Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
Vom Netzwerk:
besaß eine großväterliche Ausstrahlung. Vermutlich handelte es sich um das Bild eines Schauspielers oder um das eines amerikanischen Präsidenten – doch glücklicherweise erkannte Bandicut das Gesicht der Gestalt nicht wieder. Der Mensch schwang den gleichen Zeigestock wie zuvor die Echse. »Können wir so … weitermachen?«, knurrte er heiser.
    »Ja«, erwiderte Bandicut angespannt.
    »Gut.« Charlie wandte sich um und zeigte auf die Darstellung des Kometen, der nun scheinbar langsam auf die Sonne zustürzte. »Also schön. Nehmen wir mal an, eure astronomische Gemeinschaft hat den Kometen flüchtig wahrgenommen, bevor er hinter der Sonne verschwand. Selbst in diesem Fall könntet ihr seinen Orbit nicht mit Gewissheit ermitteln, und wenn, würdet ihr ihn nicht als gefährliches Objekt einstufen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es noch eine letzte Bahnänderung geben wird, schon sehr bald, noch während der Komet hinter der Sonne ist.« Das Charlie-Bild klopfte sich mit dem Zeigestock in die offene Handfläche. »Der Translator hat eine Sonneneruption vorausgesagt, zu der es jetzt auf der anderen Seite der Sonne kommen wird. Satellitenaufzeichnungen bestätigen diese Voraussage. Die Protuberanz beeinflusst den Sonnenwind und die Strahlung, durch welche die Kometenbahn verläuft. Das wiederum verursacht eine propulsive Entgasung, das heißt, es werden Dämpfe frei, während der Komet dicht an der Sonne vorbeifliegt. Unsere Projektion wurde sowohl auf Grundlage von Daten erstellt, die Aufschluss über das bisherige Verhalten des Körpers bei Kursänderungen geben, als auch unter Zuhilfenahme von gewissen mathematischen Chaos-Funktionen, die nicht in euren wissenschaftlichen Lexika stehen.«
    »Charlie …?«
    »Ich verstehe, warum du so empfindest. Aber ich erzähle dir keinen Müll, wie ihr Menschen sagen würdet. Der Translator hat das alles vorausgesagt und dabei Funktionen verwendet, die eure Astronomen weder begreifen noch anerkennen würden.«
    Bandicut funkelte ihn an. »Wenn diese Funktionen so nützlich sind, wieso erklärst du sie dann nicht wenigstens mir?«
    Das Quarx hob die Hände. »John, ich kann dir die dahinter verborgene Mathematik nicht erklären! Aber ich kann dir ein paar von den Metaphasen-Raum-Projektionen zeigen.« Das Charlie-Bild machte eine Geste und in einer Ecke des Sonnensystems öffnete sich ein Grafikfenster. Darin drehten und kreisten einige dreidimensionale Attraktoren-Muster.
    »Das wird bestimmt helfen! Woll’n mal sehen … ich würde sagen, es sieht aus wie eine Schlange auf harten Drogen, die einen Knopf an einen Umhang näht«, erwiderte Bandicut sarkastisch.
    »Nun ja, das ist eine temporär wahrscheinliche Bahn des Kometen. Bei der Errechnung floss sein charakteristisches Fallverhalten ebenso ein wie die Analyse seiner physischen Struktur; beides wurde anhand von bekannten Daten und einer komplex gestaffelten Reihe von Verhaltensmustern ermittelt, die man in Kreuzkorrelation zur voraussichtlichen Sonnenaktivität gesetzt hat.«
    »Charlie …«
    »Es ist so: All diese offenbar zufallsbedingten Faktoren sind nicht wirklich vom Zufall abhängig; sie sind schlicht chaotisch – reagieren extrem empfindlich auf winzige Veränderungen. Bei dieser Form der Chaos-Analyse werden viele winzige Details berücksichtigt – aber auch Muster und Metamuster, aus denen wiederum tiefer gehende Muster abgeleitet werden. Die Wahrheit ist, John, in deiner Sprache gibt es nicht die erforderlichen Worte, um die Methode erklären zu können. Sie kommt gefährlich nahe an … tja, ich habe mich schon oft gefragt, ob man mit ihr vielleicht weniger die Zukunft vorhersagt als vielmehr sieht. Der Translator bestreitet das, aber …« Der Quarx-Mensch schüttelte den Kopf.
    Bandicut starrte den Außerirdischen an und hatte das Gefühl, nicht mehr zu sein als ein dummes Tier. Er konnte dieses Gefühl nicht ausstehen.
    Charlie räusperte sich, wandte sich um und blickte ihn nüchtern an. »Jedenfalls ist das eine von den Sachen, bei denen sich der Translator einfach nicht irrt. Wirklich nicht! Er führt derartige Berechnungen schon seit etwa einer Milliarde Jahren aus.«
    Bandicut machte eine unverbindliche Geste. »Na schön. Der Translator irrt sich nicht. Aber man könnte den Kometen noch immer entdecken, wenn er wieder hinter der Sonne hervorkommt.«
    »Vielleicht, ja.« Charlie nickte lebhaft. Er wandte sich um und beschleunigte die Darstellung. »Ich bin mir sogar sicher, dass man ihn entdecken

Weitere Kostenlose Bücher