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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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an
dessen Ende er nur Lily in der Mitte des Engpasses sieht, wie sie die Hände
hochwirft und aus seinem Blickfeld nach hinten fällt, inmitten des Qualms und
der kämpfenden Soldaten seiner eingeschlossenen Truppe.
    Sie ist
getroffen worden.
    Er ruft
ihren Namen.
    »L-i-L-y!
L-I-L-Y!«
    Ohne
einen klaren Gedanken handelt er, wie jeder Offizier handeln würde, zieht sein
Schwert, brüllt Befehle und kämpft sich zurück zum Schlachtfeld in der Schlucht.
Zurück zu Lily.
    Unterdessen
hat Lieutenant Harris seine Leute von hinten nach oben auf den Hügel geführt.
Wenige Minuten später sind die Franzosen zumindest zu einem momentanen Rückzug
gezwungen. In der Zwischenzeit hat Neville die Mitte der Schlucht erreicht und
Lily gefunden, deren Brust blutüberströmt ist. Mehr Blut, als gestern auf der
Brust ihres Vaters war.
    Sie ist
tot.
    Er
schaut hinunter auf ihren gemeuchelten Körper und fällt neben ihr auf die Knie,
seine Pflicht vergessend. Seine Arme greifen nach ihr.
    Lily.
Meine Liebe. Mein Leben. So kurz nur mein Leben. Nur für eine Nacht.
    Nur
eine Nacht der Verzückung.
    Lily!
    Er
spürt keinen Schmerz, als die Kugel seinen Kopf streift. Die Welt versinkt im
Dunkel, als er bewusstlos über Lilys leblosem Körper zusammenbricht.

3. Ein unmöglicher Traum
    Teil III
    Ein unmöglicher Traum

Kapitel 4
    Sie folgten nicht
der Auffahrt zum Haus, wie Lily erwartet hatte. Kurz hinter den Toren zum
Anwesen verließen sie den gepflasterten Weg und schritten bald über einen
unbefestigten Waldpfad. Sein Griff um ihre Hand war schmerzhaft. Sie musste
beinahe rennen, um mit seinen raumgreifenden Schritten mitzuhalten.
    Sie
wusste, dass er verwirrt war, sich kaum bewusst, wohin er ging oder mit wem.
Sie unternahm keinen Versuch, das Schweigen zu brechen.
    In
Wahrheit ging es ihr selbst kaum anders. Er war im Begriff gewesen zu heiraten.
Er hatte sie für tot gehalten das wusste sie von Captain Harris. Das war vor
knapp zwei Jahren gewesen. Und nun wollte er wieder heiraten. So kurze Zeit
danach.
    Lily
hatte seine Braut gesehen, bevor sie voller Panik in die Kirche gestürzt war.
Sie war hoch gewachsen und elegant und schön, in weißem Satin und weißer
Spitze. Seine Braut. Eine Frau aus seiner Welt. Eine Frau, die er
vielleicht liebte.
    Lily
war an seiner Braut vorbeigerannt und hinein ins Kirchenschiff. Es hatte sich
angefühlt wie in der Nacht zuvor, als habe sie ein anderes Universum betreten.
Nein, noch schlimmer als in der Nacht zuvor. Die Kirche war voll gewesen mit
prächtig und teuer gekleideten Damen und Herren und alle hatten sich zu ihr
umgesehen. Sie hatte ihre Blicke sogar dann noch gespürt, als ihr eigener Blick
fest auf den Mann gerichtet war, der wie ein Märchenprinz vor dem Altar stand.
    Er war
in helles Blau und Silber und Weiß gekleidet. Lily hatte ihn kaum erkannt. Die
Größe, die breiten Schultern, der kräftige, muskulöse Körperbau waren gleich
geblieben. Aber dieser Mann war der Graf von Kilbourne, ein unnahbar englischer
Aristokrat. Der Mann, den sie kannte, war Major Lord Newbury, ein rauer Offizier
des 95. Schützen-Regiments.
    Ihr
Gemahl.
    Der
Major Newbury, an den sie sich erinnerte - Neville, wie sie ihn am
letzten Tag genannt hatte -, hatte nie etwas auf sein Äußeres gegeben und
war dennoch unverschämt attraktiv gewesen in seiner grün-schwarzen
Regimentsuniform, die oft zerschlissen, staubig oder schlammverschmiert war.
Sein blondes Haar trug er immer kurz geschnitten. Heute war er von makelloser
Eleganz.
    Und er
war im Begriff gewesen, diese schöne Frau aus seiner eigenen Welt zu heiraten.
    Er hatte
Lily für tot gehalten. Er hatte sie vergessen. Er hatte nie über sie gesprochen
- das war aus den Reaktionen aller Anwesenden klar zu erkennen gewesen.
Vielleicht hatte er sich geschämt, von ihr zu erzählen. Oder sie hatte ihm so
wenig bedeutet, dass er nicht daran gedacht hatte. Seine Ehe mit ihr war in
Eile geschlossen worden, weil er sich ihrem Vater gegenüber verpflichtet
gefühlt hatte. Er hatte das Ganze als Zwischenfall abgelegt, der nicht weiter
erwähnenswert war.
    Heute
war sein Hochzeitstag - mit einer anderen.
    Und sie
hatte es verhindert.
    »Lily.«
Als er plötzlich sprach, verstärkte sich der schmerzhafte Druck seiner Hand.
»Du bist es wirklich. Du bist wirklich am Leben.« Er blickte immer noch
geradeaus. Sein Schritt hatte sich nicht verlangsamt.
    »Ja.«
Sie konnte sich gerade noch verkneifen, sich dafür zu entschuldigen, wie sie es
in der Kirche getan

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