn?« Daisy vermutete, Mr. Trings Fragen mußten das verraten haben, aber vielleicht hatte Alec ja auch keinen Grund, das zu verschweigen.
    »Hab ich erzählt gekriegt«, sagte Mabel vage. »Unangenehmer Zeitgenosse, der Mr. Payne, hat die Köchin gesagt. Er wars, ganz sicher.«
    »Was meinen Sie?«
    »Naja, der seine Lordschaft umgebracht hat, Miss, und ganz bestimmt hat er die ollen Stiefel da geklaut. Das denken wir nämlich alle hier, weil sonst hätt' ihn die Polizei ja nicht eingebuchtet.«
    »Hatte Payne denn einen Grund, Lord Stephen beseitigen zu wollen?« fragte Daisy hoffnungsvoll, obwohl sie überzeugt war, daß Tom Tring diese Frage schon gestellt haben mußte. Das war eben der Ärger, wenn man sich am Rande einer Untersuchung befand: Sie hatte den Bericht des Sergeanten an Alec verpaßt.
    »Schien eigentlich nicht so, Miss. Das war keiner, der viel Worte gemacht hat. Aber einer hat mal gefragt, wie es ist, für Lord Stephen zu arbeiten. Da hat er gemeint, seine Lordschaft ist ein guter

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