01 - Neptun kann warten
Kometen mit einer Geschwindigkeit ab, die etwa ein Viertel der Lichtgeschwindigkeit beträgt, und stoßen frontal mit ihm zusammen …«
»WAS?«
»… und das Torsionsfeld wird ungefähr ein Fünftel der Kometenmasse in Energie umwandeln …«
Bandicut schluckte.
»… in sicherem Abstand zur Erde.«
Der Quarx-Mensch stockte, starrte die holografische Erde an und drehte sich wieder Bandicut zu. »Dann ist die Gefahr für deine Heimatwelt beseitigt. Wenn alles nach Plan verläuft.«
Bandicut starrte ihn ungläubig an. »Und was wird aus uns?«
»Tja …« Charlie wog seine Worte ab. »Es besteht unleugbar die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht überleben werden. Trotzdem, schätze ich, stehen unsere Chancen, die Kollision zu überleben, fifty-fifty. Was recht gute Chancen sind, eingedenk der Energiemenge, die wir freisetzen wollen.«
Bandicut konnte nur den Kopf schütteln. »Stimmt. Und wenn wir mit deiner Fünfzig-Prozent-Chance überleben, was dann?« Er unterbrach sich und dachte nach. Doch wusste er nicht so recht, wie er über etwas nachdenken sollte, das sich seiner Vorstellungskraft völlig entzog. »Hast du dir schon überlegt, was wir danach tun? Wie wir hierher zurückkomme? Wie wir -verzeih mir – wieder unser Leben leben können? Hast dir das schon überlegt? Charlie?«
Der Quarx-Mensch starrte ihn bestürzt an. Eine Emotion verzerrte seine Gesichtszüge – und regte sich zugleich in Bandicuts Bewusstsein – doch wusste Bandicut sie nicht einzuordnen. Schließlich kehrte Charlie ihm den holografischen Rücken zu und sagte sanft: »Nein, ich fürchte, das habe ich noch nicht ausgearbeitet. Vermutlich hab ich geglaubt, die Erde zu retten sei wichtiger als unsere Rückkehr nach Triton.«
Bandicut schluckte; er kam sich plötzlich selbstsüchtig vor und schämte sich. Gleichzeitig war er wütend auf Charlie, weil der Außerirdische diese Emotionen in ihm geweckt hatte.
»Aber John«, sagte das Quarx und drehte sich wieder zu ihm um, »wir werden nicht völlig ohne Ressourcen sein.« Ich kann dir nicht genau sagen, wohin die Explosion uns verschlagen wird und in welcher Verfassung wir sein werden …« Der Außerirdische zögerte, denn er schien zu erkennen, das diese Antwort seinen Wirt nicht zufrieden stellte. Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Aber eines kann ich dir sagen: Wenn wir überleben, werden uns … Mittel zur Verfügung stehen … die uns der Translator liefert.«
Bandicut runzelte die Stirn und sagte finster: »Na, das beruhigt mich ja ungemein! Uns werden Mittel zur Verfügung stehen! Meinst du damit, wir werden die Möglichkeit haben, jemanden zu Hilfe zu rufen, damit er unsere Einzelteile aufliest?«
»Nein, so wird es bestimmt nicht sein …«
»Beantworte mir eine Frage«, fauchte Bandicut, dem der Geduldsfaden riss. »Warum konntest du dir nicht jemanden aussuchen, der für dieses verrückte Unterfangen qualifiziert ist?«
»Wie meinst du das?«
»Jemanden, der den Helden spielen möchte.«
»John …« Das Quarx neigte den Kopf zur Seite und kicherte. »Es wollen weitaus weniger Wesen Helden sein, als du dir vorstellen kannst. Warum ich dich ausgesucht habe? Weil du in der Lage bist, es zu schaffen, und sonst keiner. Und …«, das Hologramm räusperte sich, »… ich möchte hinzufügen, dass uns die Zeit davonrennt, während wir hier sitzen und über das Unausweichliche debattieren.«
Voller Wut wandte Bandicut sich ab, und fuhr dann wieder zu dem Quarx herum. »Sag mir eines: Schicken wir wenigstens eine Warnung zur Erde und teilen ihnen mit, was wir tun? Das wäre jedenfalls besser als nichts!«
Die menschliche Gestalt zuckte die Achseln. »Definiere ›besser‹. Du würdest vielleicht eine weltweite Panik auslösen. Wenn wir Erfolg haben, braucht die Menschheit keine Warnung. Aber wenn wir versagen, würdest du lediglich ein paar Leuten eine kurze Gnadenfrist gewähren. Es würde trotzdem Flutwellen und Erdbeben geben, Staub und Rauch würde die Atmosphäre verdunkeln, das Erdklima würde sich abkühlen und alle Pflanzen würden sterben. Und falls wir versagen, werden letztendlich Milliarden Menschen umkommen.«
Bandicut lief ziellos unter den Sternen umher und schlug nach den Planeten, als er an ihnen vorüberkam. Und ich werde vielleicht umkommen, während ich tue, was du willst, dachte er. Als er weitersprach, klang er mürrisch und schuldbewusst gleichermaßen. »Jeder muss irgendwann sterben, stimmt’s?«
»Ja«, sagte das Quarx, »aber ich stelle
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