01 - Nacht der Verzückung
sich über sie legt, beschenkt sie ihn mit
einem leisen Singsang aus Liebkosungen -meistens sein Name - und er
ist selbst erstaunt über die Seufzer, die sie ihm damit entlockt. Sie ist klein
und eng und sehr jungfräulich. Die Barriere scheint unüberwindlich und er weiß,
dass er ihr wehtut. Doch dann ist sie überwunden und er dringt mit ganzer Länge
in sie ein. In ihre weiche, feuchte Hitze und in die unwillkürlichen
Kontraktionen ihrer Muskeln.
Mit
leisem Flüstern spricht sie in sein Ohr.
»Ich
wusste schon immer«, sagt sie, »dass dies der schönste Augenblick meines Lebens
sein würde. Dies. Mit dir. Aber ich habe nie erwartet, dass es wirklich
geschehen könnte.«
Ah,
Lily. Ich wusste von nichts.
»Mein
geliebtes Leben«, sagt er zu ihr. »Ah, meine große Liebe.«
Er kann
nicht länger daran denken, seiner Braut nicht wehzutun. Sein Verlangen, seine
Sehnsucht pulsiert wie mit Trommelschlägen durch jedes Blutgefäß seines Körpers
und konzentriert lustvollen Schmerz in seiner Leiste und in dem Teil von ihm,
der in ihr geborgen ist. Er entzieht sich ihr fast völlig und presst sich
wieder tief in sie, hört sie aufstöhnen vor Erstaunen und gewiss auch vor Lust,
zieht sich erneut zurück und presst sich tief in sie.
Er hält
den Rhythmus so lange aufrecht, wie es ihm sowohl ihr als auch sich selbst
zuliebe möglich ist, und widersteht der drängenden Versuchung, sich zu schnell
der Wonne hinzugeben, bevor sie erfahren kann, dass intimes Zusammensein mehr
bedeutet als schlichtes Eindringen.
Sie
liegt ruhig unter ihm. Nicht aus Widerwillen oder Schock oder passiver
Unterwerfung. Das würde er spüren. Selbst wenn sie nicht diese leisen Töne der
Befriedigung von sich geben würde, würde er es spüren. Sie genießt, was
geschieht. Er küsst sie und ihr Mund ist warm, offen, empfänglich.
»Meine
Geliebte«, sagt er. »Mein Gott, du bist so schön, Lily. So wunderschön.«
Er kann
sich nicht länger zurückhalten. Er verlangsamt den Rhythmus, presst tiefer,
hält länger inne. Er ist von ihr umschlossen, von ihr verschlungen, Teil von
ihr. Lily. Meine Liebe. Meine Frau. Fleisch meines Fleisches, Gebein meines
Gebeines, Herz meines Herzens.
Er
zieht zurück und gräbt sich erneut tief ein. Tiefer. Grenzenlos. Jenseits von
Zeit und Raum. Er entlädt sich tief in jene Ewigkeit, in der er und Lily
vereint sind.
Er hört
sie seinen Namen flüstern.
***
Bis zum Stützpunkt
haben sie nur noch wenige Meilen zu gehen. Doch auf ihrem Weg liegt noch ein
schmaler Engpass, den sie durchqueren müssen. Eigentlich ist das Risiko sehr
gering, dass sich französische Kräfte so weit vor ihren Winterstellungen
aufhalten, aber Neville ist vorsichtig. Er schickt Männer voraus, um die Hügel
auszukundschaften. Er lässt seine Kompanie so antreten, dass er die
gefährlichste Position an der Spitze einnimmt, während Lieutenant Harris die
Nachhut bildet und die unerfahrensten seiner Männer zusammen mit dem Kaplan und
den beiden Frauen in der Mitte sind.
Lily
ist sehr still heute, auch wenn sie nicht mehr wie betäubt wirkt. Die Tatsache,
dass ihr Vater tot ist, wird ihr langsam bewusst. Sie hat begonnen zu trauern.
Doch in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden, bevor er aufgestanden ist, hat
sie ein zweites Mal mit ihm geschlafen. Sie hat ihre Arme um seinen Hals
geschlungen und ihm gesagt, dass sie ihn liebe, dass sie ihn schon immer
geliebt habe, vom ersten Augenblick an, vielleicht sogar schon vorher, schon
vor ihrer Geburt, vor der Zeit und der Schöpfung. Er hat leise gelacht und ihr
gesagt, dass er sie anbete.
Um
ihren Hals trägt sie an einem Band ein Päckchen. In dem Päckchen befindet sich
eine Abschrift ihres Trauscheins - die andere Abschrift wird pflichtgemäß
von Parker-Rowe verwaltet werden, sobald sie zum Stützpunkt zurückgekehrt
sind. Lilys Päckchen ist eine letzte Vorsichtsmaßnahme. Wer auch immer es öffnet,
wird sehen, dass sie die Frau eines britischen Offiziers ist, und sie mit der
angemessenen Ritterlichkeit behandeln.
Die
Franzosen sind schlau. Zumindest diese eine Kompanie. Der britische Spähtrupp,
den Neville vorgeschickt hatte, hat sie nicht enttarnen können. jetzt lassen
sie die Spitze des britischen Zuges durch den Engpass marschieren und auf der
anderen Seite heraus, bevor sie die schwache Mitte angreifen.
Bei der
ersten Salve von den Hügeln wirbelt Neville herum. Es kommt ihm vor, als würde die
Welt ihren Lauf verlangsamen und er durch einen dunklen Tunnel blicken,
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